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Ein Einbrecher wird vom unverhofften Auftauchen der Hausbesitzer überrascht und nimmt die beiden daraufhin als Geiseln. Aus der Prämisse dieses prominent besetzten Netflix-Titels könnte eine knackig-effektive Kammerspielspannung erwachsen. Dafür bräuchte es aber ein einfallsreiches Drehbuch.

Windfall (2022)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Geiseln der Langeweile

Theoretisch bringt der von Netflix erworbene Thriller „Windfall“ alles mit, was ein kleines, aber spannungsgeladenes, garstiges Kammerspiel erwarten lässt. Mit Andrew Kevin Walker steht in den Drehbuch-Credits (neben Justin Lader) der Autor des Genremeilensteins „Sieben“. Das Home-Invasion-Szenario – ein Einbrecher wird von einem Ehepaar überrascht – ist griffig. Und die Hauptdarsteller*innen Jason Segel, Jesse Plemons und Lily Collins, die allesamt auch in der Liste der Produzent*innen auftauchen, haben ausreichend Talent, um ein überwiegend um drei Personen kreisendes Stück zu tragen. Praktisch verirrt sich der von Charlie McDowell („The Discovery“) inszenierte Film nach einem ganz ordentlichen Einstieg jedoch in Windeseile.

Irgendetwas fühlt sich seltsam an, wenn die Kamera in den ersten Minuten einen namenlos bleibenden, von How I Met Your Mother-Star Jason Segel gespielten Mann einfängt, der auf einem von Natur und blauem Himmel umgebenen Luxusanwesen abhängt. Das merkwürdige Gefühl konkretisiert sich wenig später. Als er Türen und Gegenstände abwischt, wird klar, dass wir es mit einem Dieb zu tun haben. Noch bevor er mit einem Batzen Bargeld das Weite suchen kann, kreuzen allerdings völlig unerwartet der Hausbesitzer, ein milliardenschwerer IT-Unternehmer (Jesse Plemons), und seine Frau (Lily Collins) im schicken Feriendomizil auf. 

Erstaunlich souverän versuchen die beiden, den sichtlich um Fassung und Kontrolle ringenden Räuber zu beschwichtigen. Er wiederum sperrt sie notdürftig in einer Saunahütte ein und will sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Dumm nur, dass ihm erst jetzt eine Überwachungskamera auffällt, die genau auf seinen in der Nähe des Grundstücks geparkten Wagen schaut. Spätestens damit steht fest: Einen abgebrühten Profi haben wir hier sicherlich nicht vor uns. Um an die Aufnahmen zu gelangen, heißt es: Zurück zur Villa! Nach einer kurzen, eher tollpatschigen Verfolgungsjagd durch einen Orangenhain sitzt der überforderte Eindringling schließlich mit seinen beiden Geiseln zusammen, um über einen angemessen Betrag zu feilschen, der ihm ein neues Leben ermöglicht. Da die ausgehandelte Summe erst am nächsten Tag herbeigeschafft werden kann, beginnt das große Warten.

Keine Frage, den vor allem mit Komödienstoffen assoziierten Segel in einer ungewohnten Rolle zu sehen, ist angenehm. Plemons verkörpert den rasch als arroganter Kotzbrocken entlarvten, sich über die fehlende Leistungsbereitschaft vieler Menschen auslassenden Milliardär mit Inbrunst. Und auch die früh aufblitzenden toxischen Machtverhältnisse in der Ehe des Selfmade-Entrepreneurs versprechen ein knisterndes Kräftemessen. 

Was folgt, ist aber reichlich Leerlauf. Ein paar Mal zu oft werfen die Figuren mit abgedroschenen Sätzen der Marke „Sie sind ein guter Mensch!“ um sich. Ständig führen sie pseudotiefgründige Gespräche, teilweise sogar am Lagerfeuer. Die Kluft zwischen den Superreichen und den einfachen Leuten verhandelt Windfall häufig denkbar plakativ. Und Spannung wird, wenn überhaupt, auf wenig wirkungsvolle Weise erzeugt. Dass der Puls schön im Normalbereich bleibt, hat auch mit einigen humorigen Einlagen zu tun. Die Musik wirkt manchmal etwas zu verspielt. Und selbst dem Moment, in dem die Stimmung endlich kippt, haftet etwas Ungelenk-Belustigendes an. Absurd angehaucht oder doch lieber nervenaufreibend? Wirklich entscheiden können sich die kreativ Verantwortlichen nicht.

Das große Finale, das sich zwar ankündigt, aber trotzdem nicht überzeugend vorbereitet wird, soll auf jeden Fall schockierend-abgründig sein. Bestätigt wird an dieser Stelle nicht nur die alte Drehbuchregel, wonach vermeintlich unbedeutende Details plötzlich Gewicht bekommen. Es bewahrheitet sich auch die filmische Erfahrung, dass ein Knalleffekt am Ende nicht für 80 Minuten Langeweile entschädigt. Die Darsteller*innen müssten einem eigentlich leidtun, da sie zu selten Möglichkeiten zum Glänzen erhalten. Andererseits hätten sie in ihrer Rolle als Produzent*innen der von Jason Segel mitentwickelten Geschichte durchaus eine aufregendere Richtung geben können.

Windfall (2022)

Als ein wohlhabendes Paar in diesem Thriller à la Alfred Hitchcock in seinem Ferienhaus eintrifft, muss es feststellen, dass dieses gerade ausgeraubt wird.

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Meinungen

uwe · 14.04.2022

Der Film ist an den Haaren herbeigezogener inhaltlicher Blödsinn. Die Sprache ist (zumindest im Original) zum Speien (ein gefühler Weltrekord an "fucking"s). Die Musik ist jedoch erstaunlicherweise gut und stimmungsvoll.

Emil · 09.04.2022

Ich bin mit nicht so hohen Erwartungen in den Film gegangen, wollte ihn dennoch erstmal geguckt haven. Dennoch muss ich der Kritik zustimmen. Der Film wirkt, als könnte er ein vernünftiges und interessantes Drama bringen, da die Thematik aus meiner Sicht viel Spielraum für die Inszenierung bringt, wie auch zum Beispiel das Drama „Malcolm & Marie“. Es erinnert mich von dem Genre und dem Aufbau des Films daran (Location, Anzahl des Casts, etc.), dennoch ist Windfall leider nicht gelungen. Er ist viel zu langatmig, hat keinen vernünftigen Höhepunkt, welcher den Zuschauer zu weiter gucken animieren könnte und erfüllt am Ende dem Standard, so wie sich viele ein „richtiges Ende“ eines Films vorstellen. Leider hat mich der Film nicht überzeugt.

Bruno · 29.03.2022

Genial langweilig....
So spannend das man sich während des Films Kritiken überlegt und niederschreibt.
Bin erst bei min 60....schaue fertig.....vielleicht wirds es noch.....

Minshi · 22.03.2022

Der Schlechteste Film Allerzeiten!!! Armer Armer Jason!!