Whole New Thing

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Frühlings Erwachen

Für seine Mitschüler ist der 13-jährige Emerson Thorsen (Aaron Webber) in erster Linie ein Freak. Denn der Junge, der bislang mit seinen Hippie-Eltern irgendwo am buchstäblichen Arsch der Welt in Nova Scotia aufwuchs und von diesen unterrichtet wurde, ist ein wenig weltfremd und altklug. Kein Wunder also, dass seine neuen Klassenkameraden ihm gerne mal eins auf die Mütze geben, denn was Emerson an Verständnis und Toleranz gegenüber seiner Umwelt im Übermaß aufbringt, geht seinen neuen Klassenkameraden vollkommen ab.
Zum Glück besteht die Schule aber nicht nur aus Rabauken, sondern auch aus Lehrern wie Don Grant (Danie MacIvor), in dessen Unterricht Emerson förmlich aufblüht. Doch auch der Lehrer, der seine eigene Homosexualität mühsam unterdrückt und sich in eine enervierende Routine stürzt, um seine Bedürfnisse beiseite zu schieben, lernt durch die Begegnung mit dem seltsamen Jungen eine Menge über sich selbst. Für die beiden beginnt ein emotionaler Gewaltakt, als auch Emerson sein Interesse an Männer im Allgemeinen und seinem Lehrer im Besonderen entdeckt, denn jegliche Form der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist selbstverständlich undenkbar. Auch Emersons Eltern Rog (Robert Joy) und Kaya (Rebecca Jenkins) geraten in den Strudel der Gefühle, da sie sich durch die Entwicklung ihres Sohnes mit ihren eigenen Empfindungen für den jeweils anderen auseinandersetzen müssen. Fast scheint es so, als sei dieser seltsame Junge dazu in der Lage, in seinem einsetzenden Chaos der Gefühle selbiges in jedem hervorzurufen, mit dem er in Berührung kommt.

Amnon Buchbinders wundervoller Coming-of-Age-Streifen Whole New Thing ist ein genau beobachteter Film voller absurdem Witz, geistreichen Dialogen und einer gehörigen Portion Lebensklugheit, der die Irrungen und Wirrungen des heftig pubertierenden Emerson genauso treffsicher zu schildern weiß wie das triste Liebesleben seines Lehrers und die Entfremdung seiner ach so lieben und verständnisvollen Hippie-Eltern. Und so wird aus Amnon Buchbinders Reigen ein erstaunlich kluger und witziger Film über die Liebe in all ihren Formen, Farben und Schattierungen.

Whole New Thing

Für seine Mitschüler ist der 13-jährige Emerson Thorsen (Aaron Webber) in erster Linie ein Freak.
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