Who Am I - Kein System ist sicher

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Nie wieder unsichtbar

Computer-Spezialisten mögen angesichts dessen, was in diesem Hacker-Film möglich ist, die Nase rümpfen, und doch ist es ein frischer Wind, der durchs deutsche Kino weht. Endlich mal keine romantische Komödie, endlich mal kein Zweiter-Weltkriegs-Drama. Stattdessen ein waschechter Thriller, der rasant erzählt ist.
Benjamin Engel (Tom Schilling) ist ein unscheinbarer Typ, aber auch ein begnadeter Hacker, der mit Max (Elyas M’Barek), Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot Jr.) die Gruppe CLAY bildet. Gemeinsam hacken sie sich in Banken und Wirtschaftsunternehmen, hinterlassen Botschaften, haben Spaß und wollen was verändern. Vor allem will Max aber die Aufmerksamkeit des notorischen Hacker-Königs MRX. Doch als CLAY diese bekommt, gerät alles aus dem Ruder. Das Leben ist plötzlich brandgefährlich, und das nicht nur wegen Europol, das CLAY auf den Fersen ist, sondern auch wegen den Hintermännern, für die MRX tätig ist.

Sowohl, was das Skript als auch die Umsetzung betrifft, orientiert sich der Film des Schweizers Baran bo Odar an internationalen Produktionen. Das heißt, schnelle Schnitte, ein kräftig wummernder Score, visuelle Ideen noch und nöcher – Who Am I – Kein System ist sicher hat auf jeden Fall Stil. Mehr noch als das, er findet auch interessante Bilder für Dinge, die eigentlich nur Einsen und Nullen im Cyberspace sind. So wird das virtuelle Treffen von CLAY mit MRX symbolisch abgebildet, und zwar als Meeting in einem dunklen Waggon, in dem Maskierte aufeinander warten. Ein gutes Sinnbild für etwas, das sehr schnell und sehr leicht zu theoretisch werden könnte.

Das Skript ist recht clever gestrickt, auch und gerade durch die Struktur, die in Rückblicken langsam bis zum aktuellen Moment voranschreitet. Beim Finale überschlägt sich dann alles ein wenig, man will eine Überraschung nach der anderen bieten, zitiert dabei ein paar Klassiker, bis hin zu dem Punkt, dass es fast peinlich gerät – nur um dann noch einen draufzusetzen und wieder alles ins Gegenteil zu verkehren. Denkt man genauer darüber nach, ist das durchaus clever. Es lässt den Schluss ambivalenter erscheinen. Er kann sein, wie er ist – oder eben nur ein Hirngespinst darstellen.

Interessant an Who Am I – Kein System ist sicher ist auch, dass er die Formeln gängigen Superhelden-Kinos emuliert, und das auch rotzfrech konstatiert. Die Hauptfigur fühlt sich als Superheld, inklusive der schmerzhaften Vergangenheit, die ihn geprägt hat. Mit den Masken, der geheimen Mission, den Codenamen, dem Kampf von Gut gegen Böse ist dieser Thriller dann auch tatsächlich so etwas wie eine Light-Version eines Superhelden-Stoffs.

Who Am I - Kein System ist sicher

Computer-Spezialisten mögen angesichts dessen, was in diesem Hacker-Film möglich ist, die Nase rümpfen, und doch ist es ein frischer Wind, der durchs deutsche Kino weht. Endlich mal keine romantische Komödie, endlich mal kein Zweiter-Weltkriegs-Drama. Stattdessen ein waschechter Thriller, der rasant erzählt ist.
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