Weiße Lilien

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Wenn die Stadt zum Albtraum wird

Weiße Lilien sind ein Symbol der Reinheit. Wenn Sie sich rot färben, weil Blut darüber läuft, dann stimmt etwas nicht. Die befleckten Blumen sind nicht das einzige, was faul ist in diesem albtraumhaften Film über eine Stadt, die eigentlich perfekt sein will.
Von Beginn an liegt eine mysteriöse Stimmung über „Neustadt“, einem Wohnpark für 50.000 Einwohner, der eine „neue Stadt für neue Menschen“ sein will. Was wir in dem Science-Fiction-artigen Film sehen, gibt es wirklich: Gedreht wurde im Wohnpark „Alt-Erlaa“, eine Anlage im 23. Wiener Bezirk. Aber man muss nicht nach Österreich reisen, um zu wissen, was hier verhandelt wird. Ähnliche „Wohnmaschinen““finden sich überall, meist stammen sie aus den 1960er und 1970er Jahren.

Regisseur Christian Frosch ist sicher nicht der einzige, der solchen Bausünden kritisch gegenübersteht. Aber der Filmemacher geht einen Schritt weiter. Er prangert nicht nur eine Form der Architektur an, sondern analysiert sie als Symptom für einen gesellschaftlichen Zustand: für die Tendenz, sich abzuschotten gegenüber einer vermeintlich überall lauernden Terrorgefahr. Und für das Bemühen, einen Überwachungsstaat aufzubauen, der den Terror von außen nach innen verlagert — gegen die eigene Bevölkerung. Allerdings hat Frosch diese Botschaft nicht in eine soziologische Studie verpackt, sondern in einen Genre-Mix aus Thriller, Horror und Science-Fiction. Daraus ergibt sich eine vielschichtige, symbolstarke Struktur, die eine ganze Reihe von Lesarten zulässt. Der aus Österreich stammende Kurzfilm-Spezialist irritiert in seinem dritten langen Spielfilm den Zuschauer ganz bewusst. Er jongliert mit Erwartungen, legt falsche Fährten und bricht traditionelle Erzählstrukturen auf.

Das hat einen guten Grund. Denn die „Neustadt“ ist nicht das, als was sie in Werbevideos angepriesen wird. Zwar soll das durchrationalisierte Wohnen eine Art Glücksmaschine sein, in der an alles gedacht ist, alle Bedürfnisse befriedigt werden. Aber der Hochhauskomplex ist in Wirklichkeit ein böser Traum, der die Menschen an den Rand des Wahnsinns treibt. Diese Erfahrung macht nicht nur die Protagonistin des Films, sondern auch der Zuschauer. Er wird hineingezogen in ein Labyrinth, in dem es keinen Ausweg zu geben scheint, sondern nur Irrwege, die immer tiefer hineinführen in einen Taumel zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Wahn und Wahrnehmung.

Hannah heißt die Frau, die durch diese unheimliche Welt stolpert, wunderbar künstlich und verstört gespielt von der Theaterschauspielerin Brigitte Hobmeier. Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann zieht sie in eine Wohnung im elften Stock. Die wurde leer, weil sich die Vormieterin aus dem Fenster gestürzt hat. „Sie war so ein Einzelmensch“, sagen die Nachbarn von ihr. Aber nicht nur die Selbstmörderin hatte psychische Probleme. Mindestens genauso gestört sind die Nachbarn, der Chef, der Mann von der Staatssicherheit und fast alle Menschen, denen Hannah begegnet. Bis auf Paula, ihre Arbeitskollegin, die mit einem Ex-Terroristen liiert ist. Und bis auf Anna (Johanna Wokalek), die für Hannah die Hoffnung auf Erlösung verkörpert und mit der sie schließlich in einer Art Schizophrenie identisch wird.

Gerade in diesen Verschmelzungsszenen, die ständig zwischen Traum und Wachsein oszillieren, mutet Christian Frosch dem Zuschauer einiges zu. Aber abgesehen, von dieser letzten, vielleicht ein Stück zu weit gedrehten Verwirrungsspirale, ist Weiße Lilien ein visuell eindringlicher Film, dessen sorgfältig komponierte Bilder lange im Gedächtnis haften. Es ist wie mit den rot befleckten Lilien: Das Schreckliche geschieht in einer Atmosphäre von erlesener Schönheit. So bleibt die Hoffnung, dass am Ende doch nicht alles faul ist.

Weiße Lilien

Weiße Lilien sind ein Symbol der Reinheit. Wenn Sie sich rot färben, weil Blut darüber läuft, dann stimmt etwas nicht.
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Meinungen

FF · 22.10.2010

Mit dem film weiß ich nichts anzufangen. Er wird gegen Ende so subtil dass man eigentlich nicht wirklich weiß was die Botschaft ist. Es wird dem Zuschauer einiges an Fantasie abverlangt. Er ist wie ein Bild der modernen Kunst.

ME · 01.09.2008

Hab den gestern gesehn , un das mit dem Shizu Ding hab ich zwar verstanden , abba der Film is einfach :

LANGWEILIG
UNVERSTÄNDLICH

Un so unlogisch das es schon wieder logisch is un ich es trotzdem nich versteh x)

lg