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Die liebenswürdigen Loser aus „Voll Paula!“ sind wieder da, zumindest ein paar davon. Dieses Mal stellt Regisseur Malte Wirtz Paulas Kneipenkollegin in den Mittelpunkt und benennt seinen Film folgerichtig nach ihr: „Voll Rita!“ eben.

Voll Rita! (2018)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Voll daneben!

Malte Wirtz‘ Low-Budget-Produktionen verlangen einem einiges ab. Wohlwollend könnte man deren Nonkonformität loben, gemein Dilettantismus unterstellen. Bei seinem jüngsten Werk drängt sich ein ganz anderer Eindruck auf: lähmende Lustlosigkeit.

Am schwungvollsten ist noch die Musik der Swingbop’ers, die den Film mit einem Stück eröffnen, das an Django Reinhardt erinnert. Gepaart mit einer munteren Montage aus Handyaufnahmen der Hauptfiguren springen einem wesensverwandte Komödien von Woody Allen bis Noah Baumbach in den Kopf. Auch bei Wirtz‘ geht es um die Beziehungswirren gestresster bis planloser Großstädter.

Paula ist schwanger, wovon weder ihr Ex-Freund Max (Sebastian Kolb) noch der potenzielle Vater Donnie (Eric Wendell Carter) etwas weiß. Erst trifft sich Max mit Donnie, dann mit Paulas Kollegin Rita (Anna Maria Böhm), die sich verplappert, mit Max betrinkt und anschließend aus Köln nach Berlin zu Randy (Ulrich Faßnacht) flieht, weil sie mehr für Max empfindet als umgekehrt. Auch Randy plagen Liebesnöte. Louise, die nicht mehr länger mit Paula in einer Wohngemeinschaft lebt, ist ebenfalls in der Hauptstadt, hat sich seither aber nicht bei Randy blicken lassen. Ach ja, Berlinale ist gerade auch noch, wo Emil (Philip Schlomm) Randy hinschleppt, um den ewig erfolglosen Schauspieler unter die richtigen Leute zu bringen, bevor Rita unvermittelt wieder heimfährt.

Für die Fortsetzung seines Langfilmdebüts Voll Paula! (2015) konnte Wirtz vor und hinter der Kamera einen Großteil seiner damaligen Crew gewinnen. Die Betonung liegt auf Großteil, und hier fangen die Probleme an. Weder Eva Luca Klemmt als Paula noch Karmela Sharko als Louise haben es in den zweiten Teil geschafft, spielen aber entscheidende Rollen. Und so bleibt den restlichen Figuren nichts anderes übrig, als auf langatmig-langweilenden Spaziergängen, am Handy oder via Videotelefonie über Paula und Louise zu reden, von denen Zuschauer*innen, die den Vorgänger nicht gesehen haben, nicht einmal wissen, wie diese aussehen. So funktioniert vielleicht das Leben, aber kein Film.

Was der Fortsetzung völlig abgeht, ist die Leichtigkeit des Erstlings. Zwar schafft es der dokumentarische Stil, für den dieses Mal neben Christian von Spee auch dessen Kollegen André Groth und Francisco de la Torre verantwortlich zeichnen, eine scheinbar ungefilterte Nähe zu erzeugen, als ob man mit den Figuren bei einer Zigarette und einem Tee tatsächlich am Küchentisch sitze. Vom Einfallsreichtum und der Verspieltheit des ersten Teils ist hingegen kaum noch etwas zu spüren. Der Ton ist schlecht, die Bilder in Randys WG sind miserabel, inspirierte Bildkompositionen überhaupt nicht zu finden. Die improvisierten Dialoge ziehen sich wie Kaugummi. Werden sie dramatisch, driften sie ins Seifenopernhafte ab.

Erst gegen Ende findet Wirtz zu seinem Humor zurück. Wer den zähen Start übersteht, wird mit einer Slapstick-Einlage, einer lustigen Montagesequenz und einer quirlig aufspielenden Anna Maria Böhm beschenkt, deren Talent (zumindest in diesem Film) klar im komödiantischen und nicht im dramatischen Fach liegt. Ob jeder im Publikum so weit kommt, ist fraglich.

Voll Rita! (2018)

Auf Voll Paula! folgt Voll Rita!, abermals von Malte Wirtz in Szene gesetzt und erneut mit einer Hauptfigur, deren Alltag sich äußerst chaotisch gestaltet.

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