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Die kanadische Horror-Komödie „Vicious Fun“ startet mit einer frischen Plot-Idee, stolpert aber über halbherzige Versuche, das Slasher-Genre kritisch zu reflektieren.

Vicious Fun (2020)

Eine Filmkritik von Dobrila Kontić

Treffen sich fünf Serienmörder und ein Horrorfilm-Kritiker…

Carpenter-eske Synthie-Melodien, nostalgisch eingefasste Analog-Technologien und jede Menge grelle Neon-Töne, die weich auf Polyester und Kunstleder scheinen: Wie aus diversen Horror-Filmen der vergangenen Jahre (It Follows, The Final Girls, The Guest) spricht auch aus der kanadischen Horrorkomödie Vicious Fun eine Besessenheit mit den 1980ern und den bis heute nachwirkenden Slasherfilmen jenes Jahrzehnts. 

Doch mit der Formelhaftigkeit solcher Filme geht der Protagonist Joel (Evan Marsh) zu Beginn von Vicious Fun, dessen Handlung 1983 in Minnesota spielt, hart ins Gericht: Als junger Filmkritiker des Horror-Magazin „Vicious Fanatics“ macht er recht ungeniert den B-Movie-Regisseur Jack Portwood (Gord Rand) auf die Drehbuchschwächen seiner Filme, die fehlende Logik und den wiederholten Einsatz von Jump Scares anstelle von Suspense aufmerksam. So viel (berechtigte) Kritik am Slasher-Genre lässt natürlich erwarten, dass Vicious Fun selbst mit einem erfrischenden Plot lockt – und tatsächlich hat Joels Feierabendverlauf zunächst das Zeug dazu: Als ihn seine Mitbewohnerin Sarah (Alexa Rose Steele) für einen ungestörten „Mädelsabend“ rauskomplimentiert, folgt er kurzerhand dem mysteriösen blonden Mann, mit dem Sarah zuvor ein Date hatte.

Dieser heißt Bob (Ari Millen), ist ein Immobilienmakler und notorischer Aufreißer, findet Joel heraus, als er in einem chinesischen Restaurant mit ihm ins Gespräch kommt. Bedrückt darüber, dass er wohl kaum selbst mit Sarah anbandeln können wird, lässt sich Joel daraufhin volllaufen, landet sturzbetrunken in der Abstellkammer und erwacht, als das Restaurant für die regulären Gäste geschlossen hat, aber dafür eine Selbsthilfegruppe beherbergt. In diese platzt Joel hinein und erfährt bald, dass die fünf Menschen, die sich hier im Stuhlkreis austauschen, keine übliche Suchterkrankung eint, sondern der Drang zum wiederholten Morden. Als sechster Serienmörder im Bunde gibt sich schließlich Bob die Ehre.

Dieser erste Plot Point von Vicious Fun ist von Regisseur Cody Callahan durchaus gelungen inszeniert und bereitet Vergnügen bei der Vorstellung von überzogenen Täter-Stereotypen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hideo (Sean Baek), ein kannibalischer Sternekoch, der seine Opfer gern auch mal sechzehn Stunden lang belauert, Mike (Robert Maillet), ein grobschlächtiger Brutalo mit Mutterkomplex, der Feriencamps mit einer Machete überfällt, Fritz (Julian Richings), ein effizient mordender Sachverwalter, der sich gern als Clown verkleidet – wobei Bob sich bald als gewitzter und gefährlichster Antagonist herauskristallisiert, der die Jagd auf Joel anführt. An seiner Seite hat Joel immerhin die toughe Carrie (Amber Goldfarb), die solche Gruppen infiltriert, um Serienmörder aus dem Verkehr zu ziehen.

Mit Carrie bringt Vicious Fun denn auch ein Stück des gegenwärtigen Zeitgeistes und etwas kontrastierenden Anachronismus in den Plot: Als Joel ihr von seiner Schwärmerei für Sarah erzählt, kritisiert sie sein stalkerhaftes Verhalten und seine Anspruchshaltung an weiblicher Aufmerksamkeit – es scheint mitunter so, als solle hier ein angehender Incel geläutert werden. Dies steht dem für eine fundierte Geschlechterverhältnis- und Genrekritik etwas zu unreflektierten Wesen von Vicious Fun nicht gut zu Gesicht, sondern wirkt leider wie nachträglich und oberflächlich aufgepinselt. Zugleich ist es etwas ermüdend, Joel im weiteren Verlauf als männliches Pendant zum „Damsel in Distress“-Stereotyp zu erleben: Mit flauem Magen, mut- und kraftlos und stets hilfsbedürftig nimmt er gehorsam seinen Platz in der Trottel/Tough Girl-Figurendynamik dieses Films ein, dessen Handlung dadurch recht repetitiv und vorhersehbar wird.

Obwohl Vicious Fun damit insgesamt keine kluge Entgegnung auf den Sexismus vieler Horrorstreifen der 1980er gelingt, sei hervorgehoben, dass dieser Film immerhin dort funktioniert, wo er sich auf seine Kernkompetenz des vergnüglichen Horrors konzentriert – wobei vor allem die gekonnt zwischen Lässigkeit und Absurdität angesiedelte Performance von Ari Millen für die meisten Lacher sorgen wird.

Vicious Fun (2020)

Joel, ein bissiger Filmkritiker der 1980er Jahre, der für ein Horrormagazin schreibt, findet sich unwissentlich in einer Selbsthilfegruppe für Serienmörder wieder. Da er keine andere Wahl hat, versucht Joel, dort mitzumischen, denn anderenfalls riskiert er, selbst das nächste Opfer zu werden.

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