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Nur noch 60 Ernten bleiben uns, sagen Wissenschaftler. Dann sei der Boden der Erde erschöpft, ausgelaugt, verbraucht. Der Film von Marc Uhlig widmet sich der dünnen Humusschicht des Bodens, in dem die Nahrungsmittel für uns Menschen wachsen – und zeigt, was wir tun können, um sie zu bewahren.

Unser Boden, unser Erbe (2020)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Ein großer Schatz

Dokumentarfilme über Natur und Umwelt sind seit geraumer Zeit recht en vogue, regelmäßig starten Filme zu Wald, Landwirtschaft oder Wasser in den deutschen Kinos. Die Themen sind vielfältig, aber die Brisanz, die die vorgestellten Bereiche haben, ist dieselbe und fordert auf zu Veränderungen hin zu einem nachhaltigeren Leben. Marc Uhlig konzentriert sich in seinem ersten Langfilm auf den Boden, letztendlich den Humus, die organische Bodensubstanz, eine dünne Schicht zwischen den Gesteinsschichten der Erde und unseren Füßen, „die Haut, in der Leben ermöglicht wird“.

Dort wachsen unsere Lebensmittel, dort wird Trinkwasser gefiltert und saubere Luft erzeugt. Und auch das Klima gerettet. Denn gesunde Böden speichern wie die Ozeane Treibhausgase und tragen damit wesentlich zur Senkung von CO2 bei. Ein Wunder, so beschreiben es die Protagonisten in Unser Boden, unser Erbe, ein Schatz, den es zu beschützen gilt. Denn der Mensch beute die Erde durch seine Art der Landwirtschaft aus und mache ihn nachhaltig kaputt.

Marc Uhlig befragt für seinen Film verschiedene Landwirte und Aktivistinnen, Entscheider und Wissenschaftler und sucht zusammen mit ihnen Wege aus der Bodenkrise. Sein Fokus liegt dabei auf der biologischen Landwirtschaft, die Demeter-Landwirte erhalten den Großteil der Laufzeit. Sie geben Einblicke in ihre Arbeitsweise, sprechen auch darüber, wie anstrengend ihre Arbeit sei, betonen aber immer, dass es sich lohne und dass diese Form der Landwirtschaft die einzige Lösung für den Planeten sei.

„Wenn irgendwas langfristig funktioniert, dann die biologisch-dynamische Landwirtschaft mit allen Registern, die sie ziehen kann“, sagt Demeter-Landwirt Achim Heitmann. Für ihn ist alles andere unverständlich: „Ich wundere mich, dass der Mensch in der Stadt so wenig Existenzängste hat. Er ist ja absolut abhängig davon, dass auf dem Land etwas wächst.“ Er zeigt, wie er Zwiebeln einsetzt und dann erntet, in großer Anstrengung und von Hand die Zwiebelpflanzen immer wieder von Unkraut befreit. Er erklärt, was über Jahre nacheinander in den Boden gepflanzt werden sollte, damit nachhaltige Landwirtschaft funktioniere. Und er strahlt diese uneingeschränkte Überzeugung aus von dem, was er macht.

Auch konventionelle Landwirte kommen zu Wort und schildern ihre Sicht auf die Dinge. Denn biologische Landwirtschaft umzusetzen, sei nicht unbedingt immer einfach. „Wo soll ich für 200 Hektar Land den — biologischen - Dünger herbekommen?“, fragt Landwirt Werner Kunz, der seine Böden in einer viehschwachen Region bewirtschaftet und gar nicht die Auflagen von kombinierter Landwirtschaft aus Viehhaltung und pflanzlicher Erzeugung erfüllen könne.

Es werden Ökonomen befragt; Bürgermeister, Berater und Wissenschaftler wie Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker oder Dr. Jörn Breuer und beleuchten ganz unterschiedliche Aspekte: Von Weizsäcker spricht von einer philosophische Krise, Breuer erläutert die klimatischen Veränderungen und ihre Konsequenzen wie steigende Frühjahrstrockenheit und Starkregenereignisse. Und alle erörtern: Was bedeuten das bisher Geschehene und der Status Quo der Böden für unsere Zukunft? Wie müssen sich Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft ändern, damit die nächsten Generationen in einer lebendigen Welt mit fruchtbaren Böden leben können?

Die Fragen sind drängender denn je, das macht auch dieser Film deutlich, und die Klimakrise ist durch die Pandemie im Moment zwar in den Hintergrund gerückt, aber absolut präsent. Unser Boden, unser Erbe zeigt, dass wir etwas tun müssen, dass wir uns und unsere Ansprüche ändern müssen. Der Optimismus von einigen der Protagonisten ist erstaunlich, macht aber Mut. Denn der Boden könne sich erholen von den zerstörerischen Aktivitäten des Menschen, man könne etwas tun, auch wenn die Maßnahmen aufwendig und zeitintensiv seien. Das lohne sich nicht nur, sondern sei die einzige Lösung, darin sind sich die Protagonisten einig. Denn, so sagt es Sterneköchin Sarah Wiener: „Der Boden ist unser letztes Paradies!“

Unser Boden, unser Erbe (2020)

Das Bewusstsein für den uns ernährenden Boden und die Bäuerinnen und Bauern ist fast nicht mehr vorhanden in der Gesellschaft. Wir machen uns keine Gedanken darüber, wie unsere Kinder mit diesen Böden leben können. Deshalb möchte der Film Bewusstsein schaffen und die Bedeutung des Bodens zurück ins Gedächtnis bringen.

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Meinungen

Roland Stehle · 18.11.2022

Der Film hat mich unheimlich berührt.
Empfehlenswert!!
Er wurde im Rahmen unseres Vereins Fairwandel/SoLaWi gezeigt.
So ein Film sollte Bestandteil von Lehrplänen der Mittel-/Oberstufe jeder Schule sein!

Mathias Forster · 05.10.2020

Ein wichtiger Film, der die gesamtgesellschaftliche Mitverantwortung für unsere Böden ins Bewusstsein und ins Herz zu bringen vermag. Man kann auch mit der Seele eintauchen durch die wunderbaren Bilder und die Spannung zwischen dem Stadt- und dem Landleben wird stark sicht- und erlebbar. Habe den Film jetzt bereits 5 oder 6 mal gesehen und jedesmal berührt er mich tiefer. Ein ruhiger, schöner, wesentlicher Film. Ich wünsche ihm viel Erfolg.

Peter uhlig · 20.01.2020

Super Film, bringt einen zum nachdenken und spricht über ein sehr wichtiges Thema was jeden etwas angeht.

Luka Uhlig · 20.01.2020

Ein sehr schöner Dokumentar Film, den ich jedem empfehlen kann.