Log Line

Keine Rücksicht auf Verluste zeigt Oscar-Preisträger Russell Crowe als angry white man, für den eine Auseinandersetzung im Straßenverkehr zum Auslöser für einen Amoklauf wird. Hat „Unhinged – Außer Kontrolle“ mehr als einen wilden Rundumschlag zu bieten?

Unhinged - Ausser Kontrolle (2020)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Mit Vollgas ins Verderben

Ein Lkw nimmt einem Pkw die Vorfahrt. Noch vor der nächsten Ampel setzt der Lenker des kleinen Wagens zu einem Überholmanöver an. Augenblicke später bremst er den Laster direkt vor einer Autobahnzufahrt aus und verlässt, mitten im morgendlichen Berufsverkehr, wild gestikulierend seinen Kombi. Diese Rambo-Szene, die der Verfasser dieser Zeilen erst vor Kurzem miterleben musste, ist ein – freilich sehr extremes – Beispiel für die mitunter auf den Straßen stattfindenden Kleinkriege. Leider viel zu oft mutieren Menschen hinter dem Steuer zu wilden Tieren und lassen ihrer Wut freien Lauf. Eine traurige Wahrheit, die dem Actionthriller „Unhinged – Außer Kontrolle“ als Grundlage für ein blutiges Jagdszenario dient.

Der Film weckt Erinnerungen an den kontrovers diskutierten Amoklauf-Streifen Falling Down – Ein ganz normaler Tag von Joel Schumacher – schickt seinen Wüterich aber nicht in eine sich langsam steigernde Eskalationsspirale. Regisseur Derrick Borte und Drehbuchautor Carl Ellsworth etablieren den von Russell Crowe gespielten Mann hingegen schon in den ersten Minuten als große Gefahr für seine Umwelt. Von Zorn zerfressen, greift er seine Ex-Frau und ihren neuen Partner mit einem Hammer an, tötet beide und steckt das Haus in Brand. Der Auftakt, der in seiner plötzlichen Brutalität verstört, lässt keinen Zweifel daran, aus welchem Holz der namenlose Berserker geschnitzt ist – und tilgt zudem jeglichen Anflug von Doppelbödigkeit.

Ausgerechnet auf diesen durchgeknallten Zeitgenossen trifft die unzuverlässige Rachel (Caren Pistorius), als sie ihren Sohn Kyle (Gabriel Bateman) mal wieder verspätet zur Schule bringt. An einer grünen Ampel hupt sie den namenlosen Bartträger ungeduldig an, weil er seinen Wagen einfach nicht in Bewegung setzen will. Die Entschuldigung, die er beim nächsten Stopp von ihr verlangt, kommt der gestressten Rachel nicht über die Lippen. Nur wenig später findet sich die junge Frau schließlich in einem Albtraum wieder. Denn der Unbekannte schreckt vor nichts zurück, um sich für die in seinen Augen ungerechtfertigte Demütigung zu rächen.

Rachels Verhalten beim ersten Streitgespräch mag nicht gerade deeskalierend sein. Dennoch baut Unhinged – Außer Kontrolle sie unumwunden als Sympathieträgerin auf. Obwohl ihre Figur, die sich in erster Linie durch eine Scheidung und ihre Unpünktlichkeit auszeichnet, nicht viel hergibt, drückt man ihr im Ringen mit dem Amokfahrer die Daumen. Überdeutlich sind hier die Rollen verteilt. Crowe, der einige Pfunde mehr als früher auf den Rippen hat, walzt finster dreinblickend durch den Film und verleiht dem sich selbst bemitleidenden Antagonisten eine durchweg einschüchternde Ausstrahlung. Kaschieren kann er allerdings nicht, dass der in seiner Frustration aufgehende angry white man ein Klischee auf zwei Beinen ist. Geschieden, aggressiv und tablettensüchtig – diese hingeworfenen Stichworte reichen den Machern als Charakterisierung aus.

Suggeriert die Titelsequenz noch einen allgemeineren Blick auf das Symptom der Verrohung, vor allem im Straßenverkehr, fällt dieser Aspekt im weiteren Verlauf fast komplett unter den Tisch. Der Regisseur und seine Mitstreiter sind vorrangig an der wilden Hatz interessiert, die mehrfach mit unvermittelt heftigen Gewalteruptionen einhergeht. Hinweise auf unschöne Phänomene wie das der filmenden Gaffer haben ärgerlicherweise Seltenheitswert.

Positiv anrechnen muss man Derrick Borte, dass er die Autoverfolgungsjagden dynamisch in Szene setzt und dabei mit vielen echten, nicht aus dem Computer stammenden Stunts operiert. Der Realismus der Actioneinlagen steht jedoch in krassem Widerspruch zu den sich im Mittelteil rasch auftürmenden Handlungsunstimmigkeiten. Schier unglaublich ist nicht nur, wie schnell sich der durchgedrehte Unbekannte allein mithilfe von Rachels Handy über ihr Leben und ihr Umfeld informiert. Kopfschütteln verursacht auch das mitunter absurde Verhalten der jungen Frau, die mit ihrem Sohn lieber quer durch die Stadt fährt, als das nächste Polizeirevier aufzusuchen. Noch dazu scheint dem Bösewicht selbst der heftigste Zusammenstoß nichts anhaben zu können. Bei einem reißerischen Thriller wie diesem muss man die Logik natürlich hintenanstellen. In Unhinged – Außer Kontrolle stechen die unglaubwürdigen Momente aber derart offensichtlich hervor, dass man wiederholt aus dem Geschehen herausgerissen wird. Keine allzu gute Erkenntnis für einen Film, der sein Publikum eigentlich auf einen durchgehend packenden Adrenalinritt entführen will.

Unhinged - Ausser Kontrolle (2020)

Rachel ist spät dran auf dem Weg zur Arbeit, als sie an einer Ampel einer Auseinandersetzung mit einem Mann hat, der am Ende seines Lebens angekommen zu sein scheint — zumindest redet er sich das selbst ein. Und so kommt es, dass Rachel plötzlich und wie aus heiterem Himmel sich und ihre Umgebung in ein perfides Spiel hingezogen fühlt, das immer gefährlichere Ausmaße annimmt. Sie wird zur Zielscheibe eines Mannes, dessen Leben völlig außer Kontrolle geraten ist.

 

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Meinungen

Mischer · 22.05.2021

Das ist doch einfach nur Popcorn-kino, mich stört nur die schlechte Synchronisation.
Ansonsten:
Ja, es gibt unlogische Szenen.
Aber wollen wir nur logische sehen?
Dann wären 80% aller Filme nach 10 Minuten aus...
Für mich in den allerersten filmminuten entscheidend: bin ich interessiert oder schon gelangweilt?
Und da will ich gerecht sein, ich war interessiert, wollte wissen, wie es weitergeht...
In der Hinsicht kann ich diesen Film nicht als schlecht bewerten.
Interessant finde ich auch hier, dass die Polizei (Logik jetzt mal aussen vor) irgendwie immer kurz vorm "Zugriff" Ist, dann aber wieder nicht...
Was soll Kino?
Unterhalten.
Und ich habe mich unterhalten gefühlt.
Wenn ich Logik will, kann ich mir auch eine Doku auf arte angucken...😩

Rellblue · 26.03.2021

Schlechter Film. Ein an den Haaren herbeigezogene Story, die Sync-Stimme von Russe Crow eine Katastrophe (das war das Einzige, was mich wütend gemacht hat an diesem Film). In zwei Wörtern zusammengefasst: langweilt mich.

Hans Sarpei · 14.02.2021

Unlogisch. Macht einen nur Wütend und nicht auf die packende Art. Sondern die Wut darüber wie unlogisch und schlecht alles inszeniert ist. Katastrophal.

Jurgen · 24.12.2020

Kurz und knapp.... so ein scheißdreck. Komplett sinnlos

Asakura · 20.11.2020

Hallo erstmal, ich habe den Film jetzt auch gesehen. Ich finde es immer sehr lachhaft, wenn da Leute sind und die Filme die einfach mal Spaß machen zu Tode kritisieren.
Das Mädel hätte auch einfach mal nicht so aggressiv mit dem hupen sein sollen, denn wie hat ihr Sohn schon gesagt, entschuldige dich einfach. Schließlich ist sie ja an allem schuld, denn sie hätte mal pünktlich aus dem bett kommen können, dann wäre sie zu einer anderen Uhrzeit da lang gefahren und alles wäre gut.
Russel hat mir da sehr gut gefallen, selbst seine Pfunde passen irgendwie da rein, denn es kann jeden passieren (leider) ich fand nur etwas dumm das die junge Dame so viel schläge und schmerz kassiert hat und trotzdem ging es uhr gut, sie konnte sogar noch mit dem Auto zu ihren Onkel fahren....
Wer mal eine Verfolgungsjagd sehen will, der kann ihn sich angucken. Für abends ist er immer gut geeignet. Story ist so lala aber das ist auch vollkommen egal, schließlich geht man auch zu Transformers ins Kino wegen einer guten Story 😀

Met Karakuş · 31.10.2020

Also ich habe schon lange nicht mehr so einen unlogisxhen Film gesehen. Sie steht an der Ampel sucht ihr Handy nicht. Dann mit 160 Sachen während der Fahrt Schau sie nach dem Handy.
Dann später findet Sie ein Handy und ruft nicht sie Polizei.
Im Stau fährt der Amoktyp ihr von hinten ins Auto und die Autos nebendran stört das nicht. Im Restaurant rammt Crowe dem Anwalt ein Messer in den Nacken und zuvor greift keiner ein.. Schade um Russel Crowe..

Ida · 25.10.2020

Schade um die Schauspieler, habe seit langen nicht so einen schlechten Film gesehen.
Sehr Oberflächlich und unlogisch, man hat sich nur Mühe bei den Actionszenen gemacht.
Wir konnten jede weitere Handlung vorhersehen.
Akku leer, Verwundet noch bei voller Kraft, Polizei braucht 3 Stunden zum Ort des Geschehens usw.
Richtig amerikanisch

Horst · 05.10.2020

Also, ich finde, "Unhinged" ist ein im besten Sinne des Wortes reinrassiger Actionthriller, der stark inszeniert ist und über die komplette Laufzeit mit seiner Fiesheit sehr gut unterhält. Das Messen an einer so genannten "Doppelbödigkeit" - die ohnehin nur selten wirklich überzeugend funktioniert - ist mE bei einem solchen Film nicht wirklich sinnvoll und fair. Hier geht es um das um die vielen "tickenden Zeitbomben" im Alltag und vor allem im Straßenverkehr und eine dieser Zeitbomben wird von einem wirklich bad badass Russell Crowe toll verkörpert (ganz wörtlich). Nur das Ende fand ich nicht ganz überzeugend. Für Genrefans eine absolute Empfehlung meinerseits!

Rosenkohl · 05.09.2020

Kommen eben aus dem Kino und sind immer noch geschockt. Ich kann den Film nur empfehlen, man denkt mehr drüber nach wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält vor allem im Strassenverkehr.

Ludwig · 20.08.2020

Einfach nur schlecht. Story schlecht. Schauspieler schlecht. GG