Log Line

Was haben ein Scheidungsanwalt und eine Paartherapeutin gemeinsam? Sie müssen in dieser romantischen Komödie als gemeinsame Trauzeugen eine Hochzeit vorbereiten, ob sie sich nun mögen oder nicht. Der erfolgreiche Junggeselle trifft zu seiner Überraschung auf eine Person, die ihn glatt an die Wand reden kann.

Trauzeugen (2023)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Hochzeitsplaner wider Willen

Viele Paare wünschen sich zur Trauung eine aufwendige Feier. Manche beauftragen professionelle Hochzeitsplaner, andere verlassen sich auf das Organisationstalent der Trauzeugen. Aber bei weitem nicht jeder beste Freund, der in diesen Rang befohlen wird, stürzt sich auch mit Feuereifer in seine Aufgabe. Der Frankfurter Scheidungsanwalt Jakob (Edin Hasanovic) etwa betrachtet schon von Berufs wegen die Ehe als ein einziges großes Risiko. Ausgerechnet er soll nun mit der beseelten Trauzeugin Marie (Almila Bagriacik) die Hochzeit seines Freundes Tobi (László Branko Breiding) und ihrer Freundin Ruth (Cristina do Rego) vorbereiten. Marie glaubt als Paartherapeutin an Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Die romantische Komödie folgt der Erkenntnis, dass es dramaturgisch interessanter sein kann, sich auf die unverheirateten Leute an der Seite des glücklichen Brautpaars zu konzentrieren statt auf dieses selbst.

Die Idee hinter diesem Spielfilm-Regiedebüt des Drehbuchautors Finn Christoph Stroeks (Vielmachglas) und seiner Kollegin Lena May Graf (Sophia, der Tod und ich) ist also nicht ganz neu. Zum Beispiel gerieten ein Zyniker und eine leidenschaftliche Brautjungfer schon in 27 Dresses von Anne Fletcher aus dem Jahr 2008 aneinander. Was den Konflikt zwischen Jakob und Marie neben der konträren Einstellung zur Ehe außerdem befeuert und romantisch auflädt, ist seine Überraschung, dass Marie ihm rhetorisch zumindest gewachsen, wenn nicht gar überlegen ist.

Bevor er gegen Marie schon bei der ersten Begegnung im Streit um einen Parkplatz den Kürzeren zieht, hat man Jakob als beruflichen Überflieger kennengelernt. Wortgewaltig und skrupellos plündert er die armen Menschen aus, die sich von seinen Mandantinnen und Mandanten scheiden lassen. Seine Erfolge feiert der Egozentriker, indem er Freudentänze auf der Straße aufführt. Schon bei der Ausarbeitung des Drehbuchs tauschten sich Stroeks und Graf aus und die knackigen inhaltlichen Kontraste, die der fertige Film aufweist, sind das Ergebnis ihrer Teamarbeit. Der eben noch verbal übersprudelnde Jakob sitzt plötzlich Marie gegenüber und mag nicht glauben, dass sie ihn kaum zu Wort kommen lässt. Nur wer auch mal zuhört, kann sich verändern – oder verbal kontern. Der Kampf der beiden um die Meinungshoheit heizt die Spannung an und sorgt mitunter für gelungenen Dialogwitz, während er ihr widerstrebend von einem Planungstermin zum nächsten folgt.

Ob die Chemie zwischen Hasanovic und Bagriacik auch stimmt, ist eine andere Frage. Das Drehbuch legt sämtliche Figuren funktional an und gibt ihnen somit wenig Raum, sich als Persönlichkeiten zu entfalten. Um die Verschiedenheit von Jakob und Marie zu betonen, gibt es Gegenüberstellungen per Split-Screen, die sie in ihren eigenen vier Wänden zeigen – sie mag es wenig überraschend bunt und verspielt, er grau und minimalistisch. In Screwball-Manier finden sie sich dann oft unvorbereitet in komischen Situationen wieder, die allerdings vom Drehbuch nicht immer schlüssig begründet sind. Im Hoppla-Hopp-Stil werden die Umstände serviert. Warum müssen beispielsweise die hochschwangere Ruth und der mit gebrochenem Bein in der Klinik liegende Tobi am Hochzeitstermin in wenigen Tagen festhalten? Warum lässt sich Jakob breitschlagen, als Organisator einzuspringen, obwohl er gerade den wichtigsten Auftrag seiner Karriere ergattert hat – nämlich seine Chefin Dr. Kober (Iris Berben) im Scheidungskrieg gegen ihre Frau (Antje Traue) zu vertreten?

Bei den Nebenfiguren wie Dr. Kober fällt noch stärker auf, wie spärlich die Figuren ausgemalt sind. Iris Berben wird im Grunde in der Rolle einer Stichwortgeberin verheizt, die kaum eigene Glaubwürdigkeit erringt. Die Kanzleichefin ist Jakobs berufliches Vorbild und gibt als solches natürlich auch die perfekte Egoistin im eigenen Scheidungsdrama. Das Brautpaar selbst bleibt konturlos und austauschbar, und zur Großmutter (Henriette Gonnermann), die auf der Feier einen Toast ausbringt, fiel den Autoren nichts Lustigeres ein, als sie „Der Hitler muss weg!“ ausrufen zu lassen.

Auch Slapstick wird schon mal bemüht, der nicht ins Schwarze trifft, und selbstverständlich müssen sich Jakob und Marie auf dem Fest eine Art Dance Battle liefern. Der Film ist also zwar vollgepackt mit Ideen, oft hapert es aber mit dem Timing. Es fehlen das Feingefühl und die Spritzigkeit, die die abgespulten komödiantischen Stilmittel erst richtig zum Genuss machen würden.

Trauzeugen (2023)

Scheidungsanwalt Jakob und Paartherapeutin Marie sind grundverschieden, aber gemeinsame Trauzeugen bei einer Hochzeit, die zu scheitern droht. Diese Hochzeit muss um jeden Preis gerettet werden – aber wie soll das gehen, wenn sich Jakob und Marie ständig in die Haare kriegen?
(Quelle: FFA)

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen