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Die Geschichte von Tove Janssons künstlerischen Kämpfen und ihren Liebesaffären im Finnland der 1940er-Jahre lebt durch die glänzende Hauptdarstellerin Alma Pöysti. Regisseurin Zaida Bergroth fängt in ausdrucksstarken Bildern aber auch die Nostalgie dieser Epoche ein. 

Tove (2020)

Eine Filmkritik von Sarah Stutte

Innenansicht einer Künstlerin

Ab Mitte der 1940er-Jahre zeichnete die finnische Künstlerin Tove Jansson die Figuren, die sie berühmt machten – die nilpferdähnlichen Trollwesen namens Mumins. Sie wurden erst in Finnland bekannt, durch Bücher, Comicstrips, Puppenspiel- und Zeichentrick-Serien sowie Hörspiele – und eroberten von dort aus die Welt. Die Mumin-Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und sicherten Jansson einen Platz unter den bekanntesten skandinavischen Schriftstellerinnen. Bis heute scheint die Popularität der liebenswürdig-schrägen Zeichentrickfiguren ungebrochen. Doch wer war die Frau, die diese märchenhaften Wesen schuf? 

Das beleuchtet nun die Biografie Tove der finnischen Regisseurin Zaida Bergroth. Sie zeigt die bisexuelle, schwedischsprachige Künstlerin und Autorin als unkonventionellen Freigeist, die das Leben und eine Frau liebt, die sie nicht halten kann. Und die zudem das Gefühl hat, als Malerin versagt zu haben. Der Film konzentriert sich dabei auf ein prägendes Jahrzehnt in Tove Janssons Leben, von 1944 bis 1955, und schildert ihre künstlerischen und persönlichen Leidenschaften sowie die damit verbundenen Herausforderungen. 

Die 1914 in Helsinki geborene Tove (Alma Pöysti) wächst in einer künstlerischen Bohème-Familie auf – als ältestes Kind eines bekannten Bildhauers und einer Grafikerin. Obwohl sie Malerei studiert, zeichnet sie wie ihre Mutter auch Illustrationen, darunter politisch brisante Zeitschriftencover. Die Mumin-Figuren und ihre Freunde entwickeln sich aus ihren Kritzeleien, die sie anfertigt, während sie in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in den Luftschutzbunkern ausharrt. Nach den künstlerischen Idealen ihres Vaters sind ihre Zeichnungen ihres Talents nicht würdig. Er rät ihr, sich stattdessen auf die Malerei zu konzentrieren. Doch ihre Gemälde erhalten keine Stipendien und finden kaum Absatz, während sie mit ihrer grafischen Arbeit das nötige Einkommen erzielen kann. 

Fest davon überzeugt, dass „das Leben ein wunderbares Abenteuer ist“, lässt sich Tove mutig auf eine Langzeitaffäre mit dem verheirateten sozialistischen Politiker Atos Wirtanen (Shanti Roney) ein. Zur gleichen Zeit lernt Tove die Theaterregisseurin Vivica Bandler (Krista Kosonen) kennen, eine verführerische Frau aus der Oberschicht, die ihren Reichtum und eine Vernunftehe nutzt, um ihre privaten Interessen ausleben zu können. Tove verliebt sich in sie – und obwohl ihre Romanze nicht von Dauer ist, inspiriert sie die Beziehung dazu, die Mumins durch ein Theaterstück zum Leben zu erwecken. 

Der auf 16mm gedrehte Film überzeugt in erster Linie durch die einnehmende Präsenz seiner spannenden Darstellerin – Theaterschauspielerin Alma Pöysti in ihrer ersten Filmhauptrolle – die der echten Tove Jansson sehr ähnelt. Sie macht die Schöpferin der Mumins durch ihre gleichzeitig leise wie leidenschaftliche Darstellung nahbar. Der Fokus auf ihre Innenwelt, einschliesslich der Ambivalenz gegenüber ihrer Mumins-Kreationen, verleiht dem Film starke emotionale Momente. 

Wie durch das Tanzen. Kurz vor dem Abspann erscheinen 8-mm-Aufnahmen der echten Tove, die fröhlich auf einer abgelegenen Insel tanzt. Zaida Bergroth lässt die sprühende Energie dieser Archivsequenz in den gesamten Film einfließen, indem sie Toves wildes Tanzen zu einem visuellen Leitmotiv macht, das schon im Eröffnungsprolog beginnt und ihre unbändige Lebenslust zelebriert.

Tove (2020)

Biopic über das Leben und Lieben von Tove Jansson, der Schöpferin der Mumins, der aus  Kinderbüchern und -filmen weltweit bekannten „nilpferdartigen Trollwesen“. Inmitten ihres künstlerischen Kampfes und ihres unkonventionellen Privatlebens gelang Tove Jansson mit einem unerwarteten Nebenprojekt ein weltweiter Erfolg: Sie erfand die geliebte fabelhafte Welt der Mumins. 

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