Tournée (2010)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

There's no business like showbusiness

Als Schauspieler ist Mathieu Amalric längst auf dem Olymp angekommen – und das nicht nur dank seines Auftrittes als Bond-Gegenspieler. Als Regisseur hingegen steht er erst am Anfang seiner Karriere. Und wenn man seinen mittlerweile dritten Langfilm Tournée als Wegmarke für die weitere Entwicklung als Filmemacher heranzieht, wird diese zweite Karriere Amalrics sich ungleich schwieriger gestalten als die vor der Kamera. Denn der Film über eine Truppe amerikanischer Burlesque-Tänzerinnen, die durch die französische Provinz tingeln, bietet zwar durchaus interessante Ansätze und manchmal beinahe schon dokumentarische Einblicke in das Tingeltangel-Leben; darüber hinaus aber bleibt die Geschichte verworren, wirkt sprunghaft und bisweilen unmotiviert.

Mathieu Amalric spielt in seinem neuen Film den schmierigen Ex-Fernsehproduzenten Joachim Zand, der sowohl beruflich wie auch privat in jeder Beziehung gescheitert ist und der nun nach einem kleinen Erfolg mit einer Truppe ebenso üppig ausgestatteter wie leicht bekleideter Damen auf eine Tournee durch die französische Provinz startet. Trotz verschiedener Schwierigkeiten erntet die schräge Truppe viel Zuspruch und träumt bereits von einer größeren Tour, die ihren Abschluss natürlich in Paris finden soll. Dann aber wird Joachim von einem seiner früheren Geschäftspartner übers Ohr gehauen und der Traum vom glorreichen Comeback löst sich im Nichts auf. Das Showbusiness – das hat es mit Oliver Stones Beschreibung der Finanzbranche in Wall Street: Geld schläft nie immerhin gemein – ist halt nichts für Sissies. Und so wird Zands Kampf um die mutmaßlich letzte Chance seines Lebens ein fortwährender Gang nach Canossa, der dem vom Schicksal Gebeutelten einiges abverlangt.

Die Wiederkehr des gehobenen Striptease namens Burlesque, der in den letzten Jahren dank Protagonistinnen wie Dita von Teese erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit gelangt ist, mag Amalric zu seinem Film inspiriert haben. Doch abgesehen von den vorhandenen Schauwerten, Amalrics unbestreitbarer schauspielerischer Präsenz sowie zwei bis drei wirklich gelungenen und berührenden Szenen hat Tournée auch aufgrund seines allenfalls fragmentarischen Drehbuchs und seiner dürftigen Dramaturgie nicht wirklich viel zu bieten. Die manchmal beinahe dokumentarisch anmutenden Beschreibungen des Alltags, der marode Charme der heruntergekommenen Hotels und drittklassigen Bühnen und der verzweifelte Versuch Joachims, allen Widrigkeiten zum Trotz noch einmal etwas auf die Beine zu stellen – all das fügt sich viel zu selten zu einem gelungenen Ganzen und berührt trotz aller Tragik und Komik herzlich wenig.
 

Tournée (2010)

Als Schauspieler ist Mathieu Amalric längst auf dem Olymp angekommen – und das nicht nur dank seines Auftrittes als Bond-Gegenspieler. Als Regisseur hingegen steht er erst am Anfang seiner Karriere. Und wenn man seinen mittlerweile dritten Langfilm „Tournée“ als Wegmarke für die weitere Entwicklung als Filmemacher heranzieht, wird diese zweite Karriere Amalrics sich ungleich schwieriger gestalten als die vor der Kamera.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Jey · 12.09.2011

@mike danke hab ich gar nicht gesehen

@Jey · 12.09.2011

Klick doch mal auf "In welchem Kino läuft dieser Film?" rechts über den Meinungen. Grüsse. mike

Jey · 12.09.2011

Hallo? Mal eine Frage?!
Wo kann ich diesen Film sehen, weil ja irgendwie zu diesem genannten Kinostart nirgends in einem Kino das als Programmpunkt steht. Und ich auch sonst irgendwie kaum was finde.

sam · 28.08.2011

Kann mich dem Kritiker nur anschließen, denn trotz des Potentials, nicht aus dem Drehbuch heraus sondern aus dem Möglichen der ganzen Geschichte, ist es ein fader Streifen, der nicht berühren kann...

miriam · 08.01.2011

ein sehr schöner film.
ja. unkonventionell, einfach und leicht, unkompliziert. aber trotzdem sehr vielschichtig und vielsagend. mit unglaublich herzhaften figuren.

isolde arnold · 05.12.2010

Mir hat der Film gefallen, trotzdem er irgendwo anfängt und irgendwo aufhört. Er zeigt mit einer Leichtigkeit, dass Scheitern zum Leben gehört, in dem Zärtlichkeit und Sanfheit nicht ausgeschlossen sein müssen.