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In „The Nun II“ kehrt die Dämonennonne Valak zurück – in einer noch ungelenkeren Geisterbahnfahrt.

The Nun II (2023)

Eine Filmkritik von Rahel Schmitz

Back in the Habit

2018 schlug das finanziell ergiebige „Conjuring„-Filmuniversum einen neuen Weg ein und lieferte mit „The Nun“ ein Prequel und Spin-off, das das Geschehen in die tiefste Provinz Rumäniens verlegte. Mit einem dürftigen, gar löchrigen Drehbuch, eindimensionalen Charakteren und äußerst vorhersehbaren Jumpscares glich der Film eher einer Geisterbahnfahrt im Freizeitpark. Lediglich mit imposanten und atmosphärischen Sets, die durch solide Kameraarbeit in Szene gesetzt wurden, konnte die Produktion punkten. Dem Box-Office-Erfolg des Films tat das jedoch keinen Abbruch, und so war bald klar, dass ein Sequel veröffentlicht werden würde. Nun erscheint pünktlich zum zehnten Geburtstags des „Conjuring“-Universums der Film „The Nun II“.

Im Frankreich der späten 1950er-Jahre zieht sich eine Schneise mysteriöser Todesfälle von Rumänien nach Westeuropa. Schwester Irene (Taissa Farmiga), die vor einigen Jahren gegen die Dämonennonne Valak (Bonnie Aarons) antrat, wird einmal mehr beauftragt, dem Geschehen auf den Grund zu gehen. Es dauert nicht lang, bis Irene erkennt, dass auch diese grausigen Taten von Valak vollbracht wurden. Ihre Nachforschungen bringen sie zu einem Mädcheninternat, wo sie scheinbar durch Zufall ihren alten Bekannten Maurice „Frenchie“ Theriault (Jonas Bloquet) trifft – und auch schon bald die erste erneute Begegnung mit Valak erlebt.

Lange mäandert The Nun II, inszeniert von Michael Chaves und produziert von James Wan und Peter Safran, ziellos vor sich hin. Den Charakteren passieren erschreckende Dinge, doch niemand – auch die Protagonistin Irene – nimmt das eigene Schicksal so richtig in die Hand. Über weite Teile des Films stolpern die Figuren ohne echte Eigeninitiative von einem Spuk in den nächsten. Die relevanten Hinweise, die Schwester Irene und ihre neue Helferin, Schwester Debra (Storm Reid), im Kampf gegen Valak erhalten, müssen sie nicht in Nachforschungen entdecken; sie müssen nicht einmal selbstständig Zusammenhänge zwischen den Vorkommnissen erkennen. All diese Arbeit wird ihnen von Nebencharakteren abgenommen, die lediglich für wenige Minuten gezeigt werden und deren Hintergrund nie erklärt wird. Dass das umfangreiche Wissen, das diese Figuren über Valak haben, auch im ersten Film recht hilfreich gewesen wäre, wird nie thematisiert.

Doch das wäre auch zu viel gewesen für eine Produktion, die der perfekte Horrorfilm sein möchte und damit eher einem Malen-nach-Zahlen-Bild gleicht. Sorgfältig, fast schon regelmäßig werden die nötigen Jumpscares eingestreut; die ursprünglich unheimliche Nonne Valak und ihre Geistererscheinungen werden an nahezu jeder Straßenecke gezeigt und somit völlig entzaubert. Die Figuren erfüllen alle brav ihre vorgeschriebene und allzu bekannte Rolle, ohne Ecken, Kanten und Überraschungen. Letzteres hat beispielsweise zur Folge, dass Schauspielerin Storm Reid (The Last of Us) keinerlei Gelegenheit erhält, in ihrer Rolle als Schwester Debra zu überzeugen – denn diese Figur ist schlichtweg als eindimensionaler Sidekick angelegt.

Hat das Erzähltempo in The Nun II zu Beginn noch Probleme, Fahrt aufzunehmen, entwickelt sich der Film im letzten Drittel schließlich zu einem unfokussierten und hektischen Spießrutenlauf aus Jumpscares, CGI-Spektakel und sorgfältig orchestrierten – aber deswegen nicht minder hanebüchenen – Set-Zusammenstürzen. Diese visuellen Effekte täuschen nicht darüber hinweg, dass das Drehbuch seine Charaktere in eine Sackgasse geschickt hat, aus der es kein Entkommen gibt. Kurzerhand werden Schwester Irene aufgrund ihrer familiären Abstammung von einer Heiligen daher spirituelle beziehungsweise übernatürliche Fähigkeiten verliehen, die es ihr erlauben, den Kampf mit Valak aufzunehmen. Auch hier lässt es der Film ungelenk unter den Tisch fallen, dass diese Begabung Irene sicherlich auch schon bei der ersten Begegnung mit Valak in The Nun geholfen hätte. Auch dieser Vorgängerfilm hat seine eigene Prämisse an zahlreichen Stellen demontiert, doch The Nun II hebt diese Fehltritte auf ein neues Level und untergräbt gleich die gesamte Saga rund um die ikonische Dämonennonne Valak.

The Nun II (2023)

1956 in Frankreich. Ein Priester wird ermordet. Eine böse Macht breitet sich aus. Die Fortsetzung von „The Nun“ erzählt die Geschichte von Schwester Irene, die sich erneut mit der dämonischen Nonne Valak konfrontiert sieht

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