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In Marvels neuestem Film, der sich mit drei spannenden Frauenfiguren beschäftigt, geben sich starke und schwache Momente die Klinke in die Hand. Was bleibt ist ein Film, der keine stringente Stimme findet – obwohl sogar gesungen wird.

The Marvels (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Vogelwild durchs Weltall

Schon seit einiger Zeit beklagen Kritiker und Fans zunehmend, dass Marvel, das sich gern selbst als „Haus der Ideen“ bezeichnet, immer weniger gute Einfälle zu haben scheint. Seit „Endgame“, dem finalen Kapitel der Infinity-Saga und dem Epilog mit „Spider-Man – No Way Home“ bekommt Marvel immer mehr Schlagseite, kommen Filme und Serien beim Publikum nicht mehr so gut an wie früher.

Mittlerweile stemmt sich Studiochef Kevin Feige massiv gegen diese Entwicklung, feuerte unlängst Showrunner und Autoren der neuen Daredevil-Serie und lässt die acht bereits fertigen Folgen komplett neu drehen. Nia DaCosta drehte mit The Marvels nicht nur den kürzesten Film des MCU (gerade einmal 105 Minuten lang), sondern auch einen, den Feige noch durchwinkte. Die Erwartungen sind niedrig, der Vorverkauf lief schleppend, vor allem im Stammland USA. Ob das an der fehlenden Promo der Stars liegt, die durch den noch immer andauernden Streik momentan nicht auf Werbetour gehen? Denn so ein Debakel, wie zu befürchten stand, ist The Marvels nicht geworden.

Drei Heldinnen sind plötzlich miteinander verbunden: die übermächtige Captain Marvel alias Carol Danvers (Brie Larson), die kürzlich mit Superkräften ausgestattete Agentin Monica Rambeau (Teyonah Parris), Danvers‘ Nichte, und die frisch gebackene Superheldin Kamala Khan (Iman Vellani) die sich selbst Ms Marvel nennt. Weil alle drei über lichtbasierte Kräfte verfügen, werden sie durch ein kosmisches Ereignis verknüpft: Sobald zwei gleichzeitig ihre Kräfte benutzen, werden sie an die Stelle der jeweils anderen teleportiert – oft über viele Lichtjahre hinweg.

Dennoch müssen sie gemeinsam gegen Dar-Benn (Zawe Ashton) antreten, die neue Herrscherin der Kree. Die will ihren sterbenden Planeten retten, auch auf Kosten anderer Welten. Um die Erde zu verteidigen, muss das Superhelden-Trio also seine Probleme in den Griff kriegen – auch die zwischenmenschlichen.

Das größte Problem des Films, an dem gleich drei Autorinnen schrieben, ist seine Tonalität. Denn oft ist es nicht mehr klar, ob The Marvels nur eine besonders launige Variante des Superhelden-Plots darstellen oder tatsächlich bereits eine Parodie des Genres sein soll. Spätestens, wenn nach einer Stunde eine Musicalnummer mit Gesang und Tanz einsetzt und wenig später die berühmteste Musical-Ballade überhaupt einen gänzlichen neuen Kontext erfährt, muss man sich ernsthaft fragen, ob die Angst vor Wiederholung und die daher einsetzende Flut von neuen Ideen nicht etwas zu weit geht. Denn so viel verzweifelte Versuche, etwas anderes zu präsentieren als bisher, hat der Film gar nicht nötig. Und das liegt zu einem guten Teil an Iman Vellani.

Während die anderen ihre Rollen souverän und durchaus auch emotional packend spielen, ist Vellani dieser Charakter. Die 21-jährige Pakistani-Kanadierin lebt Ms Marvel mit jeder Pore ihres Körpers. Und ist dabei erneut genauso entzückend wie in ihrer eigenen Serie aus dem Jahr 2022, in der Ms Marvel ins MCU eingeführt wurde. Gemeinsam mit ihrer Familie liefert sie nicht nur die witzigsten Momente des Films, sie ist auch das emotionale Zentrum der Story. Mit ihrem ausdrucksstarken Gesicht und vollem Körpereinsatz hält sie den dünnen und wenig originellen Plot zusammen.

Um The Marvels trotz seiner eher leichten Konsistenz ein wenig mehr Gravitas zu verleihen, hat Marvel immerhin neben ein paar unerwarteten Cameos auch in den finalen Momenten – einschließlich einer Mid-Credit-Szene (eine Post-Credit gibt es nicht)- einen sehr konkreten Ausblick auf kommende Attraktionen geliefert, den vor allem beinharte MCU-Fans mit extremer Begeisterung aufnehmen dürften.

Sonst weist auch The Marvels viele von den Problemen auf, mit denen sich die vorherigen MCU-Teile bereits plagten. Die Schurkin ist absolut durchschnittlich geschrieben und wenig einprägsam. DaCostas wankelmütige Inszenierung zwischen epischer Heldenaction und witzigen bis albernen Momenten erinnert ungut an die Thor-Filme von Taika Waititi und überzeugt nur zum Teil. So werden vor allem Fans des MCU den Film für seine starke Verankerung in der übergeordneten Story feiern – und nicht so sehr für die Qualität des Films selbst. Dennoch ist er als reiner Unterhaltungsblockbuster durchaus ansehnlich und braucht für seine Geschichte auch keine 150 Minuten wie manch andere Superhelden-Saga der vergangenen Jahre. Und das fühlt sich dann doch irgendwie frisch an. 
 

 

The Marvels (2023)

Der 33. Marvel-Film setzt sich damit auseinander, dass die Kräfte von Carol Danvers, Kamala Khan und Monica Rambeau auf eine unbekannte Art und Weise miteinander verknüpft sind. Das führt dazu, dass die Heldinnen die Positionen tauschen, wenn sie ihre Kräfte einsetzen. Der Wechsel der Heldinnen bringt eine wichtige Mission in Gefahr.

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Meinungen

Olli · 21.11.2023

Ich finde den Film durchweg Kurzweilig
In 3D perfekt anzusehen und der Sound ist sehr gut 👍
Die Story ist recht einfach aber mit einem Bösewicht und drei Marvels, die noch nie zusammen gekämpft haben und nach etwas Training besser werden, einfach aber gut.