The Forbidden Girl

Eine Filmkritik von Gerold Marks

Genre made in Germany

Genre made in Germany — mit The Forbidden Girl bringt Regisseur Till Hastreiter eine Mischung aus klassischem Horrorfilm, esoterischem Mystery und Liebesgeschichte in die Kinos. Dabei gelingt der Independent-Produktion mit seiner Visualität ein durchaus sehenswerter 3D-Film, stolpert aber gelegentlich über das gruselige Drehbuch.
Es hätte das aufregendste Date seines Lebens werden sollen, als der 16jährige Teenager Toby McClift (Peter Gadiot), vom „verbotenen Mädchen“ in die Friedhofsgruft gelockt wird. Kathy (Jytte-Merle Böhrnsen, aktuell auch in Kokowääh 2 zu sehen) hat bereits die Vorbereitungen für die romantische Nacht zu ihrem Geburtstag getroffen, das Kerzenmeer ist entzündet. Tobys Vater, ein strenger Priester und Exorzist, beendet die Romantik abrupt, schließlich hat er seinem Sohn die Liebe als Versuchung des Bösen strengstens untersagt. Das Rendezvous eskaliert zum Horror: der Vater wird enthauptet, Toby selbst aufs Äußerste verstört und traumatisiert. Als Mörder bezichtigt er eine Kreatur des Bösen, die auch Kathy verschleppt haben soll.

Seiner fantastischen Erklärung für das Geschehen schenkt niemand Glauben, doch fehlt von Kathy jede Spur. Nach sechs Jahren in der Therapie erhält der gebrochene, aber funktionierende Toby von seinem behandelnden Arzt neben Psychopharmaka auch ein Empfehlungsschreiben für eine Hauslehrerstelle. Auf dem abgelegenen Schloss von Lady Wallace (Jeanette Hain, Der Vorleser) soll er die an einer Lichtallergie leidende Nichte unterrichten.

Nach der Bekanntschaft mit der uralten, röchelnd im Sterben liegenden Hausherrin und ihrem brutalen Butler Mortimer (Peter Tange mit Freude an der physischen Rolle) sucht Toby zunächst fluchtartig das Weite. Doch entdeckt er für einen kurzen Moment die Gestalt der Nichte am Fenster. Die Erinnerung an Kathy holt ihn ein — Laura gleicht ihr aufs Haar!

Toby muss, aller Warnungen zum Trotz, Gewissheit finden – ist Laura seine entführte Liebe Kathy? Als Hauslehrer kann er sich ihr nähern, sehr zum Missfallen von Mortimer. Doch Laura erkennt ihn nicht. Toby versucht ihre Erinnerungen wachzurufen und hinter das Geheimnis des Mädchens zu gelangen, die so streng und hermetisch abgeschlossen lebt. Je länger sich Toby im Schloss aufhält, desto mehr unerklärliche Dinge ereignen sich: Lady Wallace verjüngt sich zunehmend, eine Geistererscheinung versucht ihn zu warnen, sonderbarer schwarzer Nebel verfolgt ihn. Handelt es sich um psychotische Rückfälle oder um unerklärliche Realität? Ein schrecklicher Verdacht wächst in Toby, der sich als Spielball böser Kreaturen wiederfindet. Um sich und seine Liebe zu retten, ist Toby McClift auf Leben und Tod bereit, alles zu riskieren.

Leider interessiert man sich als Zuschauer wenig für das junge (Un-)Glück, dafür ist man zu sehr mit dem logischen Puzzle des eklektischen Werks beschäftigt. Das Drehbuch von Till Hastreiter, Maximilian Vogel und Philip Wolf ist in weiten Teilen so holprig, dass man sich trotz überzeugender schauspielerischer Leistungen kaum mit einer Figur identifizieren mag. Auch die Motivationen der Charaktere bleiben recht eindimensional.

The Forbidden Girl kann sich schwer für eine Richtung entscheiden: als Grusel-Schocker gibt es zu wenige Schreckmomente, als klassischer Horrorfilm zu wenig Atmosphäre. Und mit Mystery kann nicht gemeint sein, dass allerlei mythische Elemente bis zur Unstimmigkeit vermengt werden. Wie sich nun Hexen, Werwölfe, Magier, Sonnenfinsternis und die Sexualmagie der „Heiligen Hochzeit“ als Versatzstücke in diesem Doppelspiel verbinden, hat man leider nicht deutlich genug erzählt. Eine klarere Ausrichtung, straffere Dramaturgie und kondensierender Schnitt wären sicher der Atmosphäre und der Spannung zuträglich gewesen.

Auf ein internationales Publikum ausgelegt, wurde die deutsche Produktion auf Englisch gedreht und kommt mit deutscher Nachsynchronisation in unsere Kinos. Zwar gibt es Sets, die von der Leinwand „Berliner Hinterhof!“ entgegen schreien, der Hauptdrehort hingegen — das Thüringer Jagdschloss in Hummelshain – erweist sich als echter Glücksfall. Es wäre nicht nur eines Edgar Wallace-Films würdig, sondern liefert mit seinen räumlichen Gegebenheiten einen Großteil der Atmosphäre. Regisseur Till Hastreiter und sein Kameramann Támas Kémenyffy wissen dies durchaus zu inszenieren.

Die visuellen Spezialeffekte aus dem prämierten Hause Pixomondo sind schick und visuell tadellos, spielen sich dadurch aber auch zu betont in den Vordergrund. Für den besonderen Reiz drehte man The Forbidden Girl nativ in 3D- vielleicht ein ungewöhnlicher Schritt für eine Independent-Produktion, aber in diesem Fall zahlt es sich aus. Als Lead-Stereographer konnte mit Alaric Hamacher einer der erfahrensten deutschen 3D-Filmer gewonnen werden. Schön komponierte räumliche Staffelungen erzeugen Dimensionalität in der Tiefe und erschaffen Erzählräume, leichte Out of Screen-Bilder und Effekte sorgen für Dynamik. Besonders gelingt auf der Erzählebene der dramaturgische 3D-Einsatz (und seine Reduktion) als visuelle Verstärkung der Nähe zwischen Toby und Laura. Von dieser Qualität wünscht man sich deutlich mehr im 3D-Kino.

Mit The Forbidden Girl wird Regisseur Till Hastreiter zwar keine Renaissance des deutschen Horrorfilms einleiten, als ambitionierter Independent aber sicher manchen Genre-Freund für sich begeistern.

The Forbidden Girl

Genre made in Germany — mit „The Forbidden Girl“ bringt Regisseur Till Hastreiter eine Mischung aus klassischem Horrorfilm, esoterischem Mystery und Liebesgeschichte in die Kinos. Dabei gelingt der Independent-Produktion mit seiner Visualität ein durchaus sehenswerter 3D-Film, stolpert aber gelegentlich über das gruselige Drehbuch.
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Meinungen

3D FAN · 27.01.2013

Hoffentlich kommt der Film in genug Kinos - hört sich nach einem guten Projekt an und sieht gut aus!