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Mit The Bubble legt Komödienfachmann Judd Apatow ein launiges, aber letztlich harmloses und manchmal auch zu albernes Fegefeuer der Eitelkeiten vor, das zwar vor spielfreudigen Stars wimmelt, in der zweiten Hälfte aber auch spürbar an Drive verliert.

The Bubble (2022)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Nestbeschmutzerfilm

Mitten in der Pandemie beschließt ein Filmstudio, mit dem sechsten Teil ihrer mäßig erfolgreichen Film-Reihe Cliff Beasts in die Lücke zu stoßen und dem nach Entertainment hungernden Publikum ein neues Abenteuer zu präsentieren. Zu diesem Zweck holt der Produzent Gavin neben den Dauerstars der Reihe auch die nach Teil vier ausgestiegene Carol Cobb zurück. Außerdem soll mit der Debütantin Krystal Kris ein Tik Tok-Star mit 100 Millionen Followern für zusätzliche Interesse sorgen. Doch der Dreh, der mit einem Independent-Regisseur in einem englischen Hotel auf dem Land stattfindet, gerät nicht nur wegen des Virus zum Debakel …

Judd Apatow lebt für Comedy. Der US-Regisseur, Autor und Produzent versorgt das Publikum seit mehr als 20 Jahren in Kino und TV mit mehr oder weniger witzigen Filmen und Serien wie Jungfrau (40), männlich sucht …, Immer Ärger mit 40 oder Girls. Seine Firma wächst sich dabei immer mehr zum Familienbetrieb aus. Mittlerweile spielt nicht nur Leslie Mann, Apatows Gattin seit 1997, regelmäßig in seinen Produktionen mit, auch die beiden Töchter Maude und Iris sind als Schauspielerinnen zu sehen. Letztere steht nun gemeinsam mit Mama vor Papas Kamera – in The Bubble, den Apatow für Netflix schrieb, inszenierte und produzierte. Und in dem er sich als lässiger Nestbeschmutzer zeigt, dreht sich in dieser Film-im-Film-Komödie doch alles um die eigene Branche.

Cliff Beasts 6 soll dem Filmstudio in der Pandemie mangels Konkurrenz ordentliche Gewinne bescheren und die Studio-Obere Paula (Kate McKinnon) macht ihrem Produzenten Gavin (Peter Serafinowicz) unmissverständlich klar, dass der Erfolg zwingend nötig ist, sonst droht die Pleite. Entsprechend angespannt ist Gavin also, als die Stars am Set eintreffen: Carol Cobb (Karen Gillan), die nach Teil vier eigentlich ausgestiegen war, das zerstrittene Paar Dustin Mulray (David Duchovny) und Lauren Van Chance (Leslie Mann) sowie die Neuzugänge Krystal Kris (Iris Apatow), Tik Tok-Star mit 100 Millionen Followern und der exzentrische Dieter Bravo (Pedro Pascal), der zum ersten Cliff-Beasts-Dreh gleich ein massives Drogenproblem mitbringt. Durch positive Corona-Tests, zunehmenden Lagerkoller und die schillernden Charaktereigenschaften einiger Darsteller wird Cliff Beasts 6 im Lauf der Produktion immer mehr zu Katastrophe …

Schon früh lernt der Filmkritiker eine wichtige Regel: Humor ist extreme Ansichtssache! Daher ist es grundsätzlich schwierig, etwas als lustig oder nicht lustig abzustempeln. Denn wo sich der eine wiehernd auf die Schenkel klopft, lässt es den anderen völlig kalt. So scheint es sinnvoll, sich The Bubble eher beschreibend zu nähern. Nachdem Apatow mit seinem vorherigen Werk King of Staten Island durchaus in den Bereich der Dramedy hineingeschnuppert hat, kehrt er mit The Bubble wieder zur unbedingten Komödie zurück. Seine mitunter beißende Satire hat wohl kaum einen ernsthaften Hintergedanken, dazu macht sich Apatow einfach zu deutlich über gängige Hollywood-Klischees lustig, während er gleichzeitig mit ihnen spielt. Das erinnert im Ton mitunter an die neuen Filme von Adam McKay (Vice, Don’t Look Up), auch wenn Apatow den bösen, harten Punch von McKay vermissen lässt und lieber mal einen zu albernen als einen zu düsteren Gag ins Script schreibt. Viele Dialoge lassen auch an Death to 2020 des Black Mirror-Erfinders Charlie Brooker denken. Wer also mit dieser Art Humor grundsätzlich etwas anfangen kann, dürfte bei The Bubble durchaus auf seine Kosten kommen.

Dass der Film über weite Teile gut funktioniert, hat Apatow auch einigen seiner glänzend gelaunten Schauspieler zu verdanken. So gibt David Duchovny erneut den sich von Hormonen treibenlassenden Altstar wie in Californication und sorgt mit seiner trockenen Art für ein paar der besten Szenen im Film. Apatows Tochter Iris ist sehr überzeugend als likes-abhängiger Star der Generation Tik Tok, auch wenn das Social Media-Bashing langsam ein wenig in die Jahre kommt und auch Apatow dem nichts neues hinzuzufügen hat. Karen Gillan hingegen hat als halbwegs normale Figur nur wenig Chancen sich auszuzeichnen, schafft es aber immerhin, zumindest einige wundervolle Lacher auf ihre Kosten zu kreieren. Und Vielfilmer Pedro Pascal, der neben dem neuen Nicholas Cage-Film Massive Talent auch die dritte Staffel von The Mandalorian abgedreht hat und gerade für die erste Season von The Last of Us vor der Kamera steht, spielt einen herrlich durchgeknallten Filmstar, den die Rezeptionistin des Hotels mit ihren sexuellen Anspielungen als Running Gag auf kleiner Flamme köcheln lässt.

Aber auch die Stars können nicht verhindern, dass Apatows neuester Film nach gut einer Stunde (von zwei) ein wenig aus dem Tritt und in langweiligeres Fahrwasser gerät. Die immer gleichen Gags zeigen Abnutzungserscheinungen und auch die sich ständig verschlimmernde Eskalation am Set gleitet von der gekonnt konstruierten Abwärtsspirale zu Beginn immer mehr in deutlich absurdere Gefilde ab, die garantiert nicht jeder Zuschauer noch lustig findet. Erst zum Finale und der abschließenden galligen Post-Credit-Idee findet The Bubble zurück in die Spur.

Als humorige Abrechnung mit Hollywood taugt der Film also nur bedingt, dazu sind viele der Szenen schlicht zu beliebig und auch zu harmlos, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Die Konsequenz eines McKay-Films erreicht Apatows Film nie. Aber er macht sich durchaus gekonnt in einem so weiten Bogen über die Filmbranche lustig, dass alle Gruppen gleichermaßen ihren Teil abbekommen: Stars, Crew, Produzenten und auch die Zuschauer, die mit ihrer Vorliebe für Fortsetzungen für immer schlechter werdende Sequels mitverantwortlich zeichnen. Das theoretische Angebot, einmal einen Jurassic World-Film zu inszenieren, dürfte Apatow nach dieser sehr offensichtlichen Anspielung auf zu viele Dino-Filme allerdings verspielt haben.

The Bubble (2022)

In dieser Komödie geht es um eine Gruppe von Schauspielerinnen und Schauspielern, die mitten in der Pandemie in einem Hotel festsitzen und versuchen, die Fortsetzung eines Action-Blockbusters über fliegende Dinosaurier fertigzustellen.

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