Tempo Girl

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Die Alpen als Quell der Inspiration

seinem ersten Film Tempo Girl verarbeitet Regisseur Dominik Locher autobiografische Erfahrungen. Selbst im Wallis aufgewachsen, vor dessen Bergwelt ein großer Teil seines Langfilmdebüts spielt, versuchte sich der spätere Theaterregisseur zunächst in unterschiedlichen Berufszweigen. Als Ausweg vor den eigenen festgefahrenen Lebenserwartungen treibt es seine beiden Protagonisten ebenfalls in die Schweizer Einöde. Zugleich liefert dieser Schritt die Inspirationsquelle für das titelgebende Buch Tempo Girl – Geschichte einer Generation, das einer jungen Möchtegern-Schriftstellerin zum Durchbruch verhelfen soll.

Als Mitglied der Berliner Künstlerszene fehlt Dominique Piepermann (Florentine Krafft) der zündende Funke für ihren ersten Roman. Nachdem sie zudem mit cooler Sonnenbrille im Büro ihres Verlegers (Anatole Taubman) auftaucht und ein Manuskript ohne authentischen Stil abliefert, platzt diesem der Kragen. Auch mit ihrer besten Freundin versteht sich die junge Frau mit dem Pagenschnitt immer weniger. Kurzerhand überredet sie ihren Partner Deniz (José Barros), seinen Job in einer Dönerbude aufzugeben und mit ihr die Flucht nach vorn anzutreten.

In der Schweizer Einöde entdecken die Reisenden eine zum Verkauf angebotene Tankstelle. Ein unerlaubter „Besuch“ weckt in ihnen den Wunsch, dort eine neue Existenz aufzubauen. Nach ersten Bedenken willigt der schmierige Zuhälter Arnold (Dani Mangisch) ein. Doch das Geschäft verläuft trotz erster Euphorie nur schleppend. Zu Deniz‘ Unbill lässt sich Dominique auf den Vorschlag ein, in Arnolds Club als Stangentänzerin aufzutreten.

Trotz des Titels setzt Locher in seiner Charakterstudie mitunter auf ruhige Moment mit streng komponierten Einstellungen. Stilisiert fiel zugleich die Inszenierung aus mit in Kapitel eingeteilten Abschnitten (u.a. „Meine Krise“, „Mein Türke“, „Mein Song“) und satirischen Momenten, etwa mit einem Schnitt von den vergnügungssüchtigen Barbesuchern auf grasende Stiere. Bewusst verzichtet Locher auf eine gradlinige Story und baut zwischen Culture Clash-Motiven sowie Paarzwistigkeiten auf gelegentliche Abschweifungen.

Auf Dauer kann aber selbst die überzeugende Besetzung aus Hamburger Kamera-Newcomern und renommierten Schweizer Profis wie Anatole Taubman oder Gilles Tschudi (Die Wolken von Sils Maria) nicht die zahlreichen Klischees übertünchen. Vom arroganten Verleger bis zum unberechenbaren Zuhälter-Muttersöhnchen kommt die Story nicht ohne ausgetretene Pfade aus. Zunehmend verändert sich der Stil vom komödiantischen Tonfall hin zum Drama. Den Rest gibt dem Plot eine detailliert beschriebene Abtreibungssequenz. Deshalb möchte man das aus dem Trip entstandene Buch besser nicht lesen. Da Tempo Girl immerhin zahlreiche vielversprechende Ansätze besitzt, bleibt zu hoffen, dass Dominik Locher bei seinem gerade produzierten zweiten Werk die Balance besser meistern kann.

Tempo Girl

Mit seinem ersten Film „Tempo Girl“ verarbeitet Regisseur Dominik Locher autobiografische Erfahrungen. Selbst im Wallis aufgewachsen, vor dessen Bergwelt ein großer Teil seines Langfilmdebüts spielt, versuchte sich der spätere Theaterregisseur zunächst in unterschiedlichen Berufszweigen. Als Ausweg vor den eigenen festgefahrenen Lebenserwartungen treibt es seine beiden Protagonisten ebenfalls die Schweizer Einöde.
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