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Duell auf Augenhöhe: Regisseur Yuval Adler lässt einen psychotisch spielenden Nicolas Cage auf den stoischen Joel Kinnaman prallen. Und kaschiert damit, dass die Story eigentlich nur für einen Kurzfilm reicht.

Sympathy for the Devil (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Cage statt Drehbuch

Große Duelle zwischen Schauspielern ziehen das Publikum seit Jahrzehnten ins Kino. „Eine Frage der Ehre“ vergisst niemand mehr, der gesehen hat, wie Jack Nicholson und Tom Cruise aufeinanderprallen. In „Heat“ liefern sich Robert De Niro und Al Pacino eine Nervenschlacht, die Filmgeschichte geschrieben hat. Solche Duelle können eine Erzählung tragen. In „Sympathy for the Devil“, wo der wie immer exzentrisch spielende Nicolas Cage auf einen sehr ruhigen Joel Kannaman trifft, funktioniert das aber nur bedingt.

David (Joel Kinnaman) wird zum zweiten Mal Vater, seine hochschwangere Frau ist bereits im Krankenhaus und wartet auf ihn. Doch als er dort in der Tiefgarage ankommt, setzt sich ein Fremder (Nicolas Cage) zu ihm ins Auto und zwingt ihn mit gezogener Pistole, wieder loszufahren. Zuerst gibt der Mann nur belangloses Zeug von sich, macht aber schnell deutlich, dass er es tödlich ernst meint. Schließlich kristallisiert sich heraus, dass der Fremde der Meinung ist, David sei jemand anders, mit dem er noch eine Rechnung offen hat. Und spätestens bei einem nächtlichen Diner-Besuch wird klar, dass mindestens einer der Männer die Nacht nicht überleben wird.

Noch mehr zu verraten, hieße, die komplette Story des Films zu offenbaren, denn sonderlich viel Handlung hat Drehbuchautor Luke Paradise Regisseur Yuval Adler nicht an die Hand gegeben. Bereits nach wenigen Minuten steht die Konstellation, die das Publikum durch den Film tragen soll. Statt erzählerischer Finesse übernimmt ab diesem Moment hauptsächlich Nicolas Cage das Ruder. Es könnte freilich schlimmer sein: Cage spielt nicht nur virtuos mit der Erwartungshaltung seiner Fans, sondern erschafft auch einen Charakter, der mehr sein darf als ein wilder Killer. Zwar nutzt der Schauspieler seine hinlänglich bekannten Grimassen, um erstmal einen möglichst wahnsinnig wirkenden Schurken zu zeichnen, legt aber dann auch auf sehenswerte Weise seine wahren Karten auf den Tisch und wandelt sich vom Irren zum Verzweifelten, vom Psychopathen zum Rächer. Dabei überschreitet er allerdings immer wieder Grenzen, die es dem Publikum kaum ermöglichen, ihn als den Guten der Geschichte wahrzunehmen.

Besondere Momente erschafft Adler in seinem Film immer dann, wenn er die beiden Schauspieler ungefiltert in Gesprächen aufeinanderprallen lässt. Cages ständig am Rand der Explosion brodelnder Kessel an Emotionen trifft dann auf Kinnamans unterkühlte Mimik und Stimme. Cage arbeitet sich an diesem Bollwerk ab, versucht immer wieder mit neuen und rabiaten Methoden, sein Gegenüber aus der Reserve zu locken. Kameramann Steven Holleran setzt diese Momente stark in Szene, kriecht fast in Cages Gesicht hinein, um jedes überzogene Grinsen, jedes Zusammenkneifen der Augen festzuhalten.

Das muss Filmfans allerdings auch genügen, denn sehr viel mehr kann Sympathy for the Devil letztlich nicht aufbieten. Die Story fokussiert sich nach halbstündigem Cage-Solo nur noch auf eine Frage: Ist David wirklich ein böser Mensch, oder hat sich der Fremde in der Person geirrt? Darauf läuft alles hinaus und Adler streckt die Zeit bis zur Antwort, so gut er eben kann, aber nicht immer unterhaltsam oder gar fesselnd. So hat Sympathy for the Devil trotz seiner nur 90 Minuten Laufzeit so manche Länge. Erst wenn die beiden Männer das Diner betreten, lässt Adler die Zügel los und den Thriller endlich Fahrt aufnehmen. Hätten sich die Macher für einen Kurzfilm entschieden, Sympathy for the Devil wäre vermutlich ein kleines Juwel geworden. 

Der Film lohnt sich dennoch vor allem für Fans von Nicolas Cage, denn die bekommen die zuletzt gewohnt gute Leistung ihres Stars zu sehen, der sich in jede Rolle wirft, als sei es seine letzte. Und auch Joel Kinnaman liefert nach Auftritten wie in Run All Night oder The Secrets We Keep, ebenfalls von Adler inszeniert, erneut eine solide Leistung ab. Mit einer guten Story hätte auch das Duell der beiden größer wirken können, aber ein solider Thriller ist daraus schon geworden.

Sympathy for the Devil (2023)

Ein Fahrer findet sich in einem Katz-und-Maus-Spiel wieder, nachdem er dazu gezwungen wurde, einen mysteriösen Mann, „Der Passagier“, zu fahren. Während ihre nervenaufreibende Autofahrt fortschreitet, wird klar, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint

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