Super Art Market

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von der Kunst, Kunst zu verkaufen

Für den Laien ebenso wie für den kunstinteressierten Kenner stellt die Preisgestaltung auf dem internationalen Kunstmarkt in der Regel ein abgeschirmtes Mysterium dar, was für zeitgenössische Kunst noch in viel höherem Maße zutrifft als für die berühmten Werke der Kunstgeschichte. Auf diesem Terrain gibt es offensichtlich undurchsichtige Kriterien jenseits von Motiv, Material, Technik und auch Ästhetik eines Kunstwerks, die zwischen den Kunsthändlern und ihren reichlich betuchten Kunden hinter den Kulissen von Galerien, Ausstellungen und Kunstmärkten konspirativ verhandelt werden. Mit dem Phänomen der drastischen Kommerzialisierung und Funktionalisierung von Gegenwartskunst als exklusive, profitable Ware, das zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf seinen vorläufigen Höhepunkt in Millionendimensionen zusteuerte, beschäftigt sich die Dokumentation Super Art Market des aus Belgrad stammenden Berliner Filmemachers Zoran Solomun.
Es sind die Kunsthändler und Galeristen, die so genannten Art-Dealer, die im Fokus dieses Dokumentarfilms stehen, diejenigen, die die Geschicke des Kunstmarkts lenken und eine mächtige Verbindungsposition zwischen Künstler und Käufer innehaben. Ihr Renommee und Wohlwollen ist einerseits entscheidend für den kommerziellen Erfolg eines Künstlers, und andererseits diktieren sie durch ihre Selektion und ihr Urteil der finanzkräftigen Welt der Kunstliebhaber, was angesagt – und damit in der Regel auch teuer ist. Zoran Solomun stellt fünf namhafte Galeristen vor, die mit erstaunlicher Offenheit über die Kunst, mit der Kunst hervorragende Geschäfte zu machen räsonieren und bei denen trotz der Betonung der kommerziellen Komponenten und ihrer unterschiedlichen Haltungen durchweg auch die Begeisterung für innovative Kreativität spürbar ist: den jungen New Yorker Kunsthändler Leo König, der aus Deutschland stammt und in der Presse gern auch mit „König von Manhattan“ betitelt wird; Gerd Harry „Judy“ Lybke aus Leipzig, der seit den frühen 1980er Jahren Kunstwerke ausstellt und mittlerweile als Galerist beachtliches Ansehen errungen hat; den Schweizer Lorenz Helbling, der in Shanghai eine renommierte Galerie für zeitgenössische chinesische Kunst betreibt; Mihai Pop, der sich gemeinsam mit seinen Partnern der Galerie „Plan B“ der rumänischen Kunst widmet; und schließlich Laura Bartlett, die ihr Kunstgeschäft in London betreibt und mit der Erwähnung des unverkäuflichen Aspekts von Kunst überrascht.

Bereits 2001 hat sich der Regisseur mit seiner Dokumentation Der chinesische Markt einem ökonomischen Thema zugewandt, und die neuerliche intensive Betrachtung einer ganz spezifischen Branche mit ihren offensichtlichen und verborgenen Gepflogenheiten hat ihn in seiner persönlichen Auffassung bestärkt, dass ein Markt an sich niemals „frei“ sein könne, sondern vielmehr einen Kontrollmeachanismus darstelle. Dass das auf dem Territorium der Kunst nicht anders ist als sonstwo auch, ist eine schlichte Erkenntnis, die Super Art Market transportiert, der seine porträtierten Galeristen weitgehend ihrer mehr oder weniger authentisch erscheinenden Selbstdarstellung überlässt. Auch die Inszenierung und das Image der Kunsthändler selbst – das zeigt der Film ganz deutlich – sind von wachsender Bedeutung für einen florierenden Kunstmarkt, dessen gewaltige Expansion mit Verkäufen zu schwindelnden Höchstsummen mittlerweile im letzten Jahr von der international ausgerufenen Finanzkrise gebremst wurde. Super Art Market liefert seltene Einblicke in die Mechanismen von Kommerz und Kunst, die hier als eine facettenreiche kulturelle Ware erscheint, deren Preis von einer sensiblen Balance ihres Wertekonsenzes abhängt, der in hohem Maße von den Art-Dealern reguliert wird.

Super Art Market

Für den Laien ebenso wie für den kunstinteressierten Kenner stellt die Preisgestaltung auf dem internationalen Kunstmarkt in der Regel ein abgeschirmtes Mysterium dar, was für zeitgenössische Kunst noch in viel höherem Maße zutrifft als für die berühmten Werke der Kunstgeschichte.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen