Straight Outta Compton (2015)

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Fuck the Police

Obwohl Straight Outta Compton eine Geschichte aus den 1980er und frühen 1990er Jahren erzählt, wirkt der Film erschreckend aktuell, wenn man die Schlagzeilen vor Augen hat, die von Polizeigewalt gegenüber Minderheiten berichten. Im Grunde hat sich also in gut einem Vierteljahrhundert nicht viel getan. Nur die Musik ist etwas gemäßigter geworden.

Eazy-E (Jason Mitchell), Ice Cube (O’Shea Jackson Jr.) und Dr. Dre (Corey Hawkins) sind in Compton aufgewachsen – Musik ist für sie alles. Ausdruck ihres Lebensgefühls, aber auch die Chance, mehr aus dem eigenen Leben zu machen. Die Drei gründen die Gruppe N.W.A. und kreieren mit ihren Songs den so genannten Gangsta Rap. Doch der Erfolg treibt die Freunde immer weiter auseinander. Ihre Wege trennen sich, Konflikte werden mit Rap Songs ausgetragen und eine Versöhnung rückt in weite Ferne – bis es fast zu spät ist.

Trotz einer epischen Laufzeit von knapp 2,5 Stunden bleibt Straight Outtta Compton fragmentarisches Stückwerk. Es ist zu viel Material, das Regisseur F. Gary Gray hier zu komprimieren versucht, und er fordert Vorkenntnisse des Zuschauers ein, da ansonsten zu viele Kleinigkeiten vorbeiziehen würden. Wenn Tupac Shakur und Snoop Dogg kurz zu sehen sind, dann sind das noch bekannte Namen, aber viele Figuren und Ereignisse sind so verdichtet, dass schlichtweg über sie hinweggegangen wird.

Der Versuch, jene Zeit wiederaufleben zu lassen, in der der Gangsta Rap überall in den USA für Furore sorgte, krankt vor allem daran, dass die Handlungsträger zu kurz kommen. Jeder einzelne von ihnen hätte eine Lebensgeschichte, die für einen Film reicht, zusammengenommen müssen jedoch Kompromisse gemacht werden. Zeitsprünge finden statt, wichtige Ereignisse werden allenfalls angedeutet, unterm Strich muss man als Zuschauer in der Materie drin sein, um die Lücken selbst auffüllen zu können.

Grays Film leidet an einem Problem, das vielen biographischen Stoffen innewohnt. Entweder man will weiter ausholen, was ein Zerfasern der Geschichte mit sich bringt, oder man konzentriert sich auf ein Schlüsselereignis und erzählt drumherum. Hier soll alles geboten werden, Aufstieg und Fall von N.W.A., die Problematik rassistischer Polizisten, der Sündenpfuhl Musikindustrie mit ihrer Tendenz, Künstler auszubeuten, das Zerwürfnis von Freunden, der Erfolg als Solo-Künstler und nicht zuletzt die Versöhnung mit einer Reunion von N.W.A., der das Schicksal einen Riegel vorgeschoben hat.

Das ist verdammt viel Stoff, zu viel für einen einzelnen Film. Interessant ist diese Geschichte zweifelsohne, ihr wäre aber mehr gedient gewesen, hätte man ihr den Entfaltungsraum einer Miniserie geboten. So funktioniert Straight Outta Compton als eine Art Reader’s-Digest-Version, bei der alles kurz angerissen und interessant dargeboten wird, aber zur weiteren Recherche einlädt. Bei der kann man dann auch herausfinden, wieso der Ice-Cube-Darsteller dem Rapper bis hin zur gleichen Mimik ähnlich sieht: Cubes Sohn spielt seinen eigenen Vater.
 

Straight Outta Compton (2015)

Obwohl „Straight Outta Compton“ eine Geschichte aus den 1980er und frühen 1990er Jahren erzählt, wirkt der Film erschreckend aktuell, wenn man die Schlagzeilen vor Augen hat, die von Polizeigewalt gegenüber Minderheiten berichten. Im Grunde hat sich also in gut einem Vierteljahrhundert nicht viel getan. Nur die Musik ist etwas gemäßigter geworden.

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