Sportsfreund Lötzsch

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Vom Sport zu Zeiten der DDR

Spricht man von den bekanntesten Radrennsportgrößen aller Zeiten, ist sein Name wahrscheinlich dabei: Wolfgang Lötzsch, Jahrgang 1952, aufgewachsen in der ehemaligen DDR – ein Umstand, der seine Karriere wie kein zweiter beeinflusste. Denn auf eine internationale oder auch nur landesweite Karriere musste der schon in seiner Jugend äußerst flotte Fahrer verzichten, obwohl seine sportlichen Qualitäten und Leistungen allemal dazu ausgereicht hätten. Doch so sehr er sich auch abstrampelte, im Stasi-Staat bekam der Sportsfreund Lötzsch einfach kein Bein auf die Erde, um sich im Radrennsport angemessen zu etablieren, denn er galt als politisch bedenkliche Person, was praktisch das sehr frühe Aus für seine Profilaufbahn bedeutete.
So verheißungsvoll wie sie begann, so abrupt endete die Karriere des jungen Ausnahmetalents Wolfgang Lötzsch, als er im Alter von zwanzig Jahren kurzerhand aus seinem Sportclub Karl-Marx-Stadt hinausgeworfen wurde, da die linientreuen Funktionäre politische Einwände gegen den begabten Radrennsportler vorzubringen hatten. Dabei war Lötzsch keineswegs politisch aktiv, allerdings unterhielt er Kontakte zu Verwandten in Westdeutschland, wohin Jahre zuvor ein Cousin von ihm geflüchtet war – offensichtlich Grund genug, um ihn von der staatlichen Sportförderung und damit auch von bedeutenden Rennen auszuschließen. Als er seinem wachsenden Unmut den Repressionen von Seiten der Staatsmacht und ihrer Spitzel gegenüber Ausdruck verlieh, wurde Wolfgang Lötzsch für zehn Monate wegen Verleumdung des Staates inhaftiert, doch selbst im Gefängnis fand er eine Möglichkeit, um weiterhin auf dem Rad zu trainieren – allerdings Indoor auf kleinstem, kargem Raum.

Bei einigen weniger spektakulären, für ihn zugänglichen Rennen konnte der verfehmte, hartnäckige Sportler allerdings ganz hervorragende, souveräne Siege erringen, die dokumentieren, welches Potential in diesem Mann steckte, der seine Träume von internationalen Wettkämpfen und Olympischen Spielen zwar aufgeben musste, aber dennoch ein begeisterter und besessener Radrennfahrer blieb, der jede Chance nutzte, um sich mit gut betreuten Profis zu messen, und das äußerst erfolgreich – eine persönliche sportliche Haltung, die durchaus eine leise, aber tatkräftige Form des Widerstands verkörpert.

Mit ihrer Dokumentation Sportsfreund Lötzsch haben die Filmemacher Sandra Prechtel und Sascha Hilpert die bewegte Geschichte des schnellen Radlers aufgezeichnet, der heute noch im Profiradsport tätig ist – allerdings nunmehr als Mechaniker.

Sportsfreund Lötzsch

Spricht man von den bekanntesten Radrennsportgrößen aller Zeiten, ist sein Name wahrscheinlich dabei: Wolfgang Lötzsch, Jahrgang 1952, aufgewachsen in der ehemaligen DDR – ein Umstand, der seine Karriere wie kein zweiter beeinflusste.
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Meinungen

· 21.07.2008

Es war eben doch nicht alles (oder das Wenigste) Ostalgie!!!