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Mit „Spoiler Alarm“ verfilmt Michael Showalter die Memoiren des TV-Journalisten Michael Ausiello und erzählt eine Liebesgeschichte voller Witz, Tragik und Fernsehträumen.

Spoiler Alarm (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

And they didn’t live happily ever after…

Die Tragikomödie „Spoiler Alarm“ basiert auf der 2017 veröffentlichten Autobiografie von Michael Ausiello, deren Titel den Modus der Vorwarnung noch verschärft: „Spoiler Alert: The Hero Dies – A Memoir Of Love, Loss, And Other Four-Letter Words“. Die erste Szene des Films findet im Krankenbett statt – Abschied, Tränen, Tod. Wir wissen also, wohin diese Reise gehen wird. Die Drehbuchautoren David Marshall Grant und Dan Savage sowie der Regisseur Michael Showalter gehen ebenso offensiv mit dem unausweichlichen Schluss um wie der Fernsehjournalist Ausiello in der literarischen Vorlage – und übernehmen auch dessen Mischung aus trauriger Gewissheit und liebevollem Humor, um die Geschichte hinter dem „verratenen“ Unhappy End zu schildern.

Und so lernen wir Michael (Jim Parsons) kennen, der Anfang der 2000er Jahre für die US- Programmzeitschrift TV Guide mit maximaler Leidenschaft über Serien schreibt – etwa wie nervig Rory Gilmore von den Gilmore Girls ist oder wie sehr wir die College-Serie Felicity wertschätzen sollten. Michaels Welt dreht sich ums Fernsehen – und er sieht sogar sein eigenes Leben durch eine Fernsehbrille. Seine Kindheit wird uns beispielsweise in Form einer typischen Sitcom der späten 1980er und frühen 1990er Jahre mit betont billiger Wohnzimmer-Studiokulisse präsentiert. Während Lacher vom Band für künstliche Fröhlichkeit sorgen, versucht Michaels junges Ich (verkörpert von Brody Caines), mit seiner alleinerziehenden Mutter (Tara Summers) und seinen beiden Brüdern den Alltag zu bewältigen.

Und dann passiert es: In einem Club, in den er von seinem besten Freund und Kollegen Nick (Jeffery Self) überaus widerwillig mitgeschleppt wird, begegnet Michael dem Fotografen und Grafikdesigner Kit (Ben Aldridge). Zu den Klängen des Dance-Pop-Songs Can’t Get You Out of My Head von Kylie Minogue sprühen die Funken zwischen ihnen. Das erste richtige Date, die diversen Hürden der Kennlernphase – für all das findet Spoiler Alarm schöne und abwechslungsreiche Dialoge und Bilder.

Dem Skript und dessen Umsetzung durch Showalter, der mit The Big Sick (2017) bereits sein Geschick für Romanzen mit realem Hintergrund bewiesen hat, gelingt eine stimmige Balance zwischen pointierter Situationskomik und einer authentisch anmutenden Mumblecore-Art, bei der die Wortwechsel erfrischend nah am Leben sind. Das gilt neben den Paarmomenten vor allem für die Interaktionen mit Kits Eltern Marilyn (Sally Field) und Bob (Bill Irwin), vor denen Kit zu Beginn des Plots noch nicht sein Coming-out hatte.

Wenn Michael und Kit etwa in einer deutlich späteren Sequenz im Film zu dem älteren Ehepaar fahren, um die bittere Nachricht von Kits Krebserkrankung zu verkünden, entspinnt sich beim Eintreffen der zwei Männer erst einmal ein wirres Gespräch darüber, dass sich die beiden unterwegs an einer Tankstelle Sandwiches gekauft haben, statt nun hier etwas zu essen. Jede Person, die schon mal die eigenen (Schwieger-)Eltern besucht hat, kennt solche Konversationen, in denen wild durcheinander über absolute Nichtigkeiten gesprochen wird – und bei denen allen ziemlich klar ist, dass es wesentlich dringlichere gemeinsame Themen gibt, die wir derweil aber lieber noch ein Weilchen vor uns herschieben. Jim Parsons (The Big Bang Theory), Ben Aldridge, Field und Irwin spielen voller Wärme und Feingefühl.

Spoiler Alarm fängt das Verstreichen der Zeit – die vielen Jahre einer festen Beziehung – durch Weihnachtskarten mit immer neuen Fotomotiven ein. Die Dramatik, die schließlich Einzug erhält, fällt größtenteils zurückhaltend aus. Auch hier kommt es zu Brüchen in der Erzählung, die Michaels filmische Wahrnehmung seiner Realität unterstreichen. „And cut!“, wird in einem besonders wuchtigen Augenblick gerufen – doch auf Dauer kann der Protagonist der Wirklichkeit nicht entfliehen. „This isn’t how our story was supposed to end“, heißt es direkt am Anfang. Das Glück der beiden ist flüchtig, es lässt sich nicht an- oder festhalten. Und doch wird es ab jetzt durch diesen Film für die Ewigkeit im kollektiven Gedächtnis gespeichert bleiben. Wir können mit Michael und Kit lachen, weinen und darüber schreiben. Dieser Film kann unser Felicity werden – und er nervt entschieden weniger als Rory Gilmore!

Spoiler Alarm (2022)

Die romantische Tragikomödie verfilmt die gleichnamigen Memoiren von Michael Ausiello (Jim Parsons), einem Unterhaltungsjournalisten, der den Tod seines Partners Kit Cowan (Ben Aldridge) über einen längeren Zeitraum erlebt. Der Film erzählt die 13-jährige Liebesgeschichte der beiden: Von ihrem Kennenlernen über ihr erstes Date bis hin zu ihrer Hochzeit und Kits Krankheit. 

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