Something Must Break (2014)

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Zum Kotzen schön

Er sei nicht von hier und werde bald auch wieder fort sein, meint Sebastian. Er drückt damit aus, dass er sich fremd und verloren fühlt. Er ist ein Transsexueller, ein Mann, der eine Frau sein möchte. Er trägt lange, teilweise rot, teilweise ungefärbte Haare, einen Ring durch die Nase und schminkt sich. Er sagt, er fühle sich nur in der Dunkelheit, im Schatten wohl, doch er fällt auf. Er erntet Missbilligung und Kritik, aber auch Bewunderung für sein Leben abseits der Heteronormativität. Darum ging es auch in Ester Martin Bergsmarks Dokumentation She Male Snails von 2012, die er mit dem Autoren Eli Levén drehte. Something Must Break nun, Bergsmarks erster Spielfilm, basiert auf einem Roman von Levén, der auch am Drehbuch mitarbeitete.

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Sebastian und Andreas begegnen sich auf der Herrentoilette. Wo sonst?, möchte man fragen, in einem Film wie diesem. Andreas, gespielt von dem Schauspieler und Performance-Künstler Iggy Malmborg, bewahrt Sebastian davor, vor Ort Prügel zu beziehen, und flieht mit ihm um die Ecke. Später trifft Sebastian ihn wieder. Erneut haftet sein Blick auf der offenen Hose. Der Gerettete klaut Bier für seinen Retter. Sie schlafen zusammen auf einer Matratze. Sie üben eindeutig homosexuelle Handlungen aus. „Ich bin nicht schwul“, erklärt aber Andreas, der immer wieder auf Grenzerfahrungen aus ist. Sebastian kontert: „Ich auch nicht“.

Er lebt „on a razor’s edge“, wie es im Song „Something Must Break“ von Joy Division heißt. Er wäre gern Ellie, von der er weiß, es gibt sie. Ellie ist die Frau in ihm, so etwas wie seine imaginäre Schwester. Ihr Name gehe ihm ins Mark, sagt er, und jeder ihrer Schritte solle der seine werden. „Es wirkt, als gehörten dein Gesicht und deine Stimme nicht zusammen“, stellt treffend eine Bekanntschaft vom Spielplatz fest. Und Andreas meint zu Sebastian / Ellie: „Du bist so schön, dass ich kotzen möchte.“

Zum Kotzen schön: So lässt sich auch Something Must Break beschreiben, ein schmerzhaft berührender Film, so intensiv, dass es kaum auszuhalten ist. Wir sind ganz nah bei Sebastian (Saga Becker), auch in intimen Situationen des explizit schwulen Films. Die Handkamera und wenige Zeitlupensequenzen positionieren uns ungeschützt dicht bei ihm. Sebastian sucht Nähe und wir erleben sie. Das lässt uns emotional intensiv die Sehnsucht spüren, die er fühlt, und die Gewalt und die Liebe, der er ausgesetzt ist. Something Must Break hat dramaturgische Schwächen, vor allem aber ist Bergsmarks Film eine transgressive Romanze, die wehtut, weil sie zu berühren vermag.
 

Something Must Break (2014)

Er sei nicht von hier und werde bald auch wieder fort sein, meint Sebastian. Er drückt damit aus, dass er sich fremd und verloren fühlt. Er ist ein Transsexueller, ein Mann, der eine Frau sein möchte. Er trägt lange, teilweise rot, teilweise ungefärbte Haare, einen Ring durch die Nase und schminkt sich. Er sagt, er fühle sich nur in der Dunkelheit, im Schatten wohl, doch er fällt auf.

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