Sisters (2015)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Wachstumsschmerzen

Wenn Star-Komödiantinnen und beste Freundinnen Amy Poehler und Tina Fey zusammen einen Film wie Sisters machen, keimt Hoffnung auf. Hoffnung darauf, dass die üblichen Regeln der Komödie subversiv unterspült werden und sie das kleine Untergenre „vulgäre Frauenkomödie“ (und vulgär ist hier äußerst positiv gemeint) abwenden von den üblichen Gender-Klischees und es zu einer intelligenteren und auch selbstkritischen Variation überführen. Vielleicht sogar noch konsequenter als Filme wie Brautalarm, Spy — Susan Cooper Undercover oder Pitch Perfect es vermochten. Mit letzterem teilt sich Sisters den Regisseur, Jason Moore, der zusammen mit Saturday Night Live-Autorin Paula Pell hier erneut versucht, die Frauenkomödie voranzutreiben.

Die beiden Schwestern in Moores Film könnten unterschiedlicher nicht sein. Maura (Amy Poehler) ist Krankenschwester, leicht neurotisch und mit einem ausgeprägten Kontrollzwang sowie überdimensionalen Helfersyndrom ausgestattet. Seit ihrer Scheidung lebt sie davon, Bettlern zu helfen (ob sie wollen oder nicht) und mit ihren Eltern zu skypen. Ihre ältere Schwester Kate (Tina Fey) ist eine Frisörin, die dauernd ihren Job verliert, nichts in ihrem Leben auf die Reihe kriegt und von einer Krise in die nächste schwankt. Wie sie ihre halbwüchsige Tochter so gut aufziehen konnte, scheint ihr selbst ein Rätsel zu sein. Doch zwischen den beiden kriselt es. Das Mädchen, inzwischen fast erwachsen, orientiert sich eher am Erwachsensein und Verantwortung übernehmen als ihre Mutter und hat die Rollenverkehrung inzwischen gründlich satt. Als Mauras und Kates Eltern (wunderbar changierend zwischen liebevoll und genervt: James Brolin und Dianne Wiest) dann noch ankündigen, das Haus ihrer Kindheit zu verkaufen, bricht bei beiden Schwestern die eh schon instabile Welt zusammen. Sie fahren umgehend nach Hause, um die Eltern zu bekehren.

Aber die haben keine Lust mehr auf ihre neurotisch-bedüftigen Kinder. Das Haus ist schon verkauft, Maura und Kate haben noch zwei Nächte, um ihre ehemaligen Kinderzimmer von den Michael-J.-Fox-Postern und anderem Gerümpel zu befreien. Doch stattdessen machen sie eine letzte Party und laden alle Klassenkameraden von damals ein. Die haben jetzt Ehen oder Scheidungen, Kinder, keine Haare und keinen Enthusiasmus mehr. Genau hier wird der Film, der bis dahin eher etwas vor sich hindümpelt, doch sehr interessant. Sisters zieht einerseits ein Resümee über die beiden Schwestern, die mit Anfang 40 entweder noch immer nicht erwachsen oder im Falle Mauras noch nie so richtig Kind waren. Doch diese Nabelschau weitet er auf die ganze Abschlussklasse aus, die hier noch einmal zusammenkommt, so dass er sich gemeinsam mit Mauras und Kates Eltern als ältere Generation und Kates Tochter als jüngere wahrlich die Entwicklung der US-amerikanischen Kleinbürgerlichkeit von den 1960er Jahren bis heute anschaut. Und was er sieht, sind vor allem desillusionierte Menschen, die nicht wissen, wie sie sich jemals glücklich und zufrieden fühlen sollen. Die Melancholie und die Gebrochenheit der Illusionen einer Zukunft, die schon fast vergangen ist, sie wabern ganz unterschwellig in diesem Film. Seine Oberfläche ist umso absurd-vulgärer. Zwischen Komasaufen und Ketamin-Orgien, dem Haare halten beim Kotzen und anderen sehr körperlichen Ausbrüchen aus dem langweiligen Leben stolpern Maura und Kate von einer Katastrophe in die nächste. Dabei sind sie so sympathisch wie eklig, so nervig wie ehrlich.

Wie großartig wäre Sisters, würde er den Finger noch weiter in diese Wunde halten und sich noch tiefer in diese Ambivalenzen begeben, die an der Oberfläche slapstick-eklig-witzig und in der Tiefe hochgradig dramatisch sind. Doch der Film traut sich solche Radikalität nicht zu und zieht irgendwann die Notbremse. Ein Mann, eine Flirt- und Liebesobjekt wird eingebracht und stoppt den Zug in die Tiefen der amerikanischen Seele. Fast als müsste der Film sich selbst beruhigen, zieht er sich letztendlich auf das altbekannte Terrain der romantischen Komödie zurück, die hier und da noch etwas subversiv und einen Zacken körperlicher daherkommt als sonst, aber trotzdem brav die Regeln einhält.

Oh, was könnten Fey und Poehler nur bewirken, wenn sie nicht am Ende doch immer die Regeln befolgen würden, um nicht aus dem System zu stürzen.
 

Sisters (2015)

Wenn Star-Komödiantinnen und beste Freundinnen Amy Poehler und Tina Fey zusammen einen Film wie „Sisters“ machen, keimt Hoffnung auf. Hoffnung darauf, dass die üblichen Regeln der Komödie subversiv unterspült werden und sie das kleine Untergenre „vulgäre Frauenkomödie“ (und vulgär ist hier äußerst positiv gemeint) abwenden von den üblichen Gender-Klischees und es zu einer intelligenteren und auch selbstkritischen Variation überführen.

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Meinungen

LISA HOLZE · 14.02.2016

ist lustig ,, HA HA"