Short Order - Das Leben ist ein Buffet

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Köchelnde Leidenschaften

„Man nehme…“ — so begann früher einmal jedes Rezept. Was liegt also näher, als einen Film wie Short Order — Das Leben ist ein Buffet, der sich mit dem Kochen und dem damit verbundenen sinnlichen Genuss beschäftigt, mit genau diesen Worten zu beginnen.
Also: Man nehme… eine Handvoll Schauspieler, unter ihnen erfahrene Stars wie John Hurt und Vanessa Redgrave, einige hoffnungsvolle Newcomer wie Cosma Shiva Hagen, Emma de Caunes und Rade Serbedzija, siedle das Ganze in einem Restaurant in Paris (natürlich, wo denn auch sonst?) und in einer einzigen Nacht an und gestalte das Menü hinreichend verzwickt und unübersichtlich bis skurril – so ungefähr lautet die Formel dieses Films. Weniger formelhaft gesprochen geht es in Short Order – Das Leben ist ein Buffet um die Nachwuchsköchin Fifi (Emma de Caunes), die ihr Talent (von dem sie selbst gar nichts weiß) in einem Schnellimbiss verschleudert. Ihr Geheimnis besteht darin, dass sie mittels einfacher Gerichte den Menschen einen echten Orgasmus bescheren kann. Weil aber beim Essen wie beim Sex der schnelle Genuss selten bis nie der bessere ist, muss sie weg von dort und irgendwo in der Welt ihre Bestimmung finden, von der sie natürlich noch nichts weiß. Aber das ist nur eine der Geschichten, die sich in dieser Nacht entspinnen – eine andere dreht sich um Paolo (Rade Serbedzija), den Koch des „Mediterraneo“, der davon träumt, sich selbst zu kochen und der sich mit so nichtigen Trivialitäten wie einem gemeinen Zechpreller auseinandersetzen muss. Und so geht es weiter, dreht sich das Karussell der Figuren und Geschichten, die immer von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens handeln – der Liebe und dem Sex, dem Tod und dem Leben und – na klar, dem Schicksal…

Aus dem Jahre 2005 datiert der Film von Anthony Byrne schon, der nach einigen Kurzfilmen das erste lange Werk des irischen Regisseurs war. Damals fand sich kein Verleih, der den Film in die Kinos bringen wollte. Nun, sieben Jahre später, sind Kochshows ein Dauerbrenner im Fernsehen, sind Köche wie Jamie Oliver und Tim Mälzer Superstars geworden, deren Bücher sich blendend verkaufen. Hinzu kommen gleich eine ganze Reihe von Filmen, bei denen es ums Kochen und die damit verbundene (oder zumindest vermutete) Leidenschaft geht – von Bella Martha bis hin zu Die Köchin und der Präsident / Les saveurs du Palais, der demnächst die Kinos erobern soll. Vielleicht ist das ja der Grund, warum es Short Order – Das Leben ist ein Buffet es doch noch auf die große Leinwand geschafft hat. Ob dem Film aber der erhoffte Erfolg beschieden sein wird, ist dann doch eher zweifelhaft. Denn so richtig wollen sich die einzelnen Elemente trotz eines überwiegend großartigen Ensembles von Darstellern nicht zu einem gelungenen Ganzen zusammenfügen.

Sicher, das Setting mit seiner bunten Künstlichkeit, die Tanzszenen, die skurrilen Charaktere, die teilweise exzellenten Schauspieler und die Verwicklungen der Story sind nicht ohne Reiz. Zugleich aber gibt es immer wieder Faktoren, die sich wie ein Fremdkörper, ein zu exotisches Gewürz, über den Gesamteindruck schieben. Zuallererst sind da die Dialoge, die sich unglaublich darum bemühen, Bedeutsames, Hintersinniges, Witziges auszusagen und die dabei vor allem so wirken – unglaublich bemüht. Hinzu kommt eine gewisse Zotigkeit, die häufig sexuelle Metaphern bemüht und sinnliche Erotik mit banalen Witzchen auf Altherrenniveau verwechselt. Das ist mitunter so haarscharf an der Grenze zum Vulgären, dass es der behaupteten Feinsinnigkeit des Themas Kochen geradezu Hohn spricht.

„Das Leben ist ein Buffet“ – behauptet der deutsche Titel von Anthony Byrnes Debütfilm. Und in gewisser Weise trifft das den Kern ganz gut: Für sich genommen sind viele der Bestandteile dieses Buffets ja durchaus schmackhaft, aber zusammen entfalten sie schnell das Gefühl, dass man sich daran am Ende vielleicht doch ein wenig zu ausgiebig bedient hat.

Short Order - Das Leben ist ein Buffet

„Man nehme…“ — so begann früher einmal jedes Rezept. Was liegt also näher, als einen Film wie „Short Order — Das Leben ist ein Buffet“, der sich mit dem Kochen und dem damit verbundenen sinnlichen Genuss beschäftigt, mit genau diesen Worten zu beginnen.
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Meinungen

Radiomama · 30.10.2012

Ein netter, ungewöhnlicher, skuriler, kleiner Film ...
Hervorragende Darsteller, provozierende und dann wieder niedliche Dialoge, eine pralle und bunte Kamera, ein teilweise rasanter Schnitt, die passende Musik ... alles das hinterlässt einen guten Nachgeschmack. Wie nach einem guten Essen, verwirrend in seinen Zutaten und leicht scharf gewürzt, möchte man gar nicht über die eigentliche Story oder irgendwelche Ungereimtheiten lange nachdenken. Schöne Bilder bleiben im Gedächtnis, ein gutes Gefühl und ein Schmunzeln bleiben auch ...