Sharknado (2013)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Eine Art Gebrauchsanweisung

Im Sommer 2013 wurde das Internet von einer wahren Haiplage überschwemmt, die sich mittels eines Tornados mit tödlicher Fracht über die Website und Foren ergoss und eine bis dato unbekannte TV-Produktion mit dem obskuren Titel Sharknado zum viralen Hit werden ließ. Vom US-Fernsehsender Syfy in Auftrag gegeben und der Trash-Schmiede The Asylum realisiert, erlebte der Film seine Fernsehpremiere am 11. Juli 2013 und verursachte danach vor allem über Twitter als „schlechtester Film aller Zeiten“ solch einen Hype, dass der Film danach in den USA in mehr als 200 Kinos zu sehen war, obwohl dies ursprünglich gar nicht vorgesehen war.

Nun kommt der Film auch in Deutschland zu Ehren eines echten Kinostarts und weil man einer Trash-„Perle“ wie dieser vermutlich mit normalen Kriterien nicht beikommt, haben wir eine Art Gebrauchsanweisung für diesen Film geschrieben, ob und wie man Sharknado sehen sollte:

1) Ja
Auf jeden Fall muss man das gesehen haben. Sharknado ist wie ein schlimmer Unfall, aber die Faszination des Grauens ist stark und wird bis zum Ende dieser herrlichen filmischen Perversion durchaus genügen/vergnügen. Wo soll man nur anfangen? Bei Tara Reid, Ex-Babe aus American Pie, deren Gesicht in ein Botox-Bad gefallen ist und deshalb der Ausdruck ängstlicher Agonie für immer bestehen bleiben wird? Oder bei Ian Ziering, ehemals „der langweilige Großkotz“ aus Beverly Hills, 90210, der hier noch einmal den Sunny California Boy mimen darf, dessen Teenager-Kinder aussehen, als wären sie gerade einmal 5 Jahre jünger als er?

2) Mit Freunden (optional besoffen)
Denn ein Hirn allein ist nicht in der Lage, die unfassbare Tiefgründigkeit von Sharknado zu entziffern, handelt es sich doch hierbei definitiv um ein philosophisches Enigma oder eine Reihe sphinxscher Rätselhaftigkeiten. Wie kommen die Haie in den Tornado und warum überhaupt? Und seit wann können diese Tiere springen wie Delphine? Wie groß muss eine Kettensäge sein, um einen ausgewachsenen Hammerhai in der Mitte zu spalten? Was genau haben die Drehbuchautoren geraucht? Und wieso verdammt noch mal guckt man das gerade? Ach ja, wegen der philosophischen Tiefe.

3) Mit Bullshitbingo
Denn dieser Film ist vor allem eine Zusammensetzung aus Found Footage Materialien. Hier mal ein paar Haie aus einer Hai-Doku, da mal ein Bild eines echten Tornados, dazwischen schnell was Selbstgedrehtes. Sharknado ist ein glorreiches Beispiel für filmisches Recycling – da ist es auch egal, dass die Bilder meist gar nicht zusammenpassen und die Haie in der einen Szene gerade noch von links nach rechts schwammen um anzugreifen, die Protagonisten aber links stehen und gefressen werden. Hö? Egal. Man kann auch wunderbar raten, wer als nächstes stirbt, immerhin ist der Film voll mit Figuren-Klischees. Wer wird als nächstes sterben? Das großbusige Mädchen? Der Säufer? Der Ausländer? Aber Achtung, so leicht macht es der Film dann doch nicht, es gibt überraschende Brechungen und Augenblicke mit denen man nicht rechnet.

4) Liebevoll-Pedantisch
Sharknado ist ein Hort für „Filmfehler“. Nicht weil hier Stümper am Werk waren, sondern weil das Werk sich im Versuch, billig zu sein und gleichsam billig zu persiflieren, so oft um die eigene Achse dreht, dass es schon wieder transgressiv wird. Für Menschen mit Hang zum Korrekten, die sich bei Benjamin Button schon aufregen, weil der Alterungsprozess nicht korrekt berechnet wurde, ist Sharknado der ultimative Supergau. Wieso schien eben noch die Sonne und jetzt regnet es? Wer sind die zwei Typen, die plötzlich mithelfen Bomben zu bauen und die bis eben gar nicht existierten? Und ehrlich — welcher Film hat in letzter Zeit so viel zusätzlichen extra-filmischen Spaß mitgebracht? Wo sind die Verrückten, die alle Filmfehler im Internet auflisten? Wo ist die Sharknado-Sing-Along-Karaoke Version? Wo das Brettspiel bei dem man aufpassen muss, nicht von springenden Haien gefressen zu werden und es nur die Regel gibt, dass es keine Regel gibt?

Jetzt bleibt nur noch eine einzige Frage. Worum geht es denn überhaupt in Sharknado? Na wie der Name schon sagt – um Tornados voller hungriger und schlecht gelaunter Haie. Genug gesagt.
 

Sharknado (2013)

Im Sommer 2013 wurde das Internet von einer wahren Haiplage überschwemmt, die sich mittels eines Tornados mit tödlicher Fracht über die Websites und Foren ergoss und eine bis dato unbekannte TV-Produktion mit dem obskuren Titel „Sharknado“ zum viralen Hit werden ließ.

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