Schildkröten können fliegen

Der Krieg der Kinder

Der Nord-Osten des Irak an der Grenze zur Türkei ist eine gottverlassene Gegend, erst recht in jenen Tagen im Jahr 2003 unmittelbar vor der Invasion der US-Truppen und ihrer Verbündeter. Abgeschnitten von der Umwelt und vergessen von der Weltöffentlichkeit, die sich lieber um geostrategische Erwägungen kümmert, vegetieren die Bewohner eines kurdischen Flüchtlingslagers vor sich hin. Der einzige unter ihnen, der Engagement zeigt, ist ein 13-jähriger Junge, der auf den seltsamen Namen „Satellit“ hört und der so etwas wie der heimliche Chef des Lagers ist. Denn in der bedrückenden Welt des Lagers haben die verzweifelten und traumatisierten Erwachsenen nicht viel zu sagen haben. Außerdem kennt Satellit als einziger die CNN-Nachrichten und ist somit von enormer Bedeutung, weil nur er ein Bild der weltpolitischen Lage hat und einschätzen kann, wann endlich die lang ersehnte Befreiung durch die Amerikaner erfolgt. Klar, dass Satellit nichts sehnlicher erhofft als deren Einmarsch, denn er ist ein glühender Verehrer Amerikas.
Satellit befehligt eine Armee von Kindern, die die umliegende Gegend nach Minen (natürlich amerikanischer Herkunft) absuchen, mit denen Sadam Hussein unter anderem den Krieg gegen die eigene Bevölkerung führte. Viele der kleinen Minensucher sind bereits verstümmelt, und doch gehen sie immer wieder auf die Suche nach den todbringenden Hinterlassenschaften des Krieges. Ein Zwischenhändler verkauft die explosiven Fundstücke schließlich an die UNO, mit einer gewaltigen Profitspanne für sich selbst, versteht sich.

Doch als das Mädchen Agrin mit ihrem verstümmelten Bruder und einem zweijährigen blinden Kind, im Lager eintrifft, bekommt Satellits Weltbild einen Sprung, denn zum ersten Mal in seinem jungen Leben verliebt er sich. Und er muss sehr viel riskieren, um zu Agrim durchzudringen, denn das Mädchen ist schwer traumatisiert und wünscht sich nichts sehnlicher als den Tod. Als die amerikanischen Truppen schließlich das Lager erreichen, kann sich ausgerechnet Satellit nicht mehr über die Befreiung freuen.

Schildkröten können fliegen ist der erste irakische Film seit dem Sturz des Regimes Sadam Husseins und somit bereits an sich ein historisches Dokument. Doch nicht allein das macht den Film zu einem wirklich sehenswerten und bewegenden Drama. Es ist vor allem die Geschichte, die der Regisseur Bahman Ghobadi erzählt und es sind die Gesichter der jungen Laiendarsteller, die aus diesem Film ein flammendes Pamphlet gegen jede Form von Krieg macht. Dabei vertraut Ghobadi allein auf die Kraft seiner Erzählung und verzichtet auf die zu erwartenden Gräuelbilder. Stattdessen wählt er Kinder als die eigentlichen Opfer des Krieges und führt drastisch vor Augen, wie absurd und traumatisierend das ist, was die Erwachsenen anrichten.

Schildkröten können fliegen erhielt den Friedensfilmpreis auf der diesjährigen Berlinale, wurde auf dem Filmfestival von San Sebastian im Jahr 2004 mit der Goldenen Muschel als bester Film des Festivals ausgezeichnet und errang zahlreiche weitere Preise auf anderen Festivals.

Schildkröten können fliegen

Der Nord-Osten des Irak an der Grenze zur Türkei ist eine gottverlassene Gegend, erst recht in jenen Tagen im Jahr 2003 unmittelbar vor der Invasion der US-Truppen und ihrer Verbündeter.
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Meinungen

Martin Z. · 28.01.2009

Der lyrische Titel überzuckert die grausame Realität. Aber der Regisseur macht das wohl immer so. Es ist eine erschütternde Dokumentation über das Lagerleben von Flüchtlingen im Nahen Osten. Die Ansätze für einen Spielfilm sind eher rudimentär und deshalb unbedeutend. Was den Eindruck noch verstärkt, ist der Umstand, dass es sich hier ausschließlich um Kinder handelt. Für Mitteleuropäer unvorstellbar, in welchem Schmutz und das bei ständiger Lebensgefahr sie zu überleben versuchen. Es herrscht ein autoritärer Anführer, ganz souverän wie ein Erwachsener. Er macht Geschäfte, ist quasi Arbeitgeber und besitzt ein Fahrrad als Statussymbol. Wir können dem ganzen Treiben nur hilflos zuschauen, denn eine Verbesserung der Lage ist hier nicht in Sicht.

meine nummer eins · 12.12.2007

dieser film ist meine nummer eins.da können irgendwelche filme aus den usa oder sonst woher kommen die für mehrere hundertmillionen dollar produziert worden sind.sowas ist erste klasse.dafür mein größter respekt an alle die an,bei und mit diesem film zu tun hatten.

die dvd werde ich mir morgen bestellen.

Daria · 12.11.2006

es ist der beste film denn ich je gesehen habe bji kurd u kurdistan

Hanna · 14.05.2006

Man braucht nur zu wissen, worum es geht und die Fotos vom Film anzusehen...so einer kann gar nicht schlecht sein. Und ich wünsche mir mehr solcher Filme. Wir können uns auch unterhalten fühlen, wenn wir etwas über unterdrückte Völker lernen...da merkt man, wie unnötig reine nette Unterhaltungsfilmchen aus Deutschland und den USA wirklich sind.

Hawar · 24.03.2006

sehr gut.. ich freu mich über jeden kurdischen film!

Hans · 20.02.2006

Einfach Klasse Film!

Agit · 10.06.2005

was in diesem film gezeigt wird, ist noch nicht alles, was den Kurden so passiert. ich denke, die Leute, die diesen film gesehen haben, auch mal die Geschichte der Kurden zu lesen.

Ozan · 10.06.2005

ich hab den Film zwar noch nicht gesehen, aber ich habe von freunden gehört, die das gesehen haben, dass es ziemlich gut war. in diesem film sieht man, wie Kurden unterdrückt werden. und das schon sehr sehr lange.

Vyian · 07.06.2005

Ich habe mir den Film angesehn und ich muss sagen, es hat mich so gerührt, das ich meine trennen nicht halten konnte.Der Film hat einiges wieder gegeben,was meine Eltern auch in den Krieg erlebt hatten und ich finde es sehr traurig.

Shia · 13.05.2005

Das ist das erst mal, dass ich es miterleben kann das ein kurdischer film so gut gemacht wurde. Ich möchte mich sehr herzlich bei Bahman
für seine harte arbeit bedanken.

Ciwan · 13.05.2005

Bahman Ghobadi ist eine klasse Persönlichkeit. Er hat das Leid der Kurden sehr realitätsnah dargestellt. Respekt vor diesem Regisseur!

Bee · 07.05.2005

Der beeindruckenste Film den ich bisher gesehen habe.

Frank Bauer · 06.05.2005

der Film ist wirklich spitze , es trifft einen in das tiefste und spiegelt das leid vor allem der Kurden wieder ,die eigentlich das ganze letzte Jahrhundert nie frieden und freiheit hatten und immer noch größten teils nicht haben .Ein Volk das seit jeher im Krieg lebt ,da haben die Kolonialmächte "herrliche Arbeit" geleistet. Ich wünsche den Kurden auf allen Teilen ihrer geschändeten Heimat Freiheit und Frieden. Möge das Schicksal auch mal in ihre Gesichter Lachen. Vielen Dank an Herrn Bahman Ghobadi nur weiter so.

KARZAN · 06.05.2005

Das tragische Schicksal die Kindheit der kurdischen Kinder im Film Unfassbar, dennoch sie haben ihrem Lächen nicht verloren!!!! Es ist ein Meisterwerk über das Schicksal diese Kinder in einem unendlichen Krieg!!!! Vielen Dank Bahman für Ihrem Film!!

Rozha · 05.05.2005

Das ist das erst mal, dass ich es miterleben kann das ein kurdischer film soviele preise bekommt und so gut gemacht wurde dank Bahman.Ich möchte mich sehr herzlich für seine harte arbeit bedanken.