Sankt Pauli! - Rausgehen – Warmmachen – Weghauen

Eine Filmkritik von Red.

Der Kultclub von der Reeperbahn

Fragt man in Deutschland nach den beliebtesten Fußballvereinen, so fällt mit schöner Regelmäßigkeit neben den üblichen Verdächtigen wie dem FC Bayern München, Schalke 04, dem SV Werder Bremen oder anderen Proficlubs vor allem immer wieder ein Name. Und der erfreut sich auch weit über die Stadtgrenzen Hamburgs hinaus eines regen Interesses – der FC St. Pauli. Dass diese Zuneigung zu dem Club von Hamburgs sündiger Meile auf großen sportlichen Erfolgen beruhen würde, lässt sich aber nicht gerade behaupten, der Club vom Millerntor ist eine typische Fahrstuhlmannschaft, die immer mal wieder den Sprung in die Bundesliga schafft, dann wieder in die 2. Liga absteigt und dann und wann auch schon in noch niedrigere Klassen abstürzt. Trotz aller sportliche Berg- und Talfahrten: Die Fans halten fest zu ihrer Mannschaft, wer einmal ein St. Pauli-Fan ist, der bleibt dies meist ein Leben lang. Und das liegt vor allem an dem, was den Club neben dem Fußball sonst noch ausmacht, an seiner Identität, die hier mehr als anderswo, kein Image ist, sondern ein Lebensgefühl ausdrückt. Denn der Club von der Reeperbahn pflegt das Image des Underdogs und des Außenseiters und hat es stets geschafft, rechte Tendenzen von Fans fernzuhalten. Die feste Verwurzelung in der Alternativkultur von St. Pauli und St. Georg, von Karo- und Schanzenviertel machen den Club zu einem Identifikations- und Kulminationspunkt von Nonkonformisten, Autonomen und Andersdenkenden, zu einem friedlichen und immer auch ein wenig verrückten Sammelbecken der Unangepassten, die sich in keine Schablone pressen lassen wollen.
Der Filmemacher Joachim Bornemann hat den Kultverein ein Jahr lang begeleitet und dabei eine Menge Eindrücke versammelt – wobei der Fußball fast schon zur Nebensache gerät. Die Dreharbeiten begannen mit dem letzten Spiel des Vereins im alten Stadion, dokumentierten den Abriss und den Neubau und werfen dabei einen Blick hinter die Kulissen. Vom schillernden Präsidenten Corny Littmann und dem Streetworker Roger Hasenbein, der zugleich Vorsitzender des Fanclubsprecherrates ist, über den Trainer Holger Stanislawski und den Beauftragten für Stadionsicherheit Sven Bux – einen Ex-Punk – bis hin zum väterlich brummelnden Zeugwart Claus Peter Bubke, genannt „Bubu“ kommen zahlreiche Akteure des Vereins zu Wort und bisweilen kann man fast schon den Überblick verlieren. Doch andererseits macht gerade dies vielleicht die Stärke des Vereins aus – hier kann jeder mitreden. Und tut das auch. Der Star des FC St. Pauli ist nicht die Mannschaft und hervorragende Einzelkönner, sondern die Gemeinschaft aus Präsident und Vorstand, Trainer, Mannschaft und Zeugwart, ehemaligen Spielern und all den Fans – eine Gemeinschaft, die im deutschen Profifußball ziemlich einmalig sein dürfte.

Sankt Pauli! Rausgehen — Warmmachen — Weghauen ist vor allem ein Film für die Fans des „Weltpokalsiegerbesiegers“ (der Begriff wurde geprägt, als der FC St. Pauli, damals Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga, den FC Bayern München bei einem Heimspiel mit 2:1 besiegte), eine Hommage an einen Verein, der so ganz anders ist als die meisten anderen Proficlubs, die mittlerweile eher Konzernen gleichen. Ob sich der Weg des FC St. Pauli auf Dauer wird durchhalten lässt, sei dahingestellt. Wenn man diesen Film sieht, ist man auf jeden Fall trotz mancher Klischees geneigt, den Club von der Reeperbahn als einziges real existierendes Gegenmodell zum Einerlei der anderen Vereine zu begreifen.

Sankt Pauli! - Rausgehen – Warmmachen – Weghauen

Fragt man in Deutschland nach den beliebtesten Fußballvereinen, so fällt mit schöner Regelmäßigkeit neben den üblichen Verdächtigen wie dem FC Bayern München, Schalke 04, dem SV Werder Bremen oder anderen Proficlubs immer wieder ein Name.
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