Sam O'Cool

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Gefiederter Held wider Willen

Für sein 3D-Animationsdebüt ging Storyboard-Künstler Christian De Vita, der mehrfach mit Wes Anderson zusammen arbeitete (Grand Budapest Hotel), ganz auf Nummer Sicher. Die Odyssee eines namenlosen glubschäugigen Vogels und seines zufälligen Anhangs verknüpft er mit einer eingängigen Coming-of-Age- und Liebesgeschichte. Dazu ertönen gefällige Popsongs, von denen einer in der deutschen Fassung durch eine Unheilig-Komposition ausgetauscht wurde. Im Gegensatz zum starbestückten französischen Original Gus und der US-Version Yellowbird setzt man bei der deutschen Fassung mit Ausnahme von Kostja Ullmann als zerzauster, gelber Protagonist auf bewährte Synchronsprecher.
Bei dem titelgebenden Sam O’Cool handelt es sich (zunächst) keineswegs um den im Fokus stehenden Teenagervogel, sondern um eine fiktive Figur, die den unsicheren Antihelden anspornen soll. Diesem fällt die schwierige Aufgabe zu, eine Gruppe Zugvögel vor dem Wintereinbruch nach Afrika zu führen. Erzogen wurde das naive Waisenkind von einer energischen Marienkäferfrau, die zumeist vergeblich versucht, in ihm Mut und Engagement zu wecken. Als ihr Schützling den sterbenden blauen Vogel Darius findet, nimmt ihm der Veteran mühsam das Versprechen ab, seine Sippschaft auf einem unbekannten Pfad in den Süden zu geleiten.

Da sich die ersten Informationen des Jungspunds als zutreffend erweisen, folgt ihm die hilfesuchende Truppe bald bedingungslos. Nur dem verbitterten Karl, überzeugt von seinem sechsten Sinn, passt die Konkurrenz gar nicht ins Konzept. Nachdem der Neuling zunehmend ungeschicktes Verhalten an den Tag legt, kommen auch bei Darius‘ Tochter Delf als seine größte Anhängerin allmählich Zweifel auf. Doch regelmäßig erscheint dem Außenseiter die Vision seiner Adoptivmutter, um ihn aufzubauen.

Ersonnen wurde die konventionelle Fabel um Selbstvertrauen und Zusammenhalt von Cory Edwards (Die Rotkäppchen-Verschwörung) und Regisseur Antoine Barraud, dessen bizarrer Museumsfilm Portrait of the Artist während der Berlinale 2015 nicht bei jedem auf Gegenliebe stieß. Immerhin warten die beiden Autoren mit einigen netten Einfällen auf wie quiekende Hasen, die als einzige Tiere nicht reden können, Mäusebarden mit Nussschalen-Instrumenten oder eine Baumrinde als Afrikalandkarte zu Lehrzwecken. Ebenso darf ein Vogelballett zur Melodie der „Schönen Blauen Donau“ nicht fehlen.

Zudem zeigt die Animation des französischen Studios „Team TO“ mit Charakteren aus langen Hälsen und gewaltigen Köpfen einen eigenwilligen Stil. Dank der 3D-Technik stürzen sich die gefiederten Gesellen immer wieder dem Zuschauer entgegen, wobei die Kamera in einigen Momenten ganz ihre Perspektive einnimmt. Manche Szenen wie ein Anschlag der wilden Katzen oder die schwarzen Zombie-Vögel, die sich als harmlos entpuppen, dürften für die Jüngsten zu gruselig wirken. Den älteren Zuschauern mag hingegen das pausenlose Geschnatter der Figuren auf Dauer zu enervierend sein, zumal die Dialoge keineswegs so witzig ausfallen, wie es die Autoren wohl glauben. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen. Daran dürfte die junge Zielgruppe jedoch kaum Anstoß nehmen.

Sam O'Cool

Für sein 3D-Animationsdebüt ging Storyboard-Künstler Christian De Vita, der mehrfach mit Wes Anderson zusammen arbeitete („Grand Budapest Hotel“), ganz auf Nummer Sicher. Die Odyssee eines namenlosen, glubschäugigen Vogels und seines zufälligen Anhangs verknüpft er mit einer eingängigen Coming-of-Age- und Liebesgeschichte. Dazu ertönen gefällige Popsongs, von denen einer in der deutschen Fassung durch eine Unheilig-Komposition ausgetauscht wurde.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen