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Fünf Personen aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Alters engagieren sich für ihre Überzeugungen. Der Dokumentarfilm sammelt ihre Zeugnisse und stellt die Frage, wie es um unserer aller Haltung gegenüber politischem Engagement bestellt ist.

Rise Up (2022)

Eine Filmkritik von Teresa Vena

Kämpfer und Kämpferinnen

Die Welt braucht Menschen, die genau hinsehen, die sich dann auch wagen, etwas gegen die Ungerechtigkeiten, die sie sehen, zu unternehmen, sich lauthals für die Menschenwürde einzusetzen. Letztere ist an vielen Orten der Welt gefährdet, auch wenn es nicht immer ganz so offensichtlich sein sollte. In „Rise Up“ sind Beispiele zusammengetragen worden.

Der Film ist eine Gemeinschaftsarbeit von vier Filmemachern und Filmemacherinnen: Marco Heinig, Steffen Maurer, Luise Burchard und Luca Vogel. Die Gruppe arbeitet bereits seit längerer Zeit zusammen. Sie sind auch die Autoren des Dokumentarfilms Hamburger Gitter, in dem sie die Ausschreitungen und den Konflikt von 2017 rund um den G20-Gipfel, verarbeiten. Jener Vorgängerfilm wird vor allem deswegen gelobt, weil er sich bemüht, trotz der offenkundig vertretenen Haltung der Filmemacher verschiedene Perspektiven aufzuzeigen.

Bei Rise Up ist die Haltung ebenso unmissverständlich, unter anderem gegenüber Kapitalismus und Staat. Viele wichtige politische und gesellschaftliche Themen unserer Zeit werden aufgegriffen. Insgesamt fünf Aktivisten und Aktivistinnen aus fast allen Teilen der Welt kommen dabei zu Wort. Der Film verbindet ihre Zeugnisse zu einem kaleidoskopischen Gesamtbild. Eines der Bindeglieder ist dabei der eingesprochene Kommentar einer weiblichen Stimme, die keinem der Protagonisten gehört. Vielmehr lässt sie sich als die gemeinsame Stimme der Autoren interpretieren.

Inhaltlich gibt sie eine bestimmte, ziemlich einseitige Sichtweise wider. Die Erzählerin spricht über eigene Unzulänglichkeiten, den Zweifel darüber, ob das eigene politische und soziale Engagement, gut oder ehrlich genug ist. Gleichzeitig pauschalisiert sie sehr und hat ganz offensichtlich zum Ziel, im Zuschauer den gleichen Zweifel zu säen. Das wirkt mitunter aufdringlich und belehrend. Das ist durchaus schade, denn es wäre gar nicht nötig gewesen, diese Ebene überhaupt einzuführen. Die Geschichten der verschiedenen Protagonisten sind nämlich anschaulich und eindrücklich genug, dass sie im Betrachter die gewünschte Regung oder zum Teil Empörung über die beschriebenen Umstände hervorrufen.

Die fünf Menschen, die in Rise Up Gehör finden, sind unterschiedlichen Alters und zeigen, dass jede Generation ihre Kämpfe auszufechten hat. Kali ist ein mittelaltriger Afroamerikaner, der in Jackson, Stadt in Mississippi, und Los Angeles aktiv ist. Er setzt sich für die Rechte der Schwarzen ein. Camila, eine junge Frau, ist aus Chile. Sie lebt in Santiago und hat die Unruhen, die ihr Land 2018 — 2019 erlebte, hautnah beobachtet, sie hat an den Demonstrationen teilgenommen. Sie steht für eine feministische Haltung. An ihr ist vor allem die selbstkritische Art beeindruckend: Sie erzählt, wie sie von Mitstreiterinnen zurechtgewiesen worden sei, die sie für zu selbstgerecht und intolerant halten. Camila sticht aus der Gruppe, die im Dokumentarfilm vorkommt, deswegen heraus. Sie wirkt am zugänglichsten von allen.

Eine weitere junge Frau, die befragt wird, ist Marlene. Sie setzt sich von Frankfurt aus und teilweise direkt in Rojava für die Sache der Kurden ein. Einer anderen Generation gehört Judith an, die in Ostberlin, in der damaligen DDR aufwuchs. Sie war selbst im Gefängnis und leistet Aufklärungsarbeit über die Verhältnisse in der DDR. An vorderer Front bewegt sich auch Shalida. Sie lebt in Kapstadt, in Südafrika. Es ist faszinierend, dieser vom Leben gezeichneten Frau zuzuhören, wie sie trocken von offensichtlich ganz schrecklichen Erlebnissen berichtet. Sie kämpfte auf der Straße gegen die Apartheid in ihrem Land, kam dadurch mindestens einmal ins Gefängnis und riskierte wortwörtlich ihr Leben dabei.

Die Berichte der fünf Personen ergänzt Rise Up mit Aufnahmen der Orte, aus denen sie stammen. In Aktion werden die Protagonisten kaum gezeigt, was nur eine Stärke des Films ist, da dies zwangsläufig forciert hätte wirken können. Mit einem modernen Schriftzug werden die Orte und Menschen beschriftet. Die Geschichten verzahnen sich mühelos, jede bekommt ihren eigenen Raum. Der Film maßt sich nicht an, eine Gewichtung vorzunehmen.

Rise Up (2022)

„Rise Up“ sucht gemeinsam mit fünf außergewöhnlichen politischen Aktivist:innen Antworten auf die verheerenden ökologischen, wirtschaftlichen und autoritären Entwicklungen unserer Zeit.

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Meinungen

Grübl D · 26.11.2022

Der Film ist eindeutig, er ist parteiisch, er zeigt Haltung und bezieht Stellung, er ist 1 und nicht so 0,5 - neutral ist, wer irgendwie durchkommen will. Aber das klappt nicht mehr, die Ausreden sind ausgeredet ..

Karin U. · 03.11.2022

Die Stimme im Film die hier als Einseitig/überflüssig beschrieben wird, ist ein Essay, der ganz eindeutig der springende Punkt an dem Film ist. Und in dem Thesen aufgestellt werden die nichts mit den Kämpfen zu tun haben. 5 total unterschiedliche Kämpfe aus verschiedenen Jahrzehnten und Themen - würden in ihrer Verschachtelung überhaupt keinen Sinn ergeben ohne die Fragstellung des Essays.

Es ist schade wenn kino-zeit den den Punkt eines, jetzt auch nicht so schwer zu verstehenden Films nicht versteht.