Rico, Oskar und das Herzgebreche

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Berliner Allerlei: Meeresfrüchte, Mais und Erdnüsse

Unter allen deutschen Kinderfilmen der letzten Zeit ragte Rico, Oskar und die Tieferschatten wie ein einsamer Leuchtturm heraus. Natürlich brachte der Film schon mit seiner Buchvorlage allerbeste Voraussetzungen mit: Andreas Steinhöfels Erzählung wird nicht umsonst gerne in der Tradition von Erich Kästners Emil und die Detektive gesehen. Eine Abenteuer- und Kriminalgeschichte im Berlin der Gegenwart, die auf allen Effekt-Schnickschnack verzichtet und wesentlich von ihren starken Figuren lebt und einem trockenen, zugleich humorvollen sozialen Realismus, wie man ihn in der Kinderliteratur nur selten findet. Regisseurin Neele Leana Vollmar machte daraus einen Film, der den Ton des Buches genau traf – und so ist es geradezu zwingend, dass die Erwartungen an die Verfilmung des zweiten Bandes aus Steinhöfels Trilogie natürlich recht hoch hängen.
Wolfgang Groos, der in diesem Film für Vollmar übernahm (sie wird beim dritten Film wieder Regie führen), orientiert sich bei Rico, Oskar und das Herzgebreche sowohl im Ton als auch in der Ästhetik am ersten Film, bringt aber auch seinen eigenen Zungenschlag mit hinein. Dabei hilft ihm, dass es hier weniger düster zugeht, insgesamt leichtfüßiger, auch ein wenig unrealistischer und mit deutlich mehr Klamauk. (Das ist zugleich die einzige echte Schwäche des Films, nimmt aber glücklicherweise nicht überhand – dafür ist die Geschichte dann doch zu sehr geerdet.)

Die Handlung von Rico, Oskar und das Herzgebreche beginnt nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Films: Die beiden Jungs sind durch Zeitungsberichte ein wenig bekannt geworden, weshalb Oskar (Juri Winkler) inzwischen auf seinen Helm verzichtet und sich lieber inkognito bewegt – und hinter einer großen Sonnenbrille versteckt. Weil sein Vater ein wenig „Abstand“ braucht („wahrscheinlich von mir“), verbringt Oskar einige Tage mit Rico (Anton Petzold) – und kommt dabei mit seiner Beobachtungsgabe einem Kriminalfall auf die Spur, in den nicht zuletzt auch Ricos Mutter (Karoline Herfurth) verwickelt ist.

Henry Hübchen und Moritz Bleibtreu fügen dem bewährten Cast noch zwei zentrale Figuren hinzu, bei denen allerdings die Neigung des Films zur Albernheit zugleich am deutlichsten durchschlägt; wie zum Ausgleich bekommt Milan Peschel als Herr Fitzke einen sehenswerten, leider nur sehr kurzen Auftritt, der zwar im Film ein wenig wie ein Fremdkörper wirken mag, aber den dritten Film samt titelgebendem „Diebstahlstein“ wesentlich vorbereitet.

Gelegentlich wirkt Rico, Oskar und das Herzgebreche etwas wenig konzentriert, auch weil die verschiedenen Recherchen und Verfolgungsjagden so kreuz und quer in alle Richtungen zu gehen scheinen; eingefangen wird das durch die drei zentralen Figuren und die Themen, die sie wirklich beschäftigen und die der Filmtitel andeutet. Denn wie im ersten Film geht es unterschwellig auch hier natürlich um die Beziehung der Kinder und ihren Eltern; und für Rico geht es nicht zuletzt um die Frage, warum seine Mutter so traurig ist. (Und nebenher geht es um Rache an Meeresfrüchten, Maisfelder und Erdnüsse.)

Der eigentliche Glücksgriff der Filmreihe sind natürlich die beiden Hauptdarsteller, die ihre Rollen wunderbar ausfüllen und sprichwörtlich verkörpern; noch so eine Sache, die bei deutschen Kinderfilmen leider alles andere als selbstverständlich ist und die diesen Film zu einer erfreulichen Ausnahme im Allerlei des Kinogeschehens macht.

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Unter allen deutschen Kinderfilmen des vergangenen Jahres ragte „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ wie ein einsamer Leuchtturm heraus. Natürlich brachte der Film schon mit seiner Buchvorlage allerbeste Voraussetzungen mit: Andreas Steinhöfels Erzählung wird nicht umsonst gerne in der Tradition von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ gesehen.
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Meinungen

wignanek-hp · 16.06.2015

Der Film hat kaum angefangen, schon ist er vorbei. So leichtfüßig kommt er daher. Der Klamauk hätte etwas weniger sein können, aber das tut dem Vergnügen nur wenig Abbruch. Alles in Allem tragen die beiden Hauptdarsteller diesen Film famos. Ich freue mich schon auf den 3. Teil.