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Ein Paar in Griechenland: Für sie Urlaub, für ihn Arbeit, weil er an seinem Roman arbeitet. Sexuell läuft schon lange nichts mehr. Dann taucht die 20-jährige Margarita auf und befeuert die Beziehungsdynamik, sinnlich wie dramatisch.

Rest in Greece (2019)

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Drei zusammen

Nina (Caroline Erikson) und David (Jacob Matschenz) fahren auf eine abgelegene griechische Insel; in der Nebensaison fährt die Fähre bestenfalls alle zehn Tage. Tolle Küste, tolles Ferienhaus, und jetzt, wo sie im Urlaub sind, findet Nina, sie könnten ja mal wieder Sex haben. Aber David hat keine Ferien, er ist hier, um zu schreiben, er ist Autor (was für den Film freilich weitgehend bedeutungslos ist). Zu Beginn von „Rest in Greece“ finden wir uns also in einer Art „Shining“-Situation, heruntergebrochen auf ein Beziehungsdrama deutscher Mittdreißiger. Bis dann in der Nacht Margarita auftaucht, die Tochter des Vermieters, und als erotischer Katalysator fungiert.

Florian Gottschick erzählt eine Ménage-à-trois in diesem Drei-Personen-Kammerspiel, es geht um Begehren und um Distanz und um das Ausgeschlossensein, und so wirklich in Fahrt kommt die Dynamik zwischen den Figuren nicht. Ja, es ist alles drin: Das sinnliche Abendmahl, wo alsbald einander die Finger und Nasen abgeschleckt werden; die Spiele um Küsse; der Blick vom Balkon auf die Frau unten, die sich sonnt; und irgendwann ein bekiffter Abend, in dem sich die Protagonisten zu ihren (homo)erotischen Fantasien bekennen. Nachts sieht David dann Margarita beim Ficken zu, mit dem jungen schönen Kellner aus dem Dorf, und sie legt für ihn eine kleine Show hin.

Das ist denn auch das Interessante an dem Film: Wie das Zusammenspiel zwischen Beieinandersein und Ausgeschlossensein funktioniert, wie Blicke eine Figur ins Abseits stellen können, wie jemand mit einem anderen sich auf etwas einlässt – ein Streicheln, ein Küssen, Haare abschneiden oder mit dem Butterfly-Messer herumspielen –, und wie dabei stets der Dritte als Zuschauer, als Beobachter, als Außenstehender mitgedacht wird.

Seit acht Jahren sind Nina und David zusammen, und eine Beziehung kann man das eigentlich nicht mehr nennen. Sie berühren sich nicht, sie reden nicht miteinander, sie kennen sich eigentlich kaum mehr. Margarita, 20 Jahre als, ist viel reifer als die beiden, was Selbstbewusstsein angeht, was das Bewusstsein des eigenen Körpers und der eigenen Sinnlichkeit, der eigenen Wünsche angeht; und auch das Bewusstsein der anderen, die sie einbezieht, für die sie da ist, die sie an- und erregt. Der Mittelteil des Films geht da auch ganz nah ran, ganz tief rein in die Figuren; kann aber doch nicht die Intensität erreichen, die möglich wäre.

Am Anfang sagt David, wie schön das Ferienhaus sei, „Klischee-schön“, aber Klischee müsse ja nichts Schlechtes sein. Irgendwo zwischen Originalität und Klischee bleibt Gottschick stecken in seinem Film, insbesondere, wenn er dann allzu melodramatisch wird, und wenn er ein paar Symbole (für was auch immer) einbaut: Das muss ja nichts Schlechtes sein, etwas überwältigend Gutes ist es aber halt leider auch nicht.

Rest in Greece (2019)

David, Mitte 30, Schriftsteller, fährt mit seiner Frau Nina in die Abgeschiedenheit der griechischen Insel Tinos. Dort mieten sie sich in einem Haus am Strand ein. Während David sich neue Inspiration für seinen nächsten Roman erhofft, sucht Nina insgesamt nach einem neuen Funken in ihrem Leben. In der ersten Nacht wacht David von Geräuschen auf. Zu seiner Überraschung trifft er im Wohnzimmer auf die Griechin Margarita, die Tochter des Hausbesitzers. Sie war davon ausgegangen, dass das Haus in dieser Jahreszeit leer steht. Aus der einen Nacht, die David sie auf der Couch schlafen lässt, werden Tage, welche die drei zusammen verbringen. Bis Margarita plötzlich verschwindet … (Quelle: Filmfest München 2019)

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