Rebelle

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das jähe Ende der Kindheit

Zwei Jahre umfasst die Geschichte, die Kim Nguyen in seinem Film Rebelle erzählt. Für Komona (Rachel Mwanza) sind es so oder so die entscheidenden Jahre ihres Lebens. Und das liegt nicht nur an ihrem Alter (12 Jahre alt ist sie, als der Film beginnt, 14 als er endet), sondern vor allem daran, was in diesen zwei Jahren passiert. Es ist die Zeit der Pubertät, und sie wird die Entwicklung vom Mädchen zur Frau in solcher Rasanz und Härte durchleben und erleiden, dass einem der Atem stockt, wenn man bedenkt, wie viele Jungen und Mädchen in Afrika ein ähnliches Schicksal erleiden müssen oder erlitten haben.
In einem nicht näher benannten Land irgendwo in Afrika tobt ein erbitterter Bürgerkrieg. Die Rebellen des Großen Tiger gehen dabei mit aller Härte nicht nur gegen die Regierung, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung vor. Gleich zu Beginn werden wir Zeuge, wie sie ein Dorf überfallen, Kinder entführen und Komona in einem schauerlichen Initiationsritus dazu zwingen, die eigenen Eltern zu töten. „Wenn du es nicht machst, so droht der Kommandant an, dann töten wir sie mit der Machete.“ Und das ist viel, viel schmerzhafter. Also tut sie es und weint dabei bitterlich. Danach gehört sie dazu zu der Truppe der Kommandanten „Great Tiger“ (Mizinga Mwinga). Während aber alle anderen Kinder aus dem Dorf, die ebenfalls im Schnelldurchgang zu Soldaten ausgebildet wurden, gleich beim ersten Gefecht mit den Regierungstruppen getötet werden, überlebt Komona. Und das liegt auch an ihren außerordentlichen Fähigkeiten. Sie kann Geister sehen, die sie vor den Gefahren des Dschungels warnen. Aufgrund dieses Talentes wird Komona zur gefeierten Hexe der kleinen Rebellen-Armee und zur Geliebten eines ihrer Anführer. Bis sie erlebt, dass einer der Mitkämpfer (Serge Kanyinda), der ebenfalls magische Fähigkeiten hat, sich wirklich um sie sorgt. Anfangs hält sie den Jungen noch auf Abstand, doch dann verlieben sich die beiden ineinander. Das Glück allerdings ist nur von kurzer Dauer…

Rebelle ist ein typischer Film für die Berlinale und ihren Anspruch an den Wettbewerb: Auf den ersten Blick als politisch engagiert und motiviert erkennbar, fordert er einerseits zum genauen Hinschauen auf und bleibt stets ganz nah dran an Komona. Andererseits aber, und das ist das Problem vieler ähnlicher gelagerter Filme, wird zu vieles angerissen (die magischen Aspekte etwa), gibt es poetische Momente wie beispielsweise in der Rahmenhandlung, in der Komona ihrem ungeborenen Kind von ihren Erlebnissen im Krieg erzählt, wird eine Liebesgeschichte hinein konstruiert, die unsere emotionale Beteiligung an dem Leidensweg Komonas sichern soll, während wir niemals erfahren, worum es bei dem Konflikt überhaupt geht und wie die Missstände in diesem Land aussehen.

Bei allem Respekt vor den hehren Zielen des Films: Im Vergleich zu dieser Unentschiedenheit ist Just the Wind dann doch der weitaus zwingendere Film.

Rebelle

Zwei Jahre umfasst die Geschichte, die Kim Nguyen in seinem Film „Rebelle“ erzählt. Für Komona (Rachel Mwanza) sind es so oder so die entscheidenden Jahre ihres Lebens. Und das liegt nicht nur an ihrem Alter (12 Jahre alt ist sie, als der Film beginnt, 14 als er endet), sondern vor allem daran, was in diesen zwei Jahren passiert.
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