Project Almanac (2014)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Gewackel in Raum und Zeit

Schon oft hat uns das Kino gelehrt, dass es gefährlich sein kann, die Vergangenheit abzuändern. Kleinste Eingriffe haben unabsehbare Folgen, wie etwa der Science-Fiction-Thriller Butterfly Effect zeigt, der nach einem populären Begriff aus der Chaostheorie benannt ist. Auch Dean Israelites Regiedebüt Project Almanac bedient sich der Muster des Zeitreisefilms und konfrontiert seine Figuren irgendwann mit der Erkenntnis, dass aus Spaß bitterer Ernst werden kann. Bis es dazu kommt, hat man sich allerdings schon weitestgehend von den Protagonisten verabschiedet, was nicht zuletzt an der penetranten Found-Footage-Ausführung liegt, die bisweilen sogar Übelkeit hervorzurufen droht.

Fast alles würde der Highschool-Schüler David Raskin (Jonny Weston) dafür geben, um einen Platz am berühmten Massachusetts Institute of Technology zu erhalten. Als der Hobby-Tüftler schließlich eine Zusage der Hochschule bekommt, ist die Freude jedoch nur von kurzer Dauer, da er die immensen Studiengebühren nicht aufbringen kann. Obwohl seine Mutter ihm anbietet, ihr Haus zu verkaufen, sucht David im Nachlass seines verstorbenen Vaters nach anderen Möglichkeiten, an Geld zu kommen. Dabei stößt er auf ein altes Geburtstagsvideo, in dem er eine erstaunliche Entdeckung macht: In einem Spiegel erkennt David ganz deutlich eine Reflektion seines jetzigen Ichs. Gemeinsam mit seiner Schwester Christina (Virginia Gardner) und seinen Kumpels Quinn (Sam Lerner) und Adam (Allen Evangelista) begibt er sich umgehend auf Spurensuche und findet im Arbeitsraum seines Vaters Konstruktionspläne für eine Zeitmaschine. Einige Experimente später reisen die vier Jugendlichen mit Davids heimlichem Schwarm Jessie (Sofia Black-D’Elia) erfolgreich in die Vergangenheit und nehmen begeistert erste Veränderungen zu ihrem Nutzen vor.

Zunächst fast ausschließlich im Horrorgenre beheimatet, schwappt der Amateurfilm-Look seit einiger Zeit auch in andere Kinobereiche über. Hier trifft es nun ein Zeitreiseabenteuer, das von Davids Schwester fortlaufend auf Videokamera festgehalten wird. Wie so oft bei Found-Footage-Streifen will sich die Logik hinter der pausenlosen Dokumentation allerdings nicht ganz erschließen. Dass Christina beispielsweise alle Gespräche in der Schulmensa und diverse Unterrichtssituationen filmt, wirkt reichlich aufgesetzt. Was freilich nicht weiter schlimm wäre, wenn die Inszenierung den Zuschauer voll und ganz in das schier unglaubliche Geschehen hineinziehen würde.

Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall. Versucht man anfangs noch, sich auf das permanente Gewackel einzulassen, raubt es einem schnell den letzten Nerv. Verbunden mit hektischen Schnitten, aufgeblähten Soundeffekten und dem aufgekratzten Gebrabbel der Jugendlichen machen sich schon bald Ermüdungserscheinungen breit, die auch deshalb nicht nachlassen, weil sich Project Almanac viel zu lange mit der Experimentierphase der Teenager aufhält und danach eine ganze Weile in wildes, repetitives Partytreiben abgleitet.

Zwangsläufig erscheinen die düsteren Wendungen, die der Film im letzten Drittel nimmt, eher nachgeschoben, obwohl gerade sie zum Spannendsten zählen, was Israelites Kinodebüt zu bieten hat. Dass das Drehbuch die Figuren mehrmals über andere bekannte Zeitreisewerke philosophieren lässt, ist letztlich ein schwacher Trost für die zahlreichen Unzulänglichkeiten dieses Science-Fiction-Beitrags aus Michael Bays umtriebiger Genreschmiede Platinum Dunes.
 

Project Almanac (2014)

Schon oft hat uns das Kino gelehrt, dass es gefährlich sein kann, die Vergangenheit abzuändern. Kleinste Eingriffe haben unabsehbare Folgen, wie etwa der Science-Fiction-Thriller „Butterfly Effect“ zeigt, der nach einem populären Begriff aus der Chaostheorie benannt ist. Auch Dean Israelites Regiedebüt „Project Almanac“ bedient sich der Muster des Zeitreisefilms und konfrontiert seine Figuren irgendwann mit der Erkenntnis, dass aus Spaß bitterer Ernst werden kann.

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