Prinzessin

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Mädchenfreundschaften inmitten von Gewalt

Der deutsche Film beschäftigt sich gerade gern mit dem Alltag von Jugendlichen, der nicht selten von Gewalt, Drogen und sozialen Konflikten geprägt ist. Preußisch Gangstar von Irma Stelmach und Bartosz Werner, Osdorf von Maja Classen und Prinzessinnenbad von Bettina Blümner sind aktuelle Beispiele. Auch Birgit Grosskopf hat sich dem Thema angenommen und ihren Debütfilm Prinzessin über eine Mädchengang in einer westdeutschen Kleinstadt gedreht.
Es ist die Feiertagszeit um Weihnachten und Silvester. Der Mädchenbande um Yvonne (Henriette Müller) ist alles andere als besinnliches Zusammensein zumute. Lieber hängen sie auf den trostlosen Straßen ihrer namens- und gesichtslosen Vorstadt ab und verteidigen ihr Revier. Vor Gewalt wird nicht zurückgeschreckt. Gleich zu Beginn des Film schlägt die Russlanddeutsche Katharina (Irina Potapenko) eine Türkin zusammen, weil die ihren Freund beleidigt hat. Weil Yvonne am nächsten Tag für ein halbes Jahr in den Knast muss, wollen die vier Mädchen, zu denen auch Jenny (Desirée Jaeger) und die eigentlich noch viel zu junge Mandy (Amina Schichterich) gehören, am Abend zuvor kräftig Abschied feiern. Doch Yvonne wird ihre Haftstrafe nicht antreten und die Ereignisse eskalieren.

Ziemlich orientierungslos driften die Freundinnen durch die Straßen, bewegen sich zwischen Automatenhotels, Möbelhäusern und Wohnsilos, betrinken sich in einer Tour, machen Männer in ihrem Lieblingsclub „Flirt“ an. Manchmal begiften und prügeln sie sich auch gegenseitig. Der ärgste Feind ist jedoch die Türkin Özlem (Neshe Demir), die sich für die anfängliche Prügelei bitter rächen wird. Den Mädchen scheint alles gleichgültig zu sein, als gebe es keine Zukunft, sondern nur eine Käseglocke, unter der sie sich etwas austoben. Keine Ziele vor Augen, keine Hobbys, keine Ambitionen – eine ziemlich bittere Bestandsaufnahme junger Menschen in Deutschland.

Egal wo der Film auch spielt, diese Orte gibt es überall. Und die Jugendlichen, die daran kaputt gehen auch. Birgit Grosskopf hat einen sehr realistischen Film gedreht, eine Milieustudie, die sich in die anfangs genannten Filme wunderbar einreiht. Dabei gelingt es ihr, sämtliche Klischees außen vor zu lassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Birgit Grosskopf wurde 1972 in Köln geboren. Nach einem Grundstudium der Archäologie sowie Mitarbeit als Schauspielerin an der Studiobühne in Köln studierte sie angewandte Theater und Filmwissenschaften in Reading/Großbritannien. Seit 1996 studiert sie Regie an der dffb in Berlin und hat mehrere Kurzfilme gedreht.

Prinzessin

Der deutsche Film beschäftigt sich gerade gern mit dem Alltag von Jugendlichen, der nicht selten von Gewalt, Drogen und sozialen Konflikten geprägt ist. Preußisch Gangstar von Irma Stelmach und Bartosz Werner, Osdorf von Maja Classen und Prinzessinnenbad von Bettina Blümner sind aktuelle Beispiele.
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Meinungen

Klages Andreas · 26.10.2011

Ich habe den Film jetzt zum dritten Mal gesehen. Die schauspielerischen Leistungen sind
erstklassig, der Film wirkt unglaublich authentisch. Traurige Existenzen in einem trostlosen Leben. Die Handlung, besonders am Schluss des Filmes, geht unter die Haut.
Man vergisst kaum eine Szene aus dem Film, wenn man ihn einmal gesehen hat.
Ich bin schockiert begeistert. Gruselig, brillant, mir fehlen die Worte