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„Press Play and Love Again“ von Greg Björkman verbindet einen Romantik-Plot mit Zeitreise-Fantastik – und vertraut dabei auf das Zusammenspiel von Clara Rugaard und Lewis Pullman in den Hauptrollen.

Press Play And Love Again (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Mit verliebtem Blick

Vor ein paar Jahren habe ich einem guten Freund ein Mix-Tape zum Geburtstag geschenkt. Die Herstellung war ziemlich zeitraubend und das Ergebnis nicht unbedingt eine klangliche Wohltat. Aber das war natürlich egal. Entscheidend war, dass uns das Mix-Tape samt dilettantisch gestaltetem Schnipselcollagen-Cover und handgeschriebener Song-Liste zurück in eine frühere Lebensphase versetzte.

Das Mix-Tape als Mittel zur Zeitreise – in Greg Björkmans romantischem Drama Press Play and Love Again geschieht dies ganz wörtlich. Zunächst lernen wir Laura (Clara Rugaard) und Harrison (Lewis Pullman) kennen, die sich in Hawaii ineinander verlieben. Laura ist Künstlerin und hat gerade die Zusage für eine Förderung erhalten; Harrison ist leidenschaftlicher Surfer, dessen Eltern (Christina Chang und Matt Walsh) erwarten, dass er die medizinische Fakultät der Washington University besucht. Er fasst den Entschluss, bei Laura zu bleiben – und stirbt kurz darauf bei einem Unfall. Vier Jahre später hat Laura den Verlust immer noch nicht verarbeitet. Doch als Laura das Mix-Tape abspielt, das die beiden im nostalgischen Plattenladen von Cooper (Danny Glover) aufgenommen haben, reist sie plötzlich für die Dauer eines Songs in die gemeinsame Zeit mit Harrison zurück. Fortan setzt sie alles daran, den Tod ihres Freundes durch ihre Zeitsprünge zu verhindern. Die Veränderungen der Vergangenheit haben allerdings – wie so oft in Filmen dieser Art – anfänglich nicht den erhofften Effekt.

Die Idee, eine Liebesgeschichte mit fantastischen Elementen zu kombinieren, ist gewiss nicht neu. In Press Play and Love Again gelingt es aber, sämtliche Kitsch- und Klischeefallen elegant zu überspringen. Das liegt vor allem daran, dass der emotionale Kern des Films mit Wahrhaftigkeit gefüllt ist: Laura und Harrison sind ein Paar mit glaubhafter Zuneigung füreinander. Ihr erstes Date bei einem Konzert von Japanese Breakfast – einer Alternative-Pop-Band, der sie deutlich zugetaner ist als er – versprüht genau die richtige Menge an Zauber, um die beginnende Verliebtheit einzufangen, ohne dabei wiederum zum Gefühls-Hokuspokus zu werden. Wenn Harrison an späterer Stelle im Film ein Japanese-Breakfast-Bandshirt trägt, bringt uns das zum Lächeln, ohne dass diese Tatsache in einer Dialogzeile kommentiert werden muss. Wir sind zu diesem Zeitpunkt längst in die Insider-Jokes des Paares eingeweiht.

Dass die Tänze am Strand, die Küsse auf der Kühlerhaube und die Bowlingbahn-Restaurant-Besuche so charmant und gar nicht abgedroschen wirken, ist nicht zuletzt dem unverbrauchten Schauspiel-Duo Clara Rugaard und Lewis Pullman zu verdanken. Rugaard ist derzeit auch in der britischen Mysteryserie The Rising bei Sky zu sehen, während Pullman aktuell in Top Gun: Maverick einen nerdigen Kampfpiloten verkörpert. Die beiden haben zweifelsohne Star-Qualitäten, muten hier jedoch angenehm natürlich an. Das Werk verfügt über einen Indie-Vibe, wie ihn zum Beispiel auch die Romanzen Like Crazy (2011) oder The Spectacular Now (2013) ausstrahlen. Es scheint der Inszenierung nicht darum zu gehen, unentwegt nach den ganz hohen Tönen des Melodrams zu greifen, sondern uns auf empathische Weise in die Welt von Laura und Harrison mitzunehmen. Wir benötigen dafür keine rosaroten Brillen, keinen ausgefeilten Instagram-Filter, nur einen verliebten Blick, den wir mit dem zentralen Paar teilen. Der Kosmos von Press Play and Love Again – etwa der lokale Plattenladen, der mit einer Wand voller Mix-Tapes aufwartet – ist schön, aber nicht falsch, nicht verlogen.

Zudem baut das Drehbuch, das Greg Björkman zusammen mit James Bachelor (auf Basis einer Story von Josh Boone) geschrieben hat, die Fantasy-Komponenten stimmig ein. Die zeitreisende Laura findet rasch einen Weg, den irritierten Vergangenheits-Harrison davon zu überzeugen, dass sie aus der Zukunft kommt. Für schlechte Kommunikation und unnötig-ärgerliche Missverständnisse haben die beiden wirklich keine Zeit. Daran können sich zahlreiche (Leinwand-)Paare ein Beispiel nehmen!

Press Play And Love Again (2022)

Eine junge Frau hat unversehens die Möglichkeit, die Liebe ihres Lebens zu retten, als sie entdeckt, dass das Mixtape, das sie zusammen gemacht haben, sie in der Zeit zurücktransportieren kann.

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