Praia do Futuro

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Unterkühlter Gefühlstaumel

Eine sonnendurchfluteter Strand und zwei Motorradfahrer, die durch die blau-gelb schimmernde Landschaft preschen. Zu den Motorgeräuschen peitscht die Musik. Dann ein Schnitt und direkt hinein ins blaue Meerwasser. Zwei Männer sind kurz davor zu ertrinken, einer — Konrad (Clemens Schick) — kann gerettet werden, sein Freund hingegen nicht. Rettungsschwimmer Donato (Wagner Moura) war es, der ihn nicht retten konnte. Auf der Suche nach der Leiche lernen sich Konrad und Donato kennen und lieben. Nachdem Konrad wieder nach Berlin zurückkehrt, folgt ihm Donato einige Zeit später. In Deutschland wird der junge Brasilianer nicht nur mit dem kalten Wetter konfrontiert, sondern muss sich auch entscheiden, ob er seine Familie in Brasilien verlässt und mit Konrad zusammenbleibt.
Das Potential, das die ersten Bilder andeuten, ist nach den ersten 30 Minuten schon verflogen, nach 60 Minuten war es dann auch irgendwie egal, was noch passiert. Nur warum? Was ist passiert? Dass der Film die Emotionalität seiner Figuren nicht platt ausbuchstabiert, ist eigentlich eine wunderbare Sache — nichts wäre öder. Der Tod des Freundes zum Beispiel wird nicht wirklich mehr besprochen als in einem oder zwei Sätzen. Nur die Bilder Konrads, wie er allein im plötzlich leeren Hotelzimmer zwischen den Sachen des Verstorbenen sitzt und wie Donato und Konrad ihren ersten Sex mit Augenblicken von Verzweiflung und Wut füllen, zeigt der Film. Dann wieder viele ruhige Augenblicke, ästhetische Landschaftsbilder, die leise vibrieren mit der Ahnung eines Gefühls für diese Filmwelt — eine Ahnung, die aber spätestens ab dem zweiten Teil in Berlin nicht genügend Futter bekommt.

Denn alsbald fragt man sich, was die wortkargen Figuren eigentlich antreibt. Was sind ihre Beweggründe, wie sind ihre Seelenlandschaften beschaffen, die sich nach außen kehren und sich in ihrer Umgebung wiederfinden. Es könnte so schön aufgehen, diese Art des Erzählens, doch der Film fügt dann doch zu wenig ein und präsentiert dem am Anfang noch erstaunten Zuschauer Versatzstücke und nicht nachvollziehbare Ereignisse und Entscheidungen. Das überrascht manchmal im positiven Sinne, aber es lässt auch das Gefühl entstehen, hier als Zuschauer nicht mitzuwachsen und außen vor zu bleiben wie ein ungewollter Liebhaber, der vor der Tür stehen gelassen wird.

Und wer so missachtet wird, der wird frustriert. Vor allem, wenn es dann doch ab und an klitzekleine Momente zwischen Konrad und Donato gibt, die etwas mehr Empfinden zulassen und kurz ein wenig Menschlichkeit hinter den sonst immer rätselhaft gefühllos dreinblickenden Gesichtern zeigen. In diesen Augenblicken erahnt man das Potential des Films und wie sehr man hätte in ihn hinfallen und sich verlieren können, hätte man doch gedurft. Doch letztendlich bleibt Praia do Futuro so trocken und salzig wie der brasilianische Strand, nach dem der Film benannt ist. Wer diese Ablehnung hinnehmen kann, mag sein Vergnügen vor allem an der wunderbaren Fotografie des Films finden. Die erzählerischen und emotionalen Defizite aber vermag das nicht aufzuwiegen.

Praia do Futuro

Ein sonnendurchfluteter Strand und zwei Motorradfahrer, die durch die blau-gelb schimmernde Landschaft preschen. Zu den Motorgeräuschen peitscht die Musik. Dann ein Schnitt und direkt hinein ins blaue Meerwasser. Zwei Männer sind kurz davor zu ertrinken, einer — Konrad (Clemens Schick) — kann gerettet werden, sein Freund hingegen nicht. Rettungsschwimmer Donato (Wagner Moura) war es, der ihn nicht retten konnte.
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