Postal

Auf nach Little Germany

Was wurde schon auf ihm rumgehackt. Produzent und Regisseur Uwe Boll steckt für so ziemlich jeden seiner Filme Prügel ein, sei es nun Alone in the Dark, House of the Dead oder Schwerter des Königs. Und dennoch schaffen es die Filme immer wieder an die Spitze der Charts und spielen ihr Geld ein. Es scheint das Big Brother-Phänomen zu sein: Die Quoten sind imponierend, doch gibt niemand zu, dass er zuschaut. Postal bildet da keine Ausnahme, doch zumindest erkannte manch Kritiker die Scharfzüngigkeit dieser bitterbösen Satire an. Was hätte nur aus Dani Levys lahmem Mein Führer werden können, wenn dort Boll Regie geführt hätte?
Dude (Zack Ward) hat es nicht leicht. Ohne Job und Perspektive lebt er mit seiner extrem übergewichtigen Frau im Trailerpark Paradise City. Das seine Frau es mit jedem dahergelaufenen Typen treibt, macht ihn schon gar nicht mehr wütend, eher stürzt sich Dude in Selbstmitleid. Erst Onkel Dave (Dave Foley), der eine Sexsekte „betreibt“, kann ihn wieder motivieren: Der plant nämlich den großen Coup und überredet Dude mitzumachen. Gemeinsam will man eine Ladung Krutchy-Spielfiguren, momentan der Renner, über ebay verkloppen. Da nur noch 2000 Stück der begehrten Figuren existieren, versprechen sich die zwei den großen Reibach. Doch um an die Figuren zu kommen, müssen die beiden Möchtegerns erst einmal in den Freizeitpark Little Germany einsteigen. Der Plan könnte so einfach sein, wenn da nicht eine Gruppe Al-Quaida-Krieger wäre, die ihrerseits die Puppen wollen.

Zugegeben, Postal ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Die Ekelgrenze wird gerne überstrapaziert, politisch ist man weit von der viel beschworenen Correctness entfernt und die Handlung ist äußerst dünn. Doch lässt man sich auf diesen irrwitzigen Kosmos aus Perversitäten, Zynismus und Geschmacklosigkeiten ein, kann man einen Riesenspaß haben. Ideen wie der schwarze Cop, der sich einen Behinderten hält und in der Garage wohnen lässt, Ralf Moeller in seiner übelsten Rolle oder den Freizeitpark Little Germany sind einfach zum schießen. Und der Shoot Out im Arbeitsamt ist nur noch grandios. Otto-Normal-Zuschauer werden mit Postal sicher nicht glücklich werden, wohingegen Trash-Fans und Freunde des etwas anderen Films ihre helle Freude haben werden.

Postal

Uwe Bolls Gesellschaftssatire lässt aufrechte Amerikaner und eingewanderte Taliban mit finesteren Absichten im Örtchen Paradise gegeneinander antreten.
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