Pitch Perfect (2012)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Die sich aus der Pubertät singen

Es gibt gefühlte drei Millionen amerikanische Coming-of-Age-Filme, die ihre ProtagonistInnen vom Wechsel von der High-School auf die Uni begleiten. Ein perfekter Augenblick, das Erwachsenwerden zu beobachten, denn eben lebte man noch bei Mama und Papa und plötzlich ist man frei. Aber da es eben schon so viele Filme mit dieser Thematik und diesem Setting gibt, muss man sich schon etwas Besonderes ausdenken, um nicht im Einheitsbrei unterzugehen. In Pitch Perfect ist das A-capella-Gesang.

Ein bisschen altmodisch, oder? Eigentlich ist A-capella-Gesang etwas für Menschen, die freiwillig Wollpullunder tragen. Ein bisschen peinlich, ein bisschen eingestaubt und vor allem sterbenslangweilig. Und so läuft es auch bei den Barden Bellas, der weiblichen A-capella-Gruppe der Barden University, die am Liebsten Ace of Base mit „The Sign“ oder „Eternal Flame“ von The Bangles zum Besten geben. Dass es aber auch anders geht, beweisen The Treblemakers, die männliche Konkurrenzgruppe der gleichen Uni. Diese samplen von Rihanna bis Flo Rida alles an moderner Popmusik. Jetzt wissen wir also, was aus den Kids in Glee wird, wenn sie an die Uni gehen. Sie machen einfach weiter.

Aber die Uni ist auch ein sich stets wandelndes Biest. Menschen kommen und gehen und so müssen sich auch die Gesangsgruppen jedes Jahr neue Mitglieder suchen. Für die Barden Bellas ist es dieses Jahr sehr schwer. Sie sind zum Gespött geworden, seit eine von ihnen versehentlich live auf die Bühne gekotzt hat. Also müssen sie nehmen, was sie kriegen. Und so wird aus der erzkonservativen, weißen Gesangsgruppe ein bunter Haufen mit Frauen aller Hautfarben, sexuellen Orientierungen, Körpergrößen und Gesangstalenten. Hier wird es zwar bunt und der Film wartet mit so vielen verschiedenen Frauenfiguren auf, wie sonst keiner, doch leider verfängt er sich dabei trotzdem in einem Klischeereigen sondergleichen. Da ist die Asiatin (Hanna Mae Lee) eben wieder die leise, leicht submissive Frau, die mit den großen Brüsten (Alexis Knapp) ist natürlich hypersexuell, die Lesbe (Ester Dean) ist burschikos und befummelt die anderen und die Dicke (Rebel Wilson) nennt sich vorsorglich gleich selbst Fat Amy, damit die anderen es nicht hinter ihrem Rücken tun. Und dann ist da noch die Hauptfigur Beca (Anna Kendrick).

Beca ist die Rebellin, das Goth-Mädchen, das gar keinen Bock auf Uni hat, sondern nach L.A. will, um dort Musik zu machen. Singen kann sie auch sehr gut, deswegen wird sie eines Tages in der Gemeinschaftsdusche des Wohnheims zwangsverpflichtet, bei den Bellas mitzumachen. Diese versuchen nun aus der ungleichen Truppe ein feingetuntes Gesangsorgan zu machen, dass die gleichen lahmen Songs vom Vorjahr wieder aufführen soll. Nur dieses Mal ohne Erbrechen. Das findet Beca allerdings wenig spektakulär und versucht, die anderen davon zu überzeugen, mehr A-capella-Remixe von neuen Songs ins Repertoire aufzunehmen. Denn nur so können sie beim A-capella-Wettbewerb vielleicht gewinnen und im Finale gegen die Erzfeinde, die Treblemakers, antreten.

Man muss schon sagen, die Geschichte des Filmes ist wahrlich eine generische Aneinanderreihung üblicher Filmtropen. Natürlich gibt es auch noch eine Liebesgeschichte zwischen Beca und einem Sänger der Gegentruppe. Überhaupt, man kann hier nichts erwarten, was es nicht schon hunderte Male so gab. Und trotzdem, der Film funktioniert. Aber warum nur?

Es ist die Mischung. Ganz wie die Songs, die die Bellas am Ende singen werden, nimmt sich Pitch Perfect ein bisschen was aus jedem Coming-of-Age-Film, aus jedem Klischee, aus jeder Stilfigur und jedem klassischen Filmmuster heraus und pappt das Ganze in schneller und manchmal gar überraschender Reihenfolge an- und übereinander. Es ist wie das Abrufen von guten Erinnerungen, Geschmäckern und Gerüchen, die an früher erinnern, die der Film hier permanent antriggert und schnell genug wieder fallen lässt, dass es nicht langweilig wird. Und das Hirn beginnt, ganz wie ein Pawlowscher Hund, zu sabbern, freut sich und hat Spaß.

Außerdem ist Pitch Perfect in seiner Konzentration auf die weiblichen Charaktere doch etwas Neues. Auch wenn die einzelnen Figuren Klischees auf zwei Beinen sind, in ihrer Gesamtheit geben sie ein facettenreiches Bild von Weiblichkeit und deren Entwicklung ab, das durchaus emanzipatorische Züge annimmt.
 

Pitch Perfect (2012)

Es gibt gefühlte drei Millionen amerikanische Coming-of-Age-Filme, die ihre ProtagonistInnen vom Wechsel von der High-School auf die Uni begleiten. Ein perfekter Augenblick, das Erwachsenwerden zu beobachten, denn eben lebte man noch bei Mama und Papa und plötzlich ist man frei. Aber da es eben schon so viele Filme mit dieser Thematik und diesem Setting gibt, muss man sich schon etwas Besonderes ausdenken, um nicht im Einheitsbrei unterzugehen. In „Pitch Perfect“ ist das A-capella-Gesang.

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Meinungen

Jay - Lee · 12.01.2013

Sehr schöne Aufnahmen auch sonst sehr gute verarbeitung des buches :D

Ike · 07.01.2013

Sehr geiler film^^

Vanessa avella · 28.12.2012

es heißt der film Startet am 20.12.12 inzwischen ist es der 28.12.12 und der film kommt Immernoch nicht .... ziemlich doof