Piranha 3DD

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Es fehlt, pardon, der Biss.

In der großen, weiten Welt des Kintopps ist für viele Formen der filmischen Unterhaltung Platz – da soll und darf große Kunst neben schmerzhaft anzusehendem Trash stehen, die kluge Komödie neben dem faden Drama. Aber selbst rücksichtsloses Exploitation-Kino braucht eigentlich, damit der Zuschauer seine Freude hat, ein wenig mehr Daseinszweck als nur die, den Machern ein wenig Geld ins Portemonnaie zu bringen.
Zum Beispiel Spaß, Hingabe und ein dreckig-schwarzer Sinn für Humor. Das ist es, was Alexandre Ajas Piranha 3D vor zwei Jahren aus der Masse an trashigen Monsterfilmen heraushob, in die er – nach allen Maßstäben von Sujet, Ästhetik und Schauspielkunst – eigentlich hineingehört hätte. Aja aber ließ in seinen Film, zugegeben mit einem einigermaßen großzügigen Budget versehen, dass er seinen vorherigen Erfolgen zu verdanken hatte, viel Herzblut und Liebe zum Genre einfließen. So war der Streifen nicht nur voller cleverer Anspielungen und Cameos, sondern traf eben auch jene Menschen wirklich ins Herz, die gerne bösen Fischen dabei zusehen, wie sie auf Menschenfleisch herumkauen – und mit dem 3D spielte er aufs genüßlichste herum.

Hinzu kam der bösartige Twist: Aja ließ Piranha 3D lange Zeit wie eine schwarze Komödie daherkommen, der Moment des großen Fressens aber, die Attacke der Piranhas auf eine Familienbadestätte, ließ er dann in ihrer rückhaltlosen Grausamkeit ins Finstere umkippen. Aus dem Remake einer Nachahmung (denn natürlich war schon Joe Dantes Piranha von 1978 eine Reaktion auf einen drei Jahre vorher entstandenen Film Der weiße Hai von Steven Spielberg) wurde dadurch zwar kein Stück Kino für die Ewigkeit, aber doch ein Horror-Exploitation-Kracher mit Biss, der die Möglichkeiten der 3D-Technologie so passend wie ironisch einzusetzen wusste.

Davon also nun eine Fortsetzung: Das konnte, darf der Genre- wie der Trash-Fan sagen, eigentlich nur schiefgehen. Und in der Tat erfüllt John Gulagers Piranha 3D 2 alle Erwartungen, die in dieser Richtung gehegt worden waren. Der Film geht konsequent den Weg des Exploitativen, wie es sein gutes Recht ist: Mehr (und, das will der Originaltitel Piranha 3DD behaupten, natürlich auch größere) blanke weibliche Brüste, mehr Blut, mehr Spaßfaktor.

Maddy (Danielle Panabaker) kann ihren Stiefvater Chet (David Koechner) nicht davon abhalten, seinen Schwimm- und Vergnügungspark zu eröffnen – und selbst, als er die Bademeister durch professionelle Stripper ersetzt, um mehr Publikum anzuziehen, und einen Nacktbadepool einrichtet, ist sie machtlos. Und selbst die Nachricht, dass sich im angrenzenden See Piranhas tummeln und womöglich auch in Wasserleitungen vordringen, kann Chet nicht von seinen Plänen abbringen. Und so kommt es am Eröffnungstag, als David Hasselhoff den Chefbademeister spielt, schließlich zur Katastrophe.

Hasselhoffs selbstironischer Auftritt als abgehalfteter Star und Baywatch-Veteran, der Wasserparks eröffnen muss und dann völlig arrogant und selbstverliebt nicht die geringsten Anstalten macht, irgendjemandem zu helfen, gehört noch zu den Höhepunkten des Films. Er ist (neben Christopher Lloyd mit einem im Schlaf absolvierten Kurzauftritt) gewissermaßen das einzige, was noch gerade so oben schwimmt, wenn alles schon absäuft – und auch bei ihm ist’s nur Toter Mann.

Die Figuren besetzen fast nur Typologien – der geld- und sexgeile Chet, die verantwortungsvolle Maddy, der peinliche Deputy und Ex-Freund, der schüchterne Kerl mit dem goldenen Herz – und sie alle enden, ohne Überraschungen, dem Grad ihrer moralischen Verkommenheit gemäß. Schon bevor es richtig losgeht, planschen Liebespärchen im Wasser herum und werden mehr oder minder rasch gefressen, die Piranha-Bilder sind ewig gleich und die hopsenden Brüste werden auch sehr schnell langweilig – schon lange bevor sich alles in den vorhersehbaren Bahnen erfüllt.

Nur gut, dass der Film selbst nur sehr knapp über eine Stunde dauert: Von den 83 Minuten Gesamtlaufzeit nimmt allein der Abspann zwölf Minuten ein – mit Outtakes und dem Vorspann für eine erfundene Show mit Hasselhoff als Fischjäger. Das ist zum Teil lustiger als alles, was man vorher zu sehen bekam.

Piranha 3DD

In der großen, weiten Welt des Kintopps ist für viele Formen der filmischen Unterhaltung Platz – da soll und darf große Kunst neben schmerzhaft anzusehendem Trash stehen, die kluge Komödie neben dem faden Drama. Aber selbst rücksichtsloses Exploitation-Kino braucht eigentlich, damit der Zuschauer seine Freude hat, ein wenig mehr Daseinszweck als nur die, den Machern ein wenig Geld ins Portemonnaie zu bringen.
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Meinungen

Filmliebhaber-Tom · 04.06.2012

Das Horror-Genre hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. „Piranha 3DD“ ist wirklich schlecht. Geschmacklich vollends indiskutabel, politisch inkorrekt und Fremdscham-peinlich. Ja und? Darf man als Horrorfilmfreund denn nicht auch einmal einen Film sehen, der keinerlei Niveau besitzt? Auch wenn „Piranha 3DD“ auf „American Pie“-ähnlicher Fäkal-Humor-Schiene fährt, die handvoll Gags machen wirklich Spaß und sorgen für den ein oder anderen Schenkelklopfer.
Aufgrund der penetrant selbstironischen Darstellung der Gegebenheiten ist dieser Trash bedeutend gehaltvoller als Trash der Marke „Asylum“. Der Film parodiert Alexandré Ajas Original „Piranha“-Remake köstlich schräg – so schräg, dass die diversen durchwachsenen Effekte, minderbemittelten Dialoge, abgefahrenen Ideen und haarsträubenden Storyelemente schon wieder vollends innovativ sind und erfreulich frisch unterhalten.
Leider verpufft das triviale Ideen-Feuerwerk so ziemlich ab Filmende, denn das Finale kommt nach kurzen 60 Minuten Filmlaufzeit unweigerlich zu früh und fühlt sich merklich unbefriedigend und vor allem unfertig an. Schade.
Auch wenn „Piranha 3DD“ weit hinter den Erwartungen zurückliegt und nicht einmal ansatzweise dem tollen Vorgänger das Wasser reichen kann, der Film ist so dumm, dass er schon wieder gut ist.
Wer einen Hang zu Filmen fernab jeglichen guten Geschmacks besitzt ist beim „Piranha“-Sequel genau richtig! Schlechter Edel-Trash, der eigentlich vollkommen Laune macht – was will man denn letztendlich mehr?

Fazit 6/10 Punkte

Die komplette Review hier ---

filmchecker.wordpress.com/2012/06/04/filmreview-piranha-3dd-2012/