Passion (2012)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Mörderische Leidenschaften

Passionen – das sind die Wonnen der Liebe, das Feuer des Hasses und der tiefe Schmerz der Trauer. Sie sind, was Brian De Palmas neuen Film auszeichnen sollte, ist Passion doch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, ein Thriller, der mit gewohnter De-Palma-Stilistik daherkommt, nur um bisweilen im Mief öffentlich-rechtlicher Krimiunterhaltung zu versinken.
Isabelle (Noomi Rapace) arbeitet für Christine (Rachel McAdams) in einer in Berlin ansässigen Werbeagentur. Sie hat eine grandiose Idee für einen Werbespot, den Christine schließlich als ihre eigene ausgibt. Damit beginnt ein Konkurrenzkampf der Damen, der auch sexuell aufgeladen ist, denn beide unterhalten eine Affäre mit dem Geschäftsmann Dirk (Paul Anderson). Während Isabelle sich in ihrem karrieristischen Verhalten immer mehr Christine annähert, eskaliert der Machtkampf der beiden – bis eine tot ist. Aber wer ist der Mörder?

Das Remake des französischen Liebe und Intrigen wird in den Händen De Palmas zu einer sexuell aufgeladeneren Geschichte, die paradoxerweise aber weit handzahmer ist, als es das Thema erlauben würde. Bisweilen hat man das Gefühl, De Palma erzähle mit angezogener Handbremse, weil ihm nicht ganz klar ist, in welche Richtung er mit seinem Film gehen will. In den ersten zwei Dritteln ist Passion vor allem der Machtkampf zweier Karrierefrauen, erst mit dem Zusteuern auf den Mord, den der Regisseur in alter Tradition an die Manierismen des Giallo anlegt, verändert sich die Erzählebene. Urplötzlich ist Passion nicht nur ein Whodunit, sondern zugleich auch eine symbolträchtige Betrachtung dessen, wie sich Realität wahrnehmen und verbiegen lässt. De Palma treibt es dabei auf die Spitze, lässt Traum und Erwachen ineinander übergehen und überfordert dabei schnell sich selbst, aber auch den Zuschauer. Denn auch am Ende fragt man sich, was nun wirklich geschehen, was Einbildung ist.

Der aseptische Thriller, der selbst Erotik unterkühlt darstellt, wirkt wie eine Zitatensammlung des Machers selbst. Er ergeht sich in Spielereien, die er in den 1980er Jahren schon perfektioniert hat. Die Split-Screen-Sequenz darf darum auch nicht fehlen, einen Balletttanz dem Mord gegenüberzustellen, wirkt aber seltsam platt und plump. Der Symbolismus mit Ausschnitten des Ballettstücks „Der Nachmittag eines Fauns“ ist behauptet, nicht aber gegeben. Er soll Bedeutungsschwere ausdrücken, wo keine ist.

De Palma hat sich erzählt, er ist den Weg so vieler Kino-Virtuosen vergangener Jahrzehnte gegangen. Zu mehr als einem handelsüblichen, oberflächlich unterhaltsamen, stilistisch bekannte Tricks bemühenden, aber inhaltlich durchschnittlichen Thriller hat es nicht gereicht. Sollte er keinen Weg finden, seine Passionen ins Kino zu bringen und den Zuschauer wahrhaftig daran teilhaben zu lassen, wäre es vielleicht an der Zeit, sich aufs Altenteil zurückzuziehen und nicht länger das eigene Andenken zu unterminieren.

Passion (2012)

Passionen – das sind die Wonnen der Liebe, das Feuer des Hasses und der tiefe Schmerz der Trauer. Sie sind, was Brian De Palmas neuen Film auszeichnen sollte, ist Passion doch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, ein Thriller, der mit gewohnter De-Palma-Stilistik daherkommt, nur um bisweilen im Mief öffentlich-rechtlicher Krimiunterhaltung zu versinken.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen