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Das italienische Comedy-Duo Valentino Picone und Salvatore Ficarra reist in „Once Upon a Time in Bethlehem“ in die Zeit von Christi Geburt. Das Publikum wird auf diesem Trip lediglich in die humorlose Irre geführt.

Once upon a time in Bethlehem - Das erste Weihnachten (2019)

Eine Filmkritik von Matthias Pfeiffer

O Maria hilf!

Da kommt einfach keine weihnachtliche Stimmung auf, wenn man auf den angeblichen 4K-Bildschirm guckt und die Flüchtlinge darauf total verpixelt sind. Warum muss man das in der heutigen Zeit noch sehen? An dieser kurzen Szene im Elektromarkt merkt man schon, dass Salvo (Salvatore Ficarra) nicht allzu viel für seine Nächsten übrig hat. Für Religion übrigens auch nicht, außer man kann daraus Geld machen. Hauptberuflich hat sich Salvo nämlich auf den Diebstahl religiöser Kunstwerke und Reliquien spezialisiert. Bei Pater Valentino (Valentino Picone) geht es in der Adventszeit ähnlich oberflächlich zu, anstatt seinen Schäfchen etwas über die Frohe Botschaft mitzuteilen, ist er mehr daran interessiert, das alljährliche Krippenspiel möglichst Prestige-trächtig zu inszenieren. Zusammen mit dem Vorspann, in dem die Bilder des Elends dieser Welt untermalt von Dean Martins Let It Snow präsentiert werden, verspricht „Once Upon a Time in Bethlehem“ eine recht böse und giftige Satire über Weihnachts-Heuchelei zu werden. Doch dieser Schein trügt.

Ficarra und Picone, die nicht nur in den Hauptrollen zu sehen, sondern auch für Regie und Drehbuch verantwortlich sind, zählen in Italien anscheinend zu den beliebtesten Comedy-Duos und bestreiten hier nicht den ersten Ausflug auf die Leinwand. Ihr Vorgängerwerk Ab heute sind wir ehrlich war 2017 einer der erfolgreichsten Filme in ihrem Heimatland, zehn Jahre zuvor debütierten sie mit Il 7 e l ́8. Hierzulande tut sich bei ihren Namen eher ein Fragezeichen auf und wahrscheinlich wird auch Once Upon a Time in Bethlehem daran nichts ändern.

Aber zunächst weiter in der Handlung. Der Scheinheilige und der Abtrünnige treffen im Rahmen eines Reliquiendiebstahls zusammen, die Verfolgungsjagd endet durch höhere Gewalt in Judäa im Jahre 0. Im heißen Wüstensand gerät das Duo zwischen die Fronten einer hebräischen Rebellentruppe, römischen Besatzern und – wer hätte es gedacht – König Herodes (Massimo Poplizio). Wie entkommt man nun aus einem solchen Schlamassel? Ganz klar, durch ein Wunder! Schließlich ist Bethlehem nicht weit und da dort in Kürze die Heilige Jungfrau den Heiland gebären wird, kann man doch gleich um Hilfe für den Nachhauseweg bitten. Leichter gesagt als getan, einmal werden sie für Revolutionäre gehalten, ein andermal für Wahrsager. Und so tut sich für das in Hassliebe vereinte Paar eine chaotische Situation nach der anderen auf.

Was sich für das Publikum hingegen auftut, ist die Frage, was das alles eigentlich soll. Nach einem vielversprechenden Auftakt wird Once Upon a Time in Bethlehem immer harmloser. Satirische Seitenhiebe kommen im Grunde gar nicht mehr vor, stattdessen ergeht man sich in einem Zeitreise-Abenteuer, das genauso gut am Samstagnachmittag im Fernsehen laufen könnte. Schlimmer noch, der Film ist eigentlich an keiner Stelle wirklich lustig. Der Großteil der Komik scheint im übertriebenen Spiel und den Geschwätz-Tiraden von Salvatore Ficarra zu liegen. Ob da die Synchronisation die Luft aus den Segeln nimmt, kann man zwar diskutieren, es scheint jedoch, dass die Ernüchterung eher auf den Mangel an zündenden Ideen zurückzuführen ist. Die witzigste Szene ist sicher die, in der die beiden ein herumziehendes Ehepaar fälschlicherweise für Maria und Josef halten und sie für die Geburt des vermeintlichen Jesus-Kindes nach den Regeln der Weihnachtskrippe aufzustellen versuchen. Für mehr als ein kurzes Grinsen sorgt das jedoch auch nicht. Es wäre vermessen, hier einen Nachfolger von Das Leben des Brian zu erwarten, aber ein Minimum an Kreativität und Witz kann man allerdings schon verlangen.

Once Upon a Time in Bethlehem atmet die Luft all der Familienkomödien der Neunziger, deren Titel man schon vergessen hat. Was sich Ficarra und Picone hierbei gedacht haben, lässt sich nur erahnen. Wahrscheinlich war man von der Grundidee schon so begeistert, dass man meinte, der Rest laufe schon von allein. Schließlich gibt es auch eine Weihnachtsmessage oben drauf, die man am Ende ganz naiv und vereinfacht mit der Flüchtlingsproblematik koppelt. Es geht einem hier wie Salvo in der beschriebenen Anfangsszene des Films, wenn er fragt, warum man so etwas in der heutigen Zeit noch sehen muss. Die Heiligen werden darauf wahrscheinlich auch keine Antwort finden.

Once upon a time in Bethlehem - Das erste Weihnachten (2019)

Salvo ist ein Dieb sakraler Kunstwerke, der sich selbst als stolzen Atheisten bezeichnet. Pater Valentino hingegen glaubt fest an Gott und die Kraft des Gebetes. Als Salvo kurz vor dem Weihnachtsfest versucht, die wertvolle kircheneigene Statue des Jesuskindes aus seiner Krippe zu stehlen, wird er vom Pater dabei erwischt. Die sich anschließende Verfolgungsjagd durch ein nahes Feld endet mit einem Zeitsprung: Plötzlich finde sich die beiden ungleichen Männer im Palästina des Jahres Null, wo sich just die Geburt Jesu ankündigt…

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