Nimm dir dein Leben

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Eine Heimatkomödie aus Sachsen-Anhalt

Carpe Diem! Diese Maxime begleitet Sabine Michels ersten Langspielfilm, mit dem sich die in Dresden geborene Regisseurin in die Lausitzer Provinz begibt und eine skurrile Komödie über die ungewöhnlichen Dorfbewohner von Dunkelhäuser dreht. Die Art von ironischem Humor, der düster und heiter zugleich ist – das ist der 36-jährigen Filmemacherin sehr vertraut.
„Carpe Diem!“ ist auch die Nachricht, die der Pole Krystoph als Abschiedsbrief hinterlässt (Grzegorz Malecki), nachdem er sich in einer Scheune in Dunkelhäuser erhängt hat. Zuvor hat er im Wald den Bauernjungen Milan (Sebastian Urzendowsky) getroffen und ihm ein Bild von seiner wahren Liebe gezeigt. Bisher hatte Milan noch nie jemand von der Liebe erzählt. Wer sollte das auch tun? Sein Vater, ein Säufer (Peter Kurth), interessiert sich nur für den Schnaps, den der Junge brennt, seine Mutter ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen und seine Oma, eine Hexe (Eva Maria Hagen), schwört aufs Kartenlegen. Nachdem der Pole spurlos verschwunden ist, trifft Milan auf die Polin Ilonka (Agnieszka Grochowska), die den Verschwundenen sucht. Beide ahnen, dass irgendetwas nicht stimmt und machen sich gemeinsam auf die Suche. Das ist nicht ganz einfach: Das bizarre Völkchen von Dunkelhäuser ist nicht nur völlig eigenwillig und verblödet, sondern auch richtig gewalttätig. Doch die Beiden werden trotz aller Hindernisse fündig und entdecken ganz nebenbei noch die wahre Liebe.

Dunkelhäuser ist ein Ort, in dem man ungern hängen bleiben möchte: verfallene Häuser, lieblos eingerichtete Wohnungen, trostlose Atmosphäre. Umso überraschender ist es, dort diese Menschen zu erleben, die so einen deftigen Humor haben. Ungewöhnliche, verrückte Menschen, die wie der Bauer Manfred Beutel (Udo Kroschwald) splitternackt durch die Gegend laufen, oder die sich wie Kurt Jockel (Falk Rockstroh) tot stellen und aus dem Sarg wieder quicklebendig auferstehen. Die ganze Kraft des Films liegt im Atmosphärischen, im Mythischen und im Surrealen — man fragt sich, was da los ist und was das wohl für ein seltsames Kaliber von Mensch ist.

Diesen geheimnisvollen, fast märchenhaften Zustand hat Kameramann Jürgen Jürges wundervoll eingefangen. Ein Mann, der sein Handwerk beherrscht, der schon für Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders und Michael Haneke hinter der Kamera gestanden hat. Aber auch das Drehbuch von Thomas Wendrich ist so ausgefeilt und voller surrealer Elemente, das es bereits im unverfilmten Zustand den Deutschen Drehbuchpreis auf der Berlinale 2002 gewonnen hat. Lange haben der Autor und seine Regisseurin daran gefeilt bis es richtig rund geworden ist. Die Arbeit hat sich gelohnt: Viel zu selten bekommt man so komisch-schöne Filme im Kino zu sehen. So lange wie die Arbeit am Drehbuch gedauert hat, so schneckentempoartig findet der Film seinen Weg auf die deutschen Leinwände. Der Film ist mit gerade einmal einer Kopie im Februar dieses Jahres gestartet und tourt seitdem wie ein Wanderzirkus von einer Stadt zur nächsten. Ab 21.6. ist der Film nun endlich auch in Berlin zu sehen.

Nimm dir dein Leben

Carpe Diem! Diese Maxime begleitet Sabine Michels ersten Langspielfilm, mit dem sich die in Dresden geborene Regisseurin in die Lausitzer Provinz begibt und eine skurrile Komödie über die ungewöhnlichen Dorfbewohner von Dunkelhäuser dreht.
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Meinungen

Michael · 28.01.2024

Wann ist dieser Beitrag des Filmes auf Wikipedia zufinden
Danke

Claudia · 29.01.2021

Hallo. Ich habe im Drehort, und Haus gewohnt. Zu gern hätte ich den Film einmal gesehen. Oder eine CD gekauft. Habe mich auch darum bemüht, aber nichts erreicht.
Ich würde mich über eine positive Antwort sehr freuen.
MfG Claudia

Marco · 15.04.2013

ja da warte ich auch schon Jahre drauf...

hoffentlich kommt da mal eine DVD raus...

Mari · 27.01.2012

Bitte veröffentlicht eine DVD von "Nimm dir dsa Leben"!