Need for Speed

Eine Filmkritik von Janosch Leuffen

Asphalt-Cowboys für die Gamer-Zunft

Die erfolgreiche Renn-Franchise Fast & Furious muss in diesem Jahr aufgrund des tragischen Todes von Hauptdarsteller Paul Walker eine Runde aussetzen. Das macht die Bahn frei für die Videospielverfilmung des Game-Bestsellers Need for Speed, in die DreamWorks und Electronic Arts über 60 Millionen Dollar investierten. Eine stolze Summe für ein Vorhaben dieser Art, ging 2007 mit Redline ein ähnliches Projekt an den Kinokassen komplett baden. Doch der erst zweite Langfilm von Regisseur Scott Waugh (Act of Valor) hat – ehrlich gesagt völlig unerwartet – das qualitative Zeug für den Auftakt einer möglichen neuen Autorenn-Reihe.

Das Drehbuch-Debüt von George Gatins handelt vom Mechaniker Tobey Marshall (Breaking Bad-Star Aaron Paul), der seine Werkstatt und schnelle Autos über alles liebt. Aber nach dem Tod seines Vaters droht seinem Schrauberschuppen der Bankrott. Nur ein lukratives Angebot des Ex-NASCAR-Rennfahrers Dino Brewster (Dominic Cooper) kann die Pleite abwenden. Doch während eines illegalen Straßenrennens kommt es zu einem Unglück, für das Tobey unschuldig ins Gefängnis wandert. Nach seiner Freilassung sinnt er auf Rache und bekommt es nicht nur mit den Cops, sondern auch mit Dinos Kopfgeldjägern zu tun.

Auch wenn Gatins nahezu komplette Freiheit beim Skript hatte, da die gleichnamigen Videospiele keiner einheitlichen Geschichte folgen, bedient sich der Autor einem oft gesehenen Handlungsverlauf. Einerseits schafft er mit Tobey, den Aaron Paul mit versteinerter Miene und tiefer Stimme ausstattet, einen charismatischen, leidgeprüften Protagonisten. Auf der Gegenseite steht mit Cooper der habgierige Bösewicht, dem jegliche Moral abhanden gekommen zu sein scheint. Und irgendwie selbstverständlich sitzt auch alsbald eine hübsche (glücklicherweise keine nervige) Dame auf dem Beifahrersitz. Dass hier ein Happy End auf den Zuschauer wartet, ist wenig verwunderlich.

Doch obwohl die Erzählung viele Klischees aufwirft und in diesem Sinne ebenso gut das Fast & Furious-Siegel tragen könnte, entfaltet das Szenario auf der Leinwand eine ungeahnte Atmosphäre. Dazu tragen vor allem die stimmungsvollen Bilder von Kameramann Shane Hurlbut (11:14) bei. Neben gelungenen Landschaftsaufnahmen wissen die teils spektakulären Actionaufnahmen zu überzeugen. Dank des 3D-Effekts befindet sich der Zuschauer mit am Steuer, fliegt beim sogenannten „Grashopper“ durch die Luft und erhält baumelnd an einem Hubschrauber schwindelerregende Aussichten.

Und genau in diesem Punkt unterscheidet sich Need for Speed von seinen Artgenossen. Regisseur Waugh legte Wert darauf, so viele Stunts wie möglich vor Ort ohne Greenscreen zu drehen. Dadurch erscheinen die Manöver tatsächlich authentisch. Die Darsteller mussten dafür unter anderem das Stuntfahren lernen. In einer Szene, wenn Tobey im vollen Tempo eine Drehung hinlegt, kurz vor der Kamera zum Stehen kommt und direkt aussteigt, macht sich dieses Mittel bezahlt.

Trotz der Länge von über zwei Stunden kommt keine Langweile auf, das finale Rennen mit dem wunderschönen Ziel ist bei aller Vorhersehbarkeit ein packendes Duell. Nicht nur für Fans der Spielereihe lohnt sich der Gang ins Kino. Es gibt einige furiose Einlagen zu sehen, gedreht in unkonventionellen Einstellungen, die den Film allein schon sehenswert machen – auch ohne 3D-Brille auf der Nase. Need for Speed ist ein überraschend starker, weil wahrhaftiger und klamaukfreier Actioner mit Abzügen in der B-Note.
 

Need for Speed

Die erfolgreiche Renn-Franchise „Fast & Furious“ muss in diesem Jahr aufgrund des tragischen Todes von Hauptdarsteller Paul Walker eine Runde aussetzen. Das macht die Bahn frei für die Videospielverfilmung des Game-Bestsellers „Need for Speed“, in die DreamWorks und Electronic Arts über 60 Millionen Dollar investierten. Eine stolze Summe für ein Vorhaben dieser Art, ging 2007 mit Redline ein ähnliches Projekt an den Kinokassen komplett baden.

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