Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (2014)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

George und Matt suchen einen Schatz

George Clooney und Matt Damon bei der Berlinale — das ist natürlich ohne jeden Zweifel eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Und als Festival von internationaler Strahlkraft darf man das natürlich auch nicht. Insofern ist die Auswahl von George Clooneys neuer Regiearbeit Monuments Men eine absolut logische und folgerichtige Entscheidung. Lässt man allerdings mal den Glamourfaktor beiseite, sieht die Sache schon anders aus. Zwar hatte man bereits aus den USA Stimmen gehört, die den Film gar zum überflüssigsten Werk des Kinojahres gekürt hatten, aber dass es so schlimm kommen würde, das hatte ich mir ehrlich gesagt nicht träumen lassen.

Zugegeben: Vielleicht (nein, ganz sicher!) ist ist für diesen Film von Nachteil, wenn man zuvor das Sachbuch mit den Fakten der realen Kunstschützer-Einheit aus dem Zweiten Weltkrieg zugeschickt bekommt und einen ausführlicheren Blick hinein wirft. Ganz sicher tut es dem Film auch nicht besonders gut, wenn man ihn auf historische Ungereimtheiten abklopft (und an jeder Ecke fündig wird). Und ohne jeden Zweifel ist es von einigem Nachteil, wenn man eine einigermaßen plausible oder auch nur leidlich unterhaltsame Herangehensweise an diesen eigentlich hochspannenden Stoff erwartet. Denn all dies sucht man in Monuments Men vergebens.

Statt einer auch nur halbwegs ernsthaften Auseinandersetzung mit den historischen Fakten ist Monuments Men eine in jedem Belang unstimmige, windschiefe und hanebüchene Mischung aus Computerspiel, Abenteuer-/Schatzsucher-Film der pubertären Sorte und unverschämt zusammengeklauten Versatzstücken aus der Mottenkiste der Filmgeschichte, die tief in so ziemlich jede Klischeekiste greift. Und genau das sorgt dafür, dass der Plot, der ja angeblich auf historischen Fakten beruht, von geringem Interesse ist. Angesichts der gerade durch den Fall Cornelius Gurlitt gerade wieder in die öffentliche Diskussion gekommenen Frage nach der Raubkunst der Nazis und möglicher Restitutionsansprüche ist das ein echtes Armutszeugnis.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Unter der Führung des US-amerikanischen Kunsthistorikers Stokes (George Clooney) wird ein Trupp von Kunstexperten zusammengestellt, die nach der Zerstörung des Klosters auf dem Monte Cassino dafür Sorge tragen sollen, dass beim Vormarsch der Alliierten ein besonderes Augenmerk darauf gelegt wird, dass Kunstdenkmäler nicht Bombardements und Artilleriebeschuss zum Opfer fallen. Zugleich besteht eine weitere Aufgabe der Monuments Men darin, den von den Nazis geraubten Kunstschätzen aus bedeutenden Sammlungen und Museen nachzuspüren. Quer durch Europa geht die Jagd im schnellen Tempo, zwischendrin wird sentimentales Zeug geredet, gelacht und gestorben — wie es halt so ist im Leben.

Das Casting der Jäger der verlorenen Schätze wirkt wie eine halbgare Parodie auf Ocean’s Eleven, die sehr aufdringliche Filmmusik, die Marschmusik mit vorgetäuschter Heiterkeit paart, erinnert an eher zu vernachlässigende Werke aus den 1960er Jahren, die Schauspieler (unter ihnen befinden sich neben dem Nespresso-Dreamteam Clooney und Matt Damon auch Bill Murray, John Goodman und einige andere Darsteller) haben so wenig zu tun, dass sie ihren Part lustlos auf einer Arschbacke herunterreißen. Am bedauernswertesten in diesem Spiel ist noch Cate Blanchett, die als verführerische und natürlich sexuell libertäre Französin Claire Simon ungefähr so überzeugend wirkt wie Vladimir Putin als Verteidiger der Menschenrechte. All dies und verheerende Schnitzer bei der geographischen wie historischen Genauigkeit (nein, Mr. Clooney, Heilbronn ist nicht von schneebedeckten Alpengipfeln umgehen, sondern allenfalls von lieblichen Weinbergen) wäre vielleicht noch halbwegs unter dem Aspekt leichter Unterhaltungskost zu verkraften, doch erstens greift auch dieser in dem zusammengeschusterten Flickenteppich aus halbgaren Ideen und frechen Zitaten nicht und zweitens drückt sich in den selbstverständlich vollkommen lauteren Absichten der Monuments Men ein amerikanisch-knatternder auch kultureller Führungsanspruch aus, dass man sich in die schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges zurückversetzt sieht.

Die echten „Monuments Men“, die Beschützer der bedrohten Kunstwerke und historischen Bauten hätten jedenfalls ein würdigeres Denkmal verdient gehabt als diese (Verzeihung!) Klamotte, die bislang einer der größten Tiefschläge der Berlinale war.
 

Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (2014)

George Clooney und Matt Damon bei der Berlinale — das ist natürlich ohne jeden Zweifel eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Und als Festival von internationaler Strahlkraft darf man das natürlich auch nicht. Insofern ist die Auswahl von George Clooneys neuer Regiearbeit „Monuments Men“ eine absolut logische und folgerichtige Entscheidung.

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Meinungen

@Ketcham · 24.02.2014

Dann würde ich mal ins Kino gehen und sehen, ob die Kritik stimmt. Und dann hier Abbitte leisten ;-)

Ketcham Richard · 24.02.2014

Dank Joachim Kurz ist jegliches interesse an diesem film verloren gegangen. Man gewinnt den eindruck er war bereits voreingenommen und durch persönliche abneigung kam diese kritik zustande.

Tom · 23.02.2014

Der Film Monuments Men ist nicht sehr interessant wenn man andere Filme von George Clooney anzieht.
Darum 2 von 5 Punkten