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Was wäre die Vorweihnachtszeit ohne schmalzige Wohlfühlfilme, in denen die Glöckchen ordentlich klingeln und das Kaminfeuer knistert? Wenn dann auch noch eine junge Frau und ein junger Mann am Klavier von der Liebe singen, ist der Weg zum ersten Kuss und ewigen Glück vermutlich schon geebnet.

Mistletoe Ranch - Wo das Herz wohnt (2022)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Weihnachtslied, Weihnachtskuss ...

Es ist acht Jahre her, dass der junge Rancher und Pferdeliebhaber James (Jordi Webber) seiner Kindheitsfreundin Aimée (Mercy Cornwall) einen Antrag machte. Sie nahm an – doch dann starb ihre geliebte Mutter, und sie zog fort, um in New York als Fotografin zu arbeiten. Dort erreicht sie die Nachricht, dass James, der ihre geerbte Ranch verwaltet, das traditionelle Weihnachtsfest ausfallen lässt, zu dem ihre Familie seit ewigen Zeiten die Nachbarschaft aus dem Städtchen Snowy Oak einlädt. Aufgebracht kehrt Aimée für wenige Tage nach Hause zurück, um das Fest zu retten. James hat schlechte Nachrichten für sie: Die Ranch ist wirtschaftlich marode, und Aimée muss als Besitzerin die Weichen stellen. Wird sich die junge Frau für die Rettung der Ranch und – was in einem romantischen Weihnachtsfilm natürlich viel wichtiger ist – für den Mann entscheiden, der sie immer noch liebt?

Auf welchen Ausgang die Geschichte zusteuert, verrät nicht nur ihr deutscher Untertitel „Wo das Herz wohnt“. Von Anfang an dirigiert eine positive Stimmung, die naiv überhöht wirkt, das Geschehen. Der australische Spielfilm der Regisseurin Rhiannon Bannenberg und der Drehbuchautorin Claire J. Harris siedelt seine Handlung in Amerika an und schwelgt ungehemmt in sämtlichen Klischees über das Fest der Familie und der Liebe, die man aus US-Spielfilmen kennt.

Die Regisseurin und die Drehbuchautorin präsentieren somit einen klassisch anmutenden Weihnachtsfilm, der keinerlei Scheu vor Kitsch hat. Zwei Beispiele mögen verdeutlichen, in welcher Tonlage dieses Gute-Laune-Märchen erzählt wird: Kaum ist Aimée auf der Mistletoe Ranch eingetroffen, geht sie nachts auch schon mit der Laterne bei Schneetreiben in den Wald, zum Grab ihres Lieblingspferdes Holly. Das ist der Ort, an dem sie ihr Herz ausschüttet. Und James, der ernst dreinblickende Cowboy und Rancher, singt, beflügelt von Aimées Anwesenheit, bei der Arbeit im Stall bald wieder Weihnachtslieder —  schließlich war auch er einmal wie Aimée ein eingefleischter Fan von Weihnachten.

Woran könnte man merken, dass Regie und Buch von Frauen stammen? Vielleicht daran, dass hier einmal nicht der Mann, sondern die Frau in die große weite Welt zieht, um dann wiederzukehren und zu sehen, dass da noch eine treue Seele wartet. James hat außerdem eine aufgeweckte kleine Tochter aus der früheren Beziehung mit einer Sängerin, die ständig auf Tournee ist. Er kümmert sich um das Kind Juniper, das von der jungen Molly Belle Wright mit unwiderstehlichem Charme gespielt wird. Juniper fiebert natürlich dem Fest entgegen und freut sich unbändig, dass sie mit Aimée das Haus dekorieren und den Weihnachtsbaum schmücken darf. Im Nu herrscht auf der Mistletoe Ranch festliche Stimmung, und James‘ Mutter Sienna (Kimberley Joseph) übt mit dem Chor und der Enkelin für den Gesangsauftritt beim Fest, für das Aimée Karten an die Einwohnerschaft von Snowy Oak verschickt. Sienna ist die örtliche Pfarrerin, auch das mutet ein wenig fortschrittlich an. Außerdem stellt der Film Aimée letztlich doch nicht vor die altertümliche Wahl zwischen dem Leben auf dem Hof und der künstlerischen Karriere.

Die Charaktere haben jedoch vor allem die Aufgabe, gute Laune zu verbreiten und freundliche Worte zu sprechen. Ob sie damit auch glaubwürdig sind, scheint vollkommen unwichtig zu sein. Gutes Aussehen ist für die beiden Hauptdarsteller*innen Mercy Cornwall und Jordi Webber Pflicht, sie wirken stets wie aus einem Werbespot entsprungen. Aimée lächelt auch meistens wie eine gute Fee, zu der die kleine Juniper aufschaut. 

Was nimmt man mit aus diesem Film, außer einer üppigen Portion wohligem Weihnachtsgefühl – sofern einen die allzu positive und einfältige Geschichte nicht doch wieder ernüchtert? Vielleicht die auch nicht mehr neue, aber dennoch immer wieder überzeugende Botschaft vom Wert der Verwurzelung und der ländlichen Heimat. Nicht umsonst entscheiden sich die Charaktere dagegen, ein Stück der Ranch zu verkaufen, um den Rest zu retten – das wäre ihrer Meinung nach der Anfang vom Ende. Das Erbe der elterlichen Generation muss auch in Krisenzeiten bewahrt werden. Landbesitz und das traditionelle, naturnahe Leben versprechen Sicherheit und Kontinuität. Wenn junge Menschen in die Großstadt ziehen, muss das kein Weg ohne Wiederkehr sein.

Mistletoe Ranch - Wo das Herz wohnt (2022)

Aimée ist eigentlich gerade dabei als Assistentin eines international bekannten Fotografen ein Fotoshooting vorzubereiten, als sie einen Postsack voller Briefe erhält. Sie erfährt, dass die traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten in ihrer Heimatstadt, ursprünglich von ihrer verstorbenen Mutter ins Leben gerufen, abgesagt werden sollen. So kehrt sie nach acht Jahren zum ersten Mal auf die Mistletoe Ranch in Snowy Oak zurück, um sich selbst der Sache anzunehmen. Dort trifft sie auf James, ihre ehemalige Highschool Liebe. Er bewohnt mit seiner kleinen Tochter und dem pensionierten Verwalter Charlie die Ranch, die sie von ihrer Mutter geerbt hat und die in finanziellen Schwierigkeiten steckt, wie sie erfahren muss. James ist zunächst nicht begeistert von Aimees Ankunft. Doch sie sind gezwungen, Seite an Seite zu arbeiten, um die Ranch zu retten, und die Bitterkeit der letzten Jahre weicht alten Gefühlen der Zuneigung.

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