Megamind (2010)

Eine Filmkritik von Lida Bach

Schicksalsschläge eines Schurken

Die Bösen sind die besseren Helden. Besonders bei Kinderfilmen erfreuen sich sympathische Unholde in den letzten Monaten auffälliger Beliebtheit. Startete vor wenigen Wochen Ich – Einfach unverbesserlich in den deutschen Kinos, läuft nun mit Tom McGraths Megamind umgehend der nächste 3D-Animationsfilm an. Dass Schurken spannender sind, weil sie ungeniert Intrigen schmieden, meucheln und zerstören und die besseren Sprüche haben, wussten bereits schon Milton und Shakespeare. Kennt der Charakter keine Skrupel, muss der Drehbuchautor erst recht keine haben. Das Autorengespann Alan J. Schoolcraft und Brent Simons vermag es nicht, die eigenen moralischen Bedenken zu vertreiben, sie mit einigen netten Witzen zu kaschieren gelingt ihnen dafür umso besser.

Das kommt davon, wenn ein Kind schlechten Umgang hat! Nachdem seine Raumfähre in einem irdischen Gefängnis niedergegangen ist, nimmt der kleine Außerirdische sich die falschen Erwachsenen zum Vorbild. Noch viel verbrecherischer als diese will er werden, sobald er groß ist. Groß wird vor allem das Ego des blauhäutigen Außerirdischen (Sprecher: Will Ferrell), der überzeugt ist, ein „Megamind“ des Bösen zu sein. Andernorts wächst in einer Idealfamilie sein mit übermenschlichen Kräften begabter zukünftiger Widersacher MetroMan (Brad Pitt) heran. Als Erwachsene kämpfen Superschurke und Superheld fortan um ihre Heimatstadt Metro City und um die Reporterin Roxanne Ritchie (Tina Fey), die mit ihrem Kameramann Hal (Jonah Hill) über Megaminds Untaten berichtet. Als Megamind eines schlimmen Tages seinen Erzfeind besiegt, erweist sich die errungene Allmacht als erschreckend langweilig. Um einen neuen Heldengegner zu haben, erschafft er aus Hal den Superhelden Titan. Unglücklicherweise übertrifft dieser seinen Schöpfer nicht nur an Bosheit, sondern auch an Stärke. Doch wenn sich nicht Megamind gegen ihn stellt, wer dann?

Hinter der grellen Aufmachung versteckt McGraths Held wider Willen seinen Konservativismus, während die mäßig spannende Actionkomödie den ihren hinter der Titelfigur verbirgt. Verbrechen lohnt sich nicht, es gibt nichts Gutes, außer man tut es, so lautet die schlichte Moral von Megamind. Ihre originelle Grundidee eines Bösewichts in der Identitätskrise zu einem durchgängig spannenden Plot auszubauen, gelingt den Filmemachern nicht. Was ihrem Drehbuch fehlt ist der Mut, ihr unter der kunterbunten Oberfläche konventionelles Heldenmärchen in eine doppelbödige Geschichte über die Unmöglichkeit der Treue zu den eigenen Idealen in einer paradoxen Welt zu transformieren. Megaminds geistige Wendung ist ebenso vorhersehbar wie Roxannes Hilfe beim Kampf gegen den neuen Oberschurken. Dass hier ausnahmsweise der Böse dem Mädchen verfällt, könnte als originell gelten, wäre der Titelcharakter nur jemals richtig böse. Zwei große Kinder, die in bunter Verkleidung tagein tagaus das gleiche Spiel mit gleich verteilten Rollen spielen, scheinen Megamind und MetroMan zu sein. Das reife Mädchen Roxanne darf als Beuteobjekt mitmachen, das entführt und gerettet wird.

Tatsächlich verläuft Megaminds Alltag vor MetroMans Abdanken so fade wie sein Leben danach. Es ist nicht die gewohnte Abwechslung, die er vermisst, sondern die Routine. Auf Routine sind auch die Autoren bedacht, deren wenig einfallsreicher und an die Grundzüge von „Ich – Einfach unverbesserlich“ erinnernder Plot hauptsächlich dank der temporeichen Inszenierung von Tom McGrath Schwung gewinnt. Allzu offensichtlich ist Metro City dem Metropolis Supermans nachempfunden und die Reporterin Roxanne dessen Gefährtin Louis Lane. Die Querverweise auf das klassische Superhelden-Genre sind nicht die einzigen Gags des dreidimensionalen Kinderabenteuers, die in anderen Filmen schon origineller zu sehen waren. Auf ein Poster von Shepard Fairey (dessen Barack-Obama-Plakat mit dem Schriftzug Hope ihn weltberühmt machte) konnte bereits Robert Downey Jr. in Iron Man II blicken. Der Sarkasmus und die herzerwärmenden Charaktere des weit überlegenen Familienfilms Ich – Einfach unverbesserlich fehlen dem Genrenachfolger. Das Böse ist eben auch nicht mehr das, was es einmal war.
 

Megamind (2010)

Die Bösen sind die besseren Helden. Besonders bei Kinderfilmen erfreuen sich sympathische Unholde in den letzten Monaten auffälliger Beliebtheit. Startete vor wenigen Wochen „Ich – Einfach unverbesserlich“ in den deutschen Kinos, läuft nun mit Tom McGraths „Megamind“ umgehend der nächste 3D-Animationsfilm an.

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Meinungen

King · 28.12.2010

Der Film ist super >Daumen hoch

leonie · 27.12.2010

der film ist tooooooooooooooooooooooooooooool !!!!!!!!!!!!!!!!!!!