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Das Beste kommt zum Schluss? Dieser Spruch bewahrheitet sich für Steven Soderberghs „Magic Mike – The Last Dance“ leider nicht.

Magic Mike - The Last Dance (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Skip the Last Dance

Als Steven SoderberghsMagic Mike“ im Jahr 2012 in die Kinos kam, wurde der Film als frivoler Spaß für Hetero-Frauen mit vielen knackigen, tanzenden Typen vermarktet. Dass sich dahinter eine Tragikomödie verbarg, deren Geschichte lose auf den Erfahrungen des einst als Stripper auftretenden Hauptdarstellers Channing Tatum basierte, verlieh dem Werk etwas überraschend Subversives: Das Publikum strömte (größtenteils) herbei, um nackte Haut zu sehen, und erhielt letztlich eine durchaus ernsthafte Auseinandersetzung mit den Sonnen- und Schattenseiten der Stripperszene.

Der Film erzählte, wie der Protagonist Mike Lane als Möbeldesigner durchstarten will und dafür tagsüber als Bauarbeiter schuftet sowie abends in einem Stripclub blankzieht. Zudem zeigte er, wie dem Neuling Adam (Alex Pettyfer) das exzessive Clubleben zu Kopf steigt. Unter anderem dank Matthew McConaughey, der den exzentrischen Besitzer des Clubs mit spürbarer Freude verkörperte, verfügte Magic Mike über einen hohen Unterhaltungsfaktor – und hatte zugleich Tiefe und Herz. Die Fortsetzung Magic Mike XXL, die Soderberghs langjähriger Regieassistent Gregory Jacobs 2015 inszenierte, verabschiedete sich weitgehend von jener Tiefe und schilderte recht unbekümmert einen Roadtrip der Strippertruppe zu einer Convention in Myrtle Beach. Der Film war kaum mehr als eine Nummernrevue, aber immerhin in seiner Figurenzeichnung mitunter ziemlich charmant, etwa wenn er die Unsicherheiten der Männer und die Lust diverser Frauen thematisierte.

Und jetzt kommt Magic Mike – The Last Dance – wieder mit Soderbergh selbst auf dem Regiestuhl. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass die Möbelfirma des Titelhelden ein Opfer der Pandemie geworden ist und sich Mike deshalb als Barkeeper über Wasser halten muss. Auf einer Spendengala in Miami lernt er die Gastgeberin Maxandra Mendoza (Salma Hayek) kennen, die von Mikes Vergangenheit als Stripper erfährt und im Anschluss an das Event um eine Privatvorstellung bittet, für die sie 6.000 US-Dollar hinzublättern bereit ist.

Die Sequenz, in der Maxandra Mike dieses Angebot unterbreitet, würde auch als eigenständiger Kurzfilm funktionieren. Mit anderer Besetzung, aber identischen Dialogen könnte daraus ein beklemmend-bizarres Kammerspiel im Stil von Paradies: Liebe (2012) werden. Da Hayek indes umwerfend attraktiv ist, bleibt das Ganze im Rahmen einer hübschen Erotikkomödie, die uns im weiteren Verlauf eine Art Kamasutra-Übung mit (zunehmend weniger) Klamotten präsentiert: Mikes Tanzeinlage wird zum heißen, athletischen Vorspiel und – Vorsicht, Spoiler! – bei aller Heuchelei, die in der Romantisierung dieses Machtgefälles liegt, zum einzig originell gestalteten Moment dieses Films. Die beiden landen zusammen im Bett – und Maxandra überredet Mike, mit ihr für einen Monat nach London zu reisen, da sie dort ein kreatives Projekt für ihn habe. Wie Mike schließlich erfährt, soll er in einem alten Theater, das Maxandra durch die Trennung von ihrem reichen Mann zugesprochen wurde, als Choreograf eine Tanzshow auf die Beine stellen. Wenn er es durchzieht, will sie ihm dafür 60.000 Dollar zahlen.

Von einer revolutionären Show, die so ekstatisch und transzendierend wie jener Privattanz von Mike sein soll, ist die Rede – sowie von der Macht der Frauen, die sich darin zeigen solle. Diese Worte bleiben jedoch ebenso bloße Behauptung wie alles andere in Magic Mike – The Last Dance. Der Film und die Show, die im letzten Akt zur Aufführung kommt, sind so pseudo-feministisch und oberflächlich wie etliche schlecht gealterte Dramödien der 1980er und 1990er Jahre, die sich progressiv geben, aber bei näherer Betrachtung doch eher völlig bieder und banal bleiben.

Die von Hayek erstaunlich einfallslos und stereotyp interpretierte High-Society-Lady wirkt wie aus einem müden Disney-Ulk – weshalb es passt, dass auch die meisten Konflikte, die sie umgeben, in Manier eines enttäuschend unterkomplexen Nachmittagsprogramms für Kinder „gelöst“ werden, begleitet von Gags, die mit „Bitte kichern!“ untertitelt werden könnten. Maxandras Butler Victor (Ayub Khan-Din), eine sehr, sehr britische One-Liner-Maschine, und ihre neunmalkluge Adoptivtochter Zadie (Jemelia George) unterstreichen diesen Eindruck noch.

Dass einige Dialogpassagen sowohl dramaturgisch als auch ästhetisch wie Telenovela-Szenen anmuten, ist bedauerlich. Dass die Tänzer, die für die Show gecastet werden, namen- und charakterlos bleiben, obwohl es gerade zur Stärke der ersten beiden Teile zählte, die Stripper zu markanten Charakteren zu machen, ist eine fragwürdige Entscheidung. Und dass die Show letztlich in einer ambitionslosen Art und Weise gefilmt wird, die einfach wie der Videomitschnitt des Events wirkt, ist irgendwie schade.

Am schlimmsten ist allerdings die Verlogenheit, die Magic Mike – The Last Dance in Bezug auf die gestählten Körper hat, die hier im Zentrum stehen. In einem Interview erzählte Tatum kürzlich, wie unnatürlich und gar ungesund es sei, sich einen solchen Körper anzutrainieren („You have to starve yourself“). Als Mike wiederum von der verblüfft-faszinierten Maxandra gefragt wird, wie er so einen Körper haben könne, entgegnet er lapidar (und ohne erkennbare Ironie), das liege schlicht an den „Genen von Mom und Paps“. Wir sehen ihn kein einziges Mal trainieren. Wir hören kein Wort über überzogene Körperbilder, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben und das Schönheitsideal von Abercrombie&Fitch-Reklame unreflektiert feiern. Wäre der Film ein Feuerwerk der Unterhaltung, ließe sich womöglich einwenden, dass Kino auch einfach mal Vergnügen bereiten darf, ohne Anspruch auf Realitätsnähe. Dafür fehlt es Magic Mike – The Last Dance hingegen an Witz und Klasse. Diesen letzten Tanz können wir wirklich alle auslassen.

Magic Mike - The Last Dance (2023)

„Magic“ Mike Lane (Tatum) kehrt nach einer längeren Auszeit auf die Bühne zurück. Nachdem ein Geschäftsabschluss krachend gescheitert ist, muss sich der mittellose Mike nun mit Barkeeper- Auftritten in Florida über Wasser halten. Dann macht ihm eine wohlhabende Society-Lady (Hayek Pinault) ein Angebot, das er nicht ablehnen kann. In der Hoffnung, damit seinen letzten großen Job zu absolvieren, reist er mit ihr nach London – und stellt bald fest, dass seine Auftraggeberin eine ganz eigene Agenda verfolgt. Als Mike herausfindet, was sie wirklich vorhat, steht alles auf dem Spiel. Wird es ihm (und der Gruppe heißer neuer Tänzer, die er in Form bringen muss) gelingen, die ganz große Show durchzuziehen?

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Meinungen

Chloe · 26.02.2023

Magic Mike, selten so einen schlechten Film gesehen. Gut ein paar Tanzeinlagen waren gut, aber die Erotik Szenen waren so billig. Dass sich Selma Hayek für solch eine low budget Film hergibt. Die ersten 10 Minuten dachte ich ok, wird noch. Langatmig, Geld rausgeworfen. Ich wollte nach 20 min das Kino verlassen. mein sagte Strafe muss sein, du wolltest da rein...