Madame L’Eau

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 11. März 2010, WDR, 23:15 Uhr

Wasser ist eine der bedeutsamsten und kostbarsten Ressourcen überhaupt, und ohne eine ausreichende Menge dieser lebensspendenden und -erhaltenden Flüssigkeit sind selbst die ambitioniertesten Projekte im Kampf gegen das existentielle Elend dieser Erde per se zum Scheitern verurteilt. Madame L’Eau von Jean Rouch aus dem Jahre 1992 stellt zum einen – wie bereits der Titel transportiert – eine respektvolle Verbeugung vor diesem Element dar sowie andererseits die kuriose Geschichte eines Entwicklungsprozesses von der ersten Idee bis hin zum erfolgreichen kleinen Bewässerungsprojekt.
Aus Sorge um die drohende Vertrocknung ihrer Felder folgen drei Männer aus Niger – Damouré Zika, Lam Ibrahim Dia und Tallou Mouzourane – dem Einfall, die dringend notwendige Bewässerung durch den Einsatz von Windmühlen zu sichern. Zu diesem Zweck wird für die Bauern eine Studienreise nach Holland organisiert, wo sie nicht nur das landestypische Phänomen der Windmühlen persönlich in Augenschein nehmen, sondern sich auch ausgiebig in Fachkreisen über die Funktionalität dieser dynamischen Riesen informieren. Mal per Fahrrad, dann wieder im Cadillac des niederländischen Ministers für Entwicklungshilfe unterwegs stellen die drei Nigrer interessante Vergleiche der lokalen Flora und Fauna mit ihren heimischen Gegebenheiten an. Und zurück im Niger, als die erste Windmühle mit tatkräftiger Unterstützung aus Holland dann tatsächlich erbaut ist, taucht dann prompt der Gedanke auf, doch auch einmal Tulpen anzupflanzen, selbstverständlich schwarze …

1993 im Forum der Berlinale aufgeführt und dort mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnet markiert Madame L’Eau ein spätes Werk innerhalb des umfangreichen Schaffens des französischen Ethnologen – eines Schülers von Marcel Mauss – und Filmemachers Jean Rouch (1917-2004), der als Begründer des Cinéma vérité gilt, das Drehen im 35mm-Format favorisierte und zeitlebens über 120 Filme realisierte. Diese ebenso charmante wie nachdenklich stimmende Dokumentation überwindet durch das Engagement aller Beteiligten die Abgründe kultureller Distanzen und verweilt nicht in purer Betrachtung, sondern zeugt von einer intensiven Interaktion zwischen dem Filmteam und den mitwirkenden Protagonisten, die sich in einem fruchtbaren Prozess der Kooperation niederschlägt.

Madame L’Eau

Wasser ist eine der bedeutsamsten und kostbarsten Ressourcen überhaupt, und ohne eine ausreichende Menge dieser lebensspendenden und -erhaltenden Flüssigkeit sind selbst die ambitioniertesten Projekte im Kampf gegen das existentielle Elend dieser Erde per se zum Scheitern verurteilt.
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