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Will Speck und Josh Gordon präsentieren mit „Lyle – Mein Freund, das Krokodil“ eine schwungvoll inszenierte Musicalkomödie, die von ihren liebenswürdigen Figuren lebt.

Lyle - Mein Freund, das Krokodil (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Paddingtons Reptilien-Buddy

Es dürfte keinen Menschen – oder sagen wir: keinen Menschen mit Herz – geben, der den britischen Familienfilm „Paddington“ (2014) nicht absolut zauberhaft findet. Dass die Leinwand-Adaption der beliebten Kinderbuchreihe ein Sequel (welches sogar noch ein bisschen charmanter ist) bekam und demnächst mit einem weiteren Teil fortgesetzt werden soll, ist wohl ebenso wenig überraschend wie die Tatsache, dass ähnliche Werke versuchen, an den Erfolg des sprechenden Bären anzuknüpfen.

Mit Lyle – Mein Freund, das Krokodil geht nun ein solcher Vertreter an den Start – und hat dabei durchaus nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen zu werden. Statt in London sind wir hier in New York City – und wie im Paddington-Universum ist die gezeigte Stadt eher eine Märchenversion des realen Vorbildes: ein Ort des Abenteuers, an dem aber ebenso diverse Gefahren und Lektionen lauern. Und auch bei dem von Josh Gordon und Will Speck inszenierten Film diente eine Kinderbuchreihe, geschrieben von Bernard Waber (1921-2013), als Basis für einen Plot, in dem ein Tier mit menschlichen Zügen auf eine Familie trifft.

Ehe es dazu kommt, wird das kleine Krokodil Lyle in einem Zoofachgeschäft von dem Unterhaltungskünstler Hector P. Valenti (Javier Bardem) entdeckt. Zwar spricht Lyle nicht, doch er kann tanzen und singen (im Original mit der Stimme des kanadischen Pop-Stars Shawn Mendes). Valenti will das begabte Reptil zu seinem Bühnenpartner machen. Die beiden proben gemeinsam und werden, wie es in der ersten Nummer des Films heißt, zu einem „fantastischen Gespann“. Aber vor Publikum ist Lyle am großen Abend der Premiere plötzlich wie versteinert und bekommt keinen Ton heraus. Um das verlorene Geld wieder einzunehmen, geht Valenti allein auf Tournee und lässt Lyle im mehrstöckigen Apartment zurück, in das 18 Monate später die Familie Primm einzieht – ohne zu ahnen, dass sich Lyle auf dem Dachboden versteckt.

Die Mischung aus Live-Action und CGI, die Menschen mit animierten Tieren interagieren lässt, wird tricktechnisch rundum solide umgesetzt. Das komödienerfahrene Regie-Duo Speck und Gordon (Die Eisprinzen, Dirty Office Party) hat zudem ein gutes Gespür für Tempo und Timing, sodass die 106 Minuten locker und kurzweilig ausfallen. Die größte Stärke des Films ist indes die Zeichnung der Familie, von der Lyle bald ein Teil wird. Der verwitwete Mathematiklehrer Mr. Primm (Scoot McNairy), seine neue Frau, die Kochbuchautorin Mrs. Primm (Constance Wu), und der Sohn Josh (Winslow Fegley) sind eine sympathische Familie; jedes Mitglied kämpft mit eigenen Ängsten und Sorgen. Josh wird von dem 2009 geborenen Winslow Fegley als hochsensibler Junge gespielt, dem es zunächst äußerst schwerfällt, mit dem urbanen Lärm zurechtzukommen, und der abends „Wie man in der Schule Freunde findet“ googelt, um Anschluss zu bekommen – insbesondere an die Clique um seine Mitschülerin Trudy (Lyric Hurd), die für eine Talentshow probt.

Lyle dient dabei sowohl in Joshs Erzählstrang als auch für beide Elternteile als Katalysator, um den Figuren zu mehr geistiger Freiheit und Selbstbewusstsein zu verhelfen. Doch das Reptil, das gerne heiß badet und Kaviar verspeist, erhält auch seine eigene Geschichte, die mit dem Prolog vorbereitet wird. Denn eines Tages kehrt Valenti zurück – und ist immer noch bestrebt, Lyle zu einem Showman zu machen. Der Titelheld erinnert in vielen Momenten an einen typischen Teenager – ein „Pubertier“, das zu laut Musik hört, zu viel ungesunden Kram isst und seinen richtigen Weg erst noch finden muss. Im Vater-Sohn-ähnlichen Verhältnis zu Valenti geht es auch um die Frage, ab welchem Punkt das Talent eines jungen Wesens – sei es (wie in diesem Fall) ein singendes und tanzendes Krokodil oder zum Beispiel ein musisch begabtes Kind – nicht mehr nur gefördert, sondern schlichtweg ausgebeutet wird.

Mit einer Befreiungsaktion und einem Finale in einer Live-Show setzt Lyle – Mein Freund, das Krokodil im letzten Drittel noch etwas auf Action; zudem muss der fiese Nachbar Mr. Grumps (Brett Gelman) überlistet werden. Die Magie von Paddington und dessen Fortsetzung vermag der Film nicht ganz zu erreichen; dennoch bietet er sympathische, souverän gemachte Unterhaltung.

Lyle - Mein Freund, das Krokodil (2022)

Nach dem Umzug der Familie Primm nach New York, findet ihr junger Sohn Josh es schwierig, sich an die neue Schule zu gewöhnen und neue Freunde zu finden. All das ändert sich, als er Lyle entdeckt – ein singendes Krokodil, das gerne badet, Kaviar liebt und gute Musik. Und das oben auf dem Dachboden seines neuen Hauses lebt. Die beiden werden schnell beste Freunde. Doch als Lyles Existenz von dem bösen Nachbarn Mr. Grumps bedroht wird, müssen die Primms zusammen mit Lyles charismatischem Besitzer Hector P. Valenti versuchen, der Welt zu zeigen, dass Familien auf die ungewöhnlichste Art und Weise entstehen können. Und dass nichts falsch daran ist, wenn man ein großes, singendes Krokodil ist, das eine noch größere Persönlichkeit hat.

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Meinungen

Rafael · 07.12.2022

Er hätte noch eine Stimme bekommen sollen dass er sprechen kann so macht das den Film noch schöner