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Vieles von dem, was in „Lunana – Das Glück liegt im Himalaya“ passiert, ist vorhersehbar, aber das macht überhaupt nichts. Der Film überzeugt mit seinem ganz eigenen Charme und damit, ein Fenster zur Welt zu sein. Und lehrt dem Publikum so einiges.

Lunana - Das Glück liegt im Himalaya (2019)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Die Zukunft berühren

Bhutan gilt gemeinhin als das glücklichste Land der Welt. Das Glück der Bevölkerung als nationales Ziel hatte eine lange Tradition in dem kleinen buddhistischen Königreich am Himalaya gehabt, bevor es als erstes Land neben dem Bruttosozialprodukt das Bruttonationalglück definierte. Dem Land ist das Glück seiner Menschen also wichtig, und doch verlassen viele davon ihre Heimat, um anderswo das Glück zu suchen. Davon handelt auch das Regiedebüt von Pawo Choyning Dorji, „Lunana – Das Glück liegt im Himalaya“, das die Geschichte eines jungen Lehrers erzählt, der nach Australien auswandern und dort Karriere als Musiker machen möchte.

Ugyen (Sherab Dorji) ist ein junger Lehrer in Thimphu, der seinen Job aber nicht so recht ernst nehmen mag. Deshalb wird er kurzerhand für sein letztes Pflichtjahr nach Lunana versetzt, dem abgelegensten Dorf des Landes. Zeitgleich läuft sein Visumsantrag für die Australienreise, und deshalb bricht Ugyen eher unwillig in den bhutanischen Norden auf.

Die Reise nach Lunana dauert lange: Mit dem Bus nach Gasa, von dort aus acht Tage lang zu Fuß bis zu der kleinen Gemeinde in den Bergen. Mit Hilfe zweier Yak-Hirten macht sich Ugyen auf den Weg über das Gebirge und kommt schließlich – sehnlichst und voller Respekt von der gesamten Dorfgemeinschaft erwartet – in Lunana an.

Ugyen ist überrascht von der Ehrfurcht, die man ihm entgegenbringt, aber auch schockiert von der Lebensweise auf dem Dorf, und er entscheidet sofort nach seiner Ankunft, dass er hier weder bleiben will noch unterrichten kann. Aber natürlich kommt es anders. Ugyen bleibt ein paar Tage, dann ein paar Wochen.

„Der Städter“, wie Ugyen sich selbst immer wieder bezeichnet, lebt sich ein, wird kreativ, entwickelt einen Ehrgeiz, den Kindern der Gemeinschaft ein guter Lehrer zu sein und ihnen so viel wie möglich beizubringen. Lehrer berühren die Zukunft, heißt es in Lunana, und das nimmt Ugyen plötzlich ernst. Darüber hinaus lernt er die Menschen und ihre Geschichten kennen, ist beeindruckt von ihrer Klugheit, Reinheit und Genügsamkeit, und man hat das Gefühl, dass er eigentlich nicht mehr von hier weg möchte. Dann aber erreicht ihn das Paket seines besten Freundes aus Thimphu und mit ihm das langersehnte Visum für Australien.

Die Handlung von Lunana – Das Glück liegt im Himalaya ist recht vorhersehbar, aber das stört nicht. Der Film hat andere Qualitäten: Er gibt Einblicke in eine archaische Lebensweise, das einfache Leben der Bergbevölkerung und tatsächlich auch in das Wesen des Glücks in Bhutan. Es sind diese Menschen in Lunana, die durch und durch glücklich scheinen – trotz der Schicksalsschläge und Widrigkeiten, die ihnen das Leben entgegenbringt.

Für das deutsche Publikum ist Lunana – Das Glück liegt im Himalaya außerdem wie ein Fenster in die Welt, denn auch schon die Denk- und Lebensweise in der bhutanischen Hauptstadt dürfte den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern fremd sein. Und das ist das Verdienst des Kinos (oder derjenigen Verleiher, die Filme wie diesen in die Kinos bringen): Welten auf die Leinwand zu bringen, die einem fern sind, die man kennenlernen und von denen man lernen kann.

Die Musik spielt nicht nur für Ugyen eine große Rolle: Eigentlich will der ausgebildete Lehrer ein berühmter Popsänger werden; seine Chance dazu sieht er in Australien. Letztendlich wird er aber feststellen müssen, dass ihm als Musiker viel weniger Menschen richtig zuhören werden als im Klassenraum die wissbegierigen Kinder, die ihn verehren und über alles lieben. Ugyen selbst aber lauscht – ebenso neugierig und lernwillig – den wunderschönen Liedern der Yak-Hirten, und da tut sich für ihn eine neue Welt auf. Und er muss sich entscheiden, wo er lieber stehen will – auf der Bühne oder vor der Wandtafel eines Klassenzimmers.

Lunana - Das Glück liegt im Himalaya (2019)

Ugyen ist ein junger Lehrer, der seinen Beruf nicht mag. Stattdessen möchte er Sänger werden. Doch bevor er diesem Traum nachgehen kann, wird er in die abgelegenste Schule der Welt im Himalaya versetzt. Zu Beginn findet er das schrecklich und ihm ist das neue Umfeld gänzlich fremd. Doch dann geht eine Veränderung in ihm vor.

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Meinungen

Christian Stucki · 26.12.2022

Ein berührender Film, der von den Bildern und den Gesichtern lebt. In einer Zeit, in der über die Schulen bei uns gestritten wird, zeigt der Film auf was es ankommt. Einfachheit und innere Werte sind es, die berühren.

Sylvia · 21.01.2022

Ein sehr, sehr berührender Film, der tief ins Herz geht und Alles, was derzeit unsere Leben auf den Kopf stellt, wunderbar relativiert. Was ist wirklich wichtig im Leben?! Und haben wir nicht gerade eine große Chance, sehr viel, was uns belastet, in Frage zu stellen und ziehen zu lassen zugunsten inneren und weltweiten Friedens....

Magdalena Schedel · 14.01.2022

Danke für die Benachrichtigung „Lunana“